Con molto sentimento (German Edition)

Diplomat und Asienexperte. Und hier kam der Zufall ins Spiel. Mister Arrowfield suchte schon seit geraumer Zeit nach einem neuen persönlichen Assistenten und die Familie weilte gerade in Hongkong. Gareth könnte sich noch hier mit ihm zu einem Gespräch treffen.
     
    Aber wollte er das?
     
    Gareth loggte sich aus und rief noch die neuesten Sportergebnisse ab. Nur beiläufig registrierte er, dass sein Rugbyverein einmal wieder verloren hatte. Die Gelegenheit bei den Arrowfields anzufangen wäre nur vernünftig. Er brauchte wieder einen Job und die Wahrscheinlichkeit, dass David Arrowfield etwas in der arabischen Welt zu tun hätte, war wohl ziemlich gering. Asien sagte Gareth da schon mehr zu und wenn es irgendwann wieder zurück nach England ginge, um so besser. Er würde Mister Bennett morgen kontaktieren, oder wann auch immer es geschickt war, man durfte ja die Zeitverschiebung nicht vergessen.
     
    Google sei Dank fand er auch schnell die nächsten für ihn interessanten Ecken. Keine zwei Blöcke von hier entfernt war ein Club und er speicherte sich die Koordinaten in sein Smartphone. Pflichtschuldigst suchte er sich auch noch ein Hotel heraus. Aber vielleicht konnte er in der Tat in diesem Club einen guten Fang machen. Immerhin war er hier auf einem fremden Kontinent. Ihm würde kaum jemandem aus seiner Heimatstadt begegnen, also konnte er auch mal aus sich heraus.
     

     
    Wären an den zahlreichen Spiegeln an der Wand keine chinesischen Schriftzeichen und Graffiti angebracht gewesen, es hätte auch ein Club in Cardiff sein können: Laute Musik, stickige Luft an einem Ende des Raumes eine Bar mit Theke, dann noch ein erhöhtes Podest für den DJ. Die Kundschaft allerdings hätte er so in Wales nicht angetroffen. Im Club waren keine Touristen zugange oder die obligatorischen Ausländer, die im Finanzdistrikt arbeiteten. Zu dieser Erkenntnis kam Gareth recht schnell, überragte er mit seinen 1,83 Meter doch fast alle anderen Anwesenden, was ihm einen guten Beobachtungsposten einbrachte. Es sorgte aber auch für so manchen Blick, der in seine Richtung geworfen wurde. Zumindest einen weiteren Vorteil gab es: Er wurde an der Bar sofort bedient.
     
    Und Wunder über Wunder. Es gab sogar ein einigermaßen annehmbares Bier. Sein früherer Arbeitgeber hätte zwar ein Budweiser nie im Leben als ›annehmbar‹ bezeichnet. Aber für Mister Jacobs hatte es auch teuer importiertes, deutsches Bier sein müssen. Für Gareth war ein Bud völlig in Ordnung. Hauptsache Alkohol und vielleicht später noch einen Asiaten? Er hatte noch nie mit einem Asiaten Sex gehabt. Aber viel anders konnte es ja auch nicht sein. Die Anatomie war zum Glück gleich. Auch wenn sie mit Sicherheit nicht so gut bestückt waren, verglichen mit den europäischen Schwänzen. Ah, vielleicht starrten ihn deshalb einige der Jungs hier mit diesen gierigen Blicken an?
     
    Gareth setzte die Bierflasche zum nächsten Zug an und ließ den Blick über die Tanzfläche schweifen. Auch hier, so stellte er fest, ergab sich kein Unterschied zu den Clubs in Europa, oder in London im Speziellen.
     
    Die Musik war anders, klar. Man verstand kein Wort von den Texten, wenn nicht gerade freundlicherweise ein bekannter internationaler Charthit aus der Anlage dröhnte, jedoch... Jeglicher Gedankengang über chinesischen Musikgeschmack, asiatische anatomische Begebenheiten, ja selbst das Bier in seiner Hand, wurde brüsk abgewürgt, denn da entdeckte er ihn .
     
    Kein Einheimischer, ganz sicher nicht. Ein Amerikaner womöglich? Er überragte die übrigen Tanzenden um gut einen Kopf. Doch das war es nicht ausschließlich, was ihn in den Fokus der Aufmerksamkeit rückte. Man sah es ihm deutlich an: Der Mann wusste, dass er die Blick auf sich zog und er genoss es, er spielte damit. Er grinste mit geschlossenen Augen und bewegte sich in perfektem Einklang zum Rhythmus der Musik. Die Bewegungen fließend und doch mit der nötigen Spannung ausgeführt. Keine Frage, der Typ wusste wie man tanzte und machte es auch ganz sicher nicht zum ersten Mal. Jetzt nahm er die Hände über den Kopf, als die Beats noch schneller wurden und sich als neuesten Hit von Roxette herausstellten. Der Kerl grinste noch breiter, anscheinend traf es seinen Musikgeschmack.
     
    Gareth wurde der Mund trocken und im Gegenzug seine Handflächen feucht. Er musste die Flasche für einen Moment abstellen und seine Hände an der Jeans trockenreiben. Wieder musste er zu dem Typen auf der Tanzfläche