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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ich ihn finden?« «Filiberto? Der ist auch Wachmann auf der Baustelle, auf der wir gerade arbeiten. Und deshalb schläft er auch da.«
    »Im Freien?«
    »Nicht doch, da gibt's 'n Container aus Wellblech.«
    »Sagen Sie mir ganz genau, wo sich die Baustelle befindet.«
    Dipasquale sagte es ihm. »Erzählen Sie weiter.«
    »Aber ich hab Ihnen doch schon alles gesagt, was ich weiß! Montagmorgen haben wir ihn dann gefunden. Er war vom Gerüst der dritten Etage gestürzt. Er war total besoffen über das Schutzgeländer geklettert. Das war ein schreckliches Unglück, sag ich Ihnen!«
    »Für heute machen wir hier Schluss.«
    »Dann kann ich jetzt gehen?«
    »Einen Augenblick noch. Waren Sie dabei, als die Arbeiten beendet wurden?« Dipasquale war bass erstaunt.
    »Aber die Bauarbeiten in Montelusa sind doch noch gar nicht fertig!«
    »Ich rede von der Villetta in Pizzo.«
    »Aber hatten Sie denn nicht gesagt, dass Sie mich wegen dem Araber herbestellt haben?«
    »Jetzt habe ich es mir eben anders überlegt. Ist das für Sie in Ordnung?«
    »Muss ja wohl, was bleibt mir anderes übrig.«
    »Sie wissen natürlich, dass in Pizzo ein ganzes Stockwerk gesetzwidrig gebaut wurde?«
    Dipasquale zeigte sich weder überrascht noch verwirrt. »Sicher weiß ich das. Aber ich habe nur getan, was man mir gesagt hat.«
    »Kennen Sie die Bedeutung des Wortes Mittäterschaft?«
    »Kenn ich.«
    »Und was sagen Sie mir dazu?«
    »Ich sage Ihnen, dass es Mittäterschaft und Mittäterschaft gibt. Wenn man das Mittäterschaft nennt, dass man einem hilft, ein Stockwerk gesetzwidrig zu bauen, wäre das so, als würde man einen Piks mit einer Stecknadel als tödliche Verletzung bezeichnen.«
    Sieh mal an, sogar ein Dialektiker war er, der Signor Polier.
    »Sind Sie bis zum Ende der Bauarbeiten in Pizzo gewesen?«
    »Nein. Vier Tage vor dem Ende der Arbeiten hat Signor Spitaleri mich nach Fela geschickt, um dort eine neue Baustelle einzurichten. Aber wissen Sie, das meiste in Pizzo war ja gemacht. Nur das geheime Stockwerk musste noch verpackt und mit Sandstein zugeschüttet werden. Das war eine leichte Arbeit, da brauchte man keine Aufsicht. Ich erinnere mich, dass ich zwei Maurer damit beauftragt habe, aber die Namen von denen habe ich vergessen. Aber wie ich schon zu Signor Spitaleri gesagt habe, diese Namen kann man herausfinden, wenn man…«
    »Ja, der Landvermesser ist schon nachschauen gegangen. Hören Sie, wissen Sie, ob Signor Speciale bis zum Ende der Arbeiten geblieben ist?«
    »Solange ich da war, war er da. Und da war auch dieser verrückte Stiefsohn von ihm, ein Deutscher.«
    »Wieso sagen Sie, er war verrückt?«
    »Weil er es war.«
    »Erzählen Sie mir, was er denn so Verrücktes getan hat.«
    »Der war in der Lage, eine Stunde lang im Handstand mit den Beinen in der Luft dazustehen. Und er fraß Gras und ging dabei auf allen vieren, wie Schafe.«
    »Das war alles?«
    »Wenn er mal musste, zog er sich die Hose runter und machte es vor aller Augen, ohne sich zu schämen.«
    »Inzwischen gibt es viele wie ihn, wissen Sie? Sie sagen, sie lieben die Natur und deshalb … Alles in allem kommt es mir nicht so vor, als hätte der Deutsche sich so wahnsinnigverrückt aufgeführt.«
    »Warten Sie. Eines Tages ging er zum Strand runter. Da waren Leute. Und er kam auf die Idee, sich splitternackt auszuziehen und mit seinem zockelnden Schwanz einem jungen Mädchen nachzulaufen.«
    »Und wie ging's aus?«
    »Es ging so aus, dass ein paar Jungs, die auch dort waren, ihn schnappten und ihm eine Lektion erteilten.« Konnte ja sein, dass Ralf es sich in den Kopf gesetzt hatte, der Faun von Mallarmé zu sein. Aber was der Polier ihm da sagte, war ziemlich interessant.
    »Kennen Sie vielleicht noch andere Geschichten dieser Art?«
    »Ja. Man hatte mir gesagt, dass er genau dasselbe mit einem anderen Mädchen gemacht hätte, das er auf der kleinen Straße getroffen hatte, die von der Provinzialstraße nach Pizzo führt.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Kaum hatte er sie gesehen, zog er sich nackt aus und machte sich daran, sie zu verfolgen.«
    »Und das Mädchen? Wie hat sie sich gerettet?«
    »Genau in diesem Augenblick kam Signor Spitaleri im Auto vorbei.«
    Just der richtige Mann im richtigen Augenblick! Montalbano fielen gleich mehrere Redensarten dazu ein ein: vom Regen in die Traufe, zwischen Hammer und Amboss … Er ärgerte sich über die Banalität seiner Gedanken. »Sagen Sie, wusste Signor Speciale denn von dem Treiben seines

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