Conan-Saga 04 - Conan und das Schwert von Skelos
links, ehe er sich so umdrehte, daß er sowohl Jelal als auch die Tür sehen konnte. Selbst in seinem Schrecken, der zweifellos seinen Herzschlag beschleunigte, bemerkte Jelal das schlaue Manöver des wahren Kriegers.
Die Tür wurde heftig nach innen gestoßen. Conan und Jelal zogen ihre Waffen. Der Mann im rostroten Umhang trat allein ein.
»Zwanzig Mann der Leibwache haben soeben den Königlich turanischen Hof verlassen. Sie suchten Euch, Conan, und Isparana. Sie haben die Frau mitgenommen.«
Conan starrte den Burschen an, und sein Gesicht verriet ehrliche Überraschung und Schock. Das blanke Schwert in der Hand, wirbelte er herum und schaute durch das Fenster.
Ein Stück die Straße hinauf auf der gegenüberliegenden Seite drang Licht aus der offenen Tür des Gasthofes. Mehrere Gäste standen auf den Eingangsstufen und starrten die Straße entlang. Sie schauen zu, wie man Isparana fortschleppt, dachte Conan grimmig. Mehr konnte er der Straßenbiegung wegen nicht sehen, selbst wenn er den straffgespannten Schweinedarm aufgeschlitzt hätte, der das schmale Fenster bedeckte.
Er drehte sich wieder um, und die beiden Männer im Zimmer sahen, wie verzerrt und wild sein Gesicht jetzt wirkte, wie die Augen sich von einem fast friedlichen Himmelblau zu dem Blau von Gletschereis verwandelt hatten.
»Verrat!« knurrte er, so daß sich den anderen die Härchen im Nacken aufstellten, nicht des Wortes, sondern des raubtierhaften Klanges der Stimme wegen. »Dieser heimtückische Hund – ich werde ihm zeigen, daß er nicht ... Zwanzig Mann, sagtet Ihr?«
»Ja. Von der Leibgarde, in Panzerrüstung. Akter Khans beste Soldaten – die Thorns.«
Conan sah aus, als wollte er hinausstürmen, um Isparana zu befreien. Das Schwert, das er ausgestreckt in der Faust hielt, machte seinen Arm zu einer tödlichen Waffe von fast sechs Fuß Länge.
»Conan«, sagte Jelal ruhig. Er hatte seinen langen Dolch wieder in die Scheide geschoben. »Ihr könnt es vermutlich mit fünf Gegnern aufnehmen. Ich hörte von Euren Abenteuern und Eurem Mut, und Ihr seid bestimmt größer und stärker als jeder andere in Zamboula! Aber gegen zwanzig könnt Ihr allein nichts ausrichten. Sie würden Euch nur töten oder zumindest verwunden und gefangennehmen, und dann haben sie, was sie wollten: nicht nur die Frau, sondern auch Euch! Solange Ihr lebt und frei seid, besteht Hoffnung für Isparana. Und Ihr – Ihr habt Freunde in Zamboula, Conan.«
Die eisigblauen Augen unter den buschigen schwarzen Brauen blickten Jelal fragend an.
»Die Grund haben, Akter Khans Feind zu sein«, versicherte ihm der Mann, »haben auch Grund, einander zu helfen.«
Conan blinzelte. Das war im Grunde genommen eine Wiederholung von Jelals früheren Worten, doch so formuliert klangen sie bedeutend besser! Es sprach keine Drohung mehr aus ihnen, sondern ein beruhigendes Versprechen.
Durch zusammengepreßte Lippen quetschte Conan hervor: »Ich möchte Balad kennenlernen.« Und endlich griff er nach dem Becher mit Wein.
17. Conan, der Dieb
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CONAN, DER DIEB
»Gib ihm den Umhang!« befahl Jelal.
Als sein früherer Führer sofort das lange rostfarbige Kleidungsstück abnahm, wurde Conan klar, daß sie gut geplant hatten. Natürlich hatten sie nicht wissen können, daß man ihn und Isparana gefangennehmen wollte, aber sie hatten sicher gehofft, sein Interesse zu wecken. Ja, und sogar noch besser hatten sie geplant.
»Turth!« rief Jelal.
Ein dritter Mann trat durch die offene Tür – der Aufpasser. Unter einer mächtigen Nase hing ein buschiger Schnurrbart bis zu den Mundwinkeln. Als der Mann sich Conan näherte, hob er die Hand, und mit einem leichten Zucken seiner Gesichtsmuskeln riß er diesen Schnurrbart ab.
»Wie hielt er denn fest?« fragte Conan, als Turth ihm den Bart entgegenstreckte. Es war tatsächlich Haar, stellte der Cimmerier fest, offenbar Menschenhaar, denn es war nicht so dick wie Pferdehaar von der Mähne oder dem Schwanz.
»Mit dem gleichen Wachs, das Ihr Euch unter die Nase streichen werdet, Conan«, erwiderte Jelal an Turths Stelle. »Mit dem Bart und dem Umhang – das Blau Eurer Augen ist nicht sichtbar in der Dunkelheit – wird man Euch nicht erkennen. Ihr könnt Gift darauf nehmen, daß Akters Leute, mit Eurer Beschreibung ausgestattet, nach Euch suchen werden. Hier, laßt Euch helfen.«
Conan hielt sich völlig ruhig, aber er fühlte sich nicht sonderlich wohl, als Jelal ihm den Schnurrbart aufdrückte. Seine Nase juckte. Er
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