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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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für Kugeln?«
    »So welche, die man an der Decke festmacht. Jetzt probier ich's noch weiter bei anderen Geschäften.«
    Montalbano wartete eine halbe Stunde, dann, als offensichtlich wurde, dass mit Fazio nicht zu rechnen war, ging er essen. Er musste nicht mehr tun, als sich ins Auto zu setzen und das bisschen Weg zurückzulegen, um mit einem völlig durchgeschwitzten Hemd bei der Trattoria anzukommen.
    »Dottore«, sagte Enzo, »es ist viel zu heiß für warme Gerichte.«
    »Und was hast du sonst?«
    »Wären Sie einverstanden mit einem großen Teller Antipasto di mare mit Garnelen, Krebsen, Kraken, Sardellen, Sardinen, Miesmuscheln und Venusmuscheln?«
    »Durchaus einverstanden. Und als Hauptgang?«
    »Meerbarben mit kleinen Zwiebelchen, die kalt eine Herrlichkeit sind. Und als Dessert, um den Mund zu erfrischen, hat meine Frau ein Zitronensorbet zubereitet.« Sei es wegen der Hitze, sei es wegen seines prall gefüllten Bauchs - er verzichtete auf den gewohnten Spaziergang auf der Mole und fuhr nach Marinella. Er öffnete sämtliche Türen und Fenster in der vergeblichen Hoffnung auf einen wenn auch noch so leichten Durchzug, legte sich nackt auf das Bettlaken und schlief eine Stunde. Anschließend zog er die Badehose an und ging schwimmen, auch auf die Gefahr hin, dadurch einen Blutstau auszulösen.
    Er erfrischte sich gründlich, und kaum war er wieder im Haus, überkam ihn die Lust, Livias Stimme zu hören. Was tun? Er entschloss sich, seinen Stolz beiseitezuschieben, und rief an.
    »Ach, du bist's«, sagte Livia, die weder überrascht noch erfreut klang.
    Oder sagen wir's einfach rundheraus: Die Arktis konnte kaum eisiger sein.
    »Wie war die Rückfahrt?«
    »Grauenhaft. Große Hitze, die Klimaanlage im Auto ist kaputtgegangen, und als wir bei einer Raststätte kurz hinter Grosseto angehalten haben, war Bruno plötzlich verschwunden.«
    »Der Kleine hat offenbar ein Talent dafür.«
    »Ich bitte dich, versuch jetzt nicht, witzig zu sein.«
    »Ich habe lediglich etwas festgestellt. Wo hat er dann letztendlich gesteckt?«
    »Wir haben zwei Stunden lang nach ihm gesucht. Er hatte sich im Führerhaus eines Lastwagens versteckt.«
    »Und der Fahrer?«
    »Der hat nichts gemerkt, der schlief. So, ich muss jetzt los.«
    »Wo gehst du denn hin?«
    »Mein Cousin Massimiliano ist da, er wartet unten vor dem Haus auf mich. Du hast mich jetzt nur erwischt, weil ich auf einen Sprung hier war, um ein paar Sachen zu holen.«
    »Wo bist du denn gewesen?«
    »Bei Guido und Laura.«
    »Und jetzt fährst du weg?«
    »Ja, mit Massimiliano. Wir machen eine kleine Tour mit seiner Yacht.«
    »Wie viele seid ihr?«
    »Ich und er. Ciao.«
    »Ciao.«
    Woher hatte der werte Cousin Massimiliano nur das Geld, um sich eine Yacht zu leisten, wo er doch nichts arbeitete und den ganzen Tag nur Fliegen zählte? Es war wohl besser, wenn er nicht mehr anrief.
    Er war gerade im Begriff, aus dem Haus zu gehen, als das Telefon klingelte.
    »Hallo?«
    »Außerdem bist du ein Mann, der sein Wort nicht hält!« Das war Livia, die offensichtlich Streit suchte. »Ich?!«
    »Ja, du!«
    »Und dürfte ich vielleicht erfahren, wann ich mein Wort nicht gehalten habe?«
    »Du hast mir geschworen, dass in Vigàta im Sommer keine Morde begangen werden.«
    »Wie kannst du nur so etwas behaupten? Geschworen! Ich habe allenfalls gesagt, dass jeder, der bei dieser Sommerhitze einen Mord plant, die Sache wohl eher auf den Herbst verschiebt.«
    »Und wie kommt es dann, dass Guido und Laura ihr Bett mitten im August mit einem Mordopfer teilen mussten?«
    »Livia, jetzt bleib aber mal auf dem Teppich! Das Bett teilen!«
    »Naja, sozusagen.«
    »Hör mir gut zu. Dieser Mord hat sich im Oktober vor sechs Jahren ereignet. Oktober, hast du das verstanden? Das bedeutet unter anderem, dass meine Theorie nicht so ganz aus der Luft gegriffen ist.«
    »Was für mich zählt, ist, dass wegen dir…«
    »Wegen mir?! Hätte dieser kleine Wildfang von Bruno nicht unbedingt Houdini spielen müssen …«
    »Wer ist das denn schon wieder?«
    »Ein berühmter Zauberkünstler und Illusionist. Wenn Bruno nicht unter der Erde gelandet wäre, hätte niemand gemerkt, dass sich im unteren Stockwerk eine Leiche befand, und deine Freunde hätten weiterhin ruhig schlafen können.«
    »Dein Zynismus ist widerwärtig.« Und sie legte auf.
    Er kehrte ins Kommissariat zurück, als es fast sechs war. Er hatte schon früher fahren wollen, doch als er aus der Haustür trat, wurde er von einer

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