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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Ein halbes Kind noch. Auf grausame Weise umgebracht, die Kehle durchgeschnitten.«
    Er hatte absichtlich in dieser Steigerung von dem zarten Alter des Opfers gesprochen.
    Tatsächlich breitete Spitaleri dann auch die Arme aus, so als wollte er sich gegen eine Kraft wehren, die ihn rückwärts drängte, er versuchte aufzustehen, doch seine Beine gaben nach, sein Atem versagte, und er fiel wieder auf den Stuhl.
    »Wasser!«, brachte er gerade noch heraus.
    Sie gaben ihm Wasser, sie ließen ihm sogar einen Cognac aus der Kaffeebar kommen. »Geht es Ihnen besser?«
    Spitaleri, der noch nicht wieder in der Lage schien zu sprechen, gab durch ein Zeichen mit der Hand zu verstehen, dass er sich so lala fühlte.
    »Hören Sie, Signor Spitaleri, für den Augenblick rede ich, und Sie nicken oder schütteln den Kopf. Einverstanden?« Der Landvermesser senkte den Kopf, was Ja bedeutete. »Der Mord an dem Mädchen kann nur am Tag, bevor das geheime Stockwerk endgültig mit Sandstein zugeschüttet wurde, oder direkt an diesem Tag begangen worden sein. Wenn er tags zuvor geschehen ist, hat der Mörder die Leiche irgendwo versteckt und sie erst am folgenden Tag gerade noch rechtzeitig hineingeschafft, weil danach der Zugang unmöglich gewesen wäre. Klar?« Zeichen für Ja.
    »Wurde der Mord hingegen am letzten Tag verübt, hat der Mörder nur einen Durchgang freigelassen, hat das Mädchen da durchgehen lassen, es da drinnen vergewaltigt, ihm die Kehle durchgeschnitten und es in die Koffertruhe gesteckt. Dann hat er die Wohnung verlassen und den einzigen Zugang zugemacht. Stimmen Sie mir zu?« Spitaleri breitete die Arme aus, um zu bedeuten, dass er nicht wusste, was er dazu sagen sollte. »Haben Sie die Arbeiten bis zum letzten Tag beaufsichtigt?«
    Der Landvermesser machte das Zeichen für Nein. »Wie kommt das?«
    Spitaleri streckte die Arme aus und gab zugleich einen dröhnenden Laut von sich:
    »Ooooooooo…«
    Ahmte er ein Flugzeug nach?
    »Saßen Sie in einem Flugzeug?«
    Zeichen für Ja.
    »Wie viele Maurer waren da, um dieses Stockwerk zuzuschütten?«
    Spitaleri hob zwei Finger.
    Konnte man so denn weitermachen? Die Vernehmung war auf dem besten Weg, zur Farce zu werden. «Signor Spitaleri, meine Eier fangen gleich an zu dampfen, wenn ich Sie so antworten sehe. Außerdem frage ich mich, ob Sie uns nicht wie Idioten behandeln und für blöd verkaufen.«
    Dann wandte er sich an Fazio.
    »Hast du dich das nicht auch gefragt?«
    »Ja, genau das hab ich mich auch schon gefragt.«
    »Na, dann weißt du ja, was zu tun ist: Bring ihn ins Bad, zieh ihn nackt aus und stell ihn so lange unter die Dusche, bis er wieder zu sich gekommen ist.«
    »Ich will meinen Rechtsanwalt!«, schrie Spitaleri, der auf wundersame Weise wieder zu Atem gekommen war.
    »Macht es Sinn, diese Geschichte in die Öffentlichkeit zu tragen?«
    »Inwiefern?«
    »Insofern als ich die Journalisten rufe, wenn Sie Ihren Rechtsanwalt rufen. Ich würde doch meinen, Sie haben die eine oder andere Vorgeschichte, was kleine Mädchen angeht… Wenn die anfangen, Ihnen den Prozess in der Öffentlichkeit zu machen, sind Sie jedenfalls erledigt. Wenn Sie dagegen kooperieren, sind Sie in fünf Minuten draußen.«
    Totenbleich wurde der Landvermesser von einem plötzlichen Zittern erfasst. »Was wollen Sie denn noch wissen?«
    »Sie haben eben gesagt, dass Sie die Arbeiten nicht bis zum Ende beaufsichtigt haben, weil Sie weggeflogen sind. Wie viele Tage vorher?«
    »Ich bin am Morgen des letzten Arbeitstages abgereist.«
    »Und erinnern Sie sich auch, wann dieser letzte Tag war?«
    »Der 12. Oktober.«
    Fazio und Montalbano sahen einander an. »Dann können Sie mir also sagen, ob in dem Wohnzimmer außer den in Zellophan verpackten Türen und Fenstern auch eine Koffertruhe war.«
    »Die war da.«
    »Sind Sie sich da ganz sicher?«
    »Absolut sicher. Und sie war leer. Signor Speciale hatte sie runterbringen lassen. Er hatte sie gebraucht, um ein paar Sachen aus Deutschland herzubringen. Und weil sie halb kaputt und praktisch nicht mehr geeignet war, um etwas darin zu transportieren, hat er sie, statt sie wegzuwerfen, ins Wohnzimmer gestellt. Er sagte, er hätte vielleicht noch mal Verwendung dafür.«
    »Nennen Sie mir die Namen der beiden Maurer, die für die Arbeiten bis zuletzt dort geblieben waren.«
    »An die erinnere ich mich nicht.«
    »Dann ist es besser, dass Sie Ihren Rechtsanwalt rufen«, sagte Montalbano. »Denn ich beschuldige Sie der Komplizenschaft bei

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