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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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sollte.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Absolut.«
    »Wieso?«
    »Da hatte sich so etwas wie eine Blutlache gebildet.«
    »Und anderswo?«
    »Nichts.«
    »Nur diese Lache?«
    »Schmierstreifen, weil die Leiche von der Lache bis zur Koffertruhe geschleift wurde.«
    »Habt ihr die Waffe gefunden?«
    »Nein.«
    »Fingerabdrücke ? «
    »Eine Milliarde.«
    »Auch auf der Folie, in die der Körper eingewickelt war?«
    »Da kein einziger.«
    »Habt ihr sonst noch was gefunden?«
    »Das Klebeband. Dasselbe, das zum Einpacken für die Fenster und Türen verwandt wurde.«
    »Auch darauf keine Fingerabdrücke?«
    »Nichts.«
    »Ist das alles?«
    »Ja.«
    »Arschficker.«
    »Selber.«
    Tolles Gespräch. Eine Knappheit, eine Nüchternheit, würdig einer Tragödie von Vittorio Alfieri. Doch zumindest eines war dabei herausgekommen: dass der Mord eindeutig am letzten Arbeitstag der Maurer begangen worden war.
    Im Zimmer war es nicht mehr auszuhalten. Ihm war, als wäre sein Gehirn zu einer Marmelade eingedickt worden, in der sich seine Gedanken nur mühevoll vorwärtsbewegen konnten und manchmal sogar versumpften. Darf ein Commissario in seinem Büro seinen Oberkörper entblößen? Gab es irgendeine Vorschrift, die das verbot? Nein, es durfte nur nicht plötzlich ein Fremder hereinkommen.
    Er stand auf, schloss die Lamellenlade des Fensters, durch die keine Luft, sondern Hitze drang, lehnte die Innenläden an, schaltete das Licht ein und zog sich das Hemd aus. »Catarella!«
    »Komme!«
    Als Catarella ihn sah, sagte er nur: »Sie haben's gut, dass Sie das machen können!«
    »Hör zu, lass keinen rein, ohne mir vorher Bescheid zu geben. Und noch was: Ruf ein Geschäft an, wo man Ventilatoren verkauft, und lass dir einen ziemlich großen schicken.«
    Weil Fazio sich immer noch nicht blicken ließ, wählte er eine weitere Nummer.
    »Dottor Pasquano? Hier ist Montalbano.«
    »Würden Sie mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass mir etwas gefehlt hat? Ich habe es richtig vermisst, dass mir jemand auf den Sack geht.«
    »Und ich habe das gespürt und sorge nun für Abhilfe.«
    »Was zum Teufel wollen Sie?«
    Die übliche feine, aristokratische Höflichkeit, die Pasquano auszeichnete. »Das wissen Sie nicht?«
    »Mit dieser Kleinen beschäftige ich mich heute nach dem Mittagessen. Rufen Sie mich morgen früh an.«
    »Nicht heute Abend?«
    »Heute Abend bin ich im Club, ich habe eine ernsthafte Poker-Runde und will nicht, dass mir einer…«
    »Schon verstanden. Aber haben Sie sich die Leiche denn nicht einmal oberflächlich angesehen?«
    »Äußerst oberflächlich.«
    An der Art, wie Pasquano diese Worte aussprach, erkannte der Commissario, dass der Gerichtsmediziner zu dem einen oder anderen Ergebnis gekommen war. Aber er wollte eben, dass man auf besondere Weise mit ihm umging.
    »Zum Club gehen Sie doch so gegen neun, oder?«
    »Ja, warum?«
    »Weil ich um zehn mit zwei Beamten dort auftauchen und den Laden derartig aufmischen werde, dass Ihnen das gesamte Spiel gründlich versaut wird.« Er hörte ihn kichern. »Also, was haben Sie mir zu sagen?«
    »Ich bestätige, dass sie höchstens sechzehn Jahre alt gewesen sein kann.«
    »Und weiter?«
    »Der Mörder hat ihr die Kehle durchgeschnitten.«
    »Womit?«
    »Mit einem Messer, wie man es in der Tasche bei sich trägt, das aber rasiermesserscharf ist, so wie ein Opinel.«
    »Können Sie mir sagen, ob er Linkshänder war?«
    »Ja, wenn ich in die Glaskugel einer Wahrsagerin blicke.«
    »Ist das so schwer festzustellen?«
    »Ziemlich. Und ich will keinen Mist erzählen.«
    »Den erzähl ich doch auch. Geben Sie mir die Genugtuung, auch mal von Ihnen Mist zu hören.«
    »Schauen Sie, aber das ist wohlgemerkt lediglich eine Hypothese, für mich ist der Mörder kein Linkshänder.«
    »Worauf stützen Sie das?«
    »Ich habe mir eine bestimmte Vorstellung von seiner Position gemacht.«
    »Was für eine Position?«
    »Haben Sie noch nie im Kamasutra geblättert?«
    »Erklären Sie das genauer.«
    »Hören Sie, ich betone noch einmal, dass es sich nur um eine Vermutung meinerseits handelt. Der Mann überredet das Mädchen, ihm in die inzwischen fast völlig zugeschüttete Wohnung zu folgen. Als sie erst einmal drin ist, hat er nur zwei Gedanken. Der erste ist, sie durchzubumsen, der zweite, wann wohl der richtige Augenblick wäre, sie umzubringen.«
    »Sie denken also an vorsätzlichen Mord und nicht an eine Affekthandlung oder etwas in der Art?«
    »Ich lege Ihnen nur eine Idee von mir

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