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Conan-Saga 16 - Conan der Befreier

Conan-Saga 16 - Conan der Befreier

Titel: Conan-Saga 16 - Conan der Befreier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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Hand der anderen Gestalt.
    »Auf dieser Karte zeichnete ich die Pässe ein, die die Rebellen auf ihrem Marsch nach Aquilonien überqueren werden«, erklärte das Mädchen mit der weichen, leicht summenden Stimme, die an das Schnurren einer Katze erinnerte. »Auch die Aufstellung der Regimenter.«
    »Ich werde sie weitergeben«, murmelte die andere Gestalt. »Unser Herr wird dafür sorgen, daß Procas sie erhält. Ihr habt Eure Sache gut gemacht, Lady Alcina.«
    »Es gibt noch viel mehr zu tun, Quesado«, flüsterte das Mädchen. »Wir dürfen nicht zusammen gesehen werden.«
    Der Zingarier nickte und verschwand in den dunkelsten Schatten. Die Tänzerin warf ihre Kapuze zurück und schaute zum silberschimmernden Mond empor. Obgleich sie fast unmittelbar aus den leidenschaftlichen Armen Conans gekommen war, waren ihre Züge eisig und unbewegt. Wie eine aus gelbem Elfenbein geschnittene Maske wirkte das bleiche Oval ihres Gesichts, und in den kalten Tiefen ihrer smaragdgrünen Augen lauerten Spuren von Hohn, Bosheit und Verachtung.
     
    In dieser Nacht, als die Rebellenarmee auf der Ebene von Pallos in der Umarmung der Rabirianischen Berge schlief, desertierte ein Rekrut. Seine Abwesenheit wurde erst beim Morgenappell festgestellt. Man nahm sie nicht wichtig. Der Deserteur, ein Zingarier namens Quesado, war als fauler Drückeberger verrufen, und sein Verlust war leicht zu verschmerzen.
    Trotz äußeren Anscheins war Quesado in Wirklichkeit alles andere denn faul. Er war der tüchtigste aller Spione, und mit seiner scheinbaren Bequemlichkeit tarnte er seine stete Wachsamkeit, mit der er alles beobachtete und alles hörte. Er verfaßte knappe, prägnante Berichte, die auch ihr Ziel erreichten. In dieser Nacht, während das Lager schlummerte, stahl er ein Pferd aus der Koppel, schlich damit an den Wachen vorbei und galoppierte Stunde um ermüdende Stunde nordwärts.
     
    Zehn Tage später, mit Schlamm bespritzt und staubbedeckt, vor Erschöpfung torkelnd, erreichte Quesado das Stadttor von Tarantia. Der Anblick des Sigills, das er über dem Herzen trug, bahnte ihm schnell den Weg zu Vibius Latro, dem Kanzler Numedides'.
    Der Herr der Spione runzelte die Stirn, als Quesado ihm die Karte aushändigte, die Alcina ihm zugesteckt hatte. Streng fragte er: »Weshalb habt Ihr sie selbst gebracht? Ihr wißt doch, daß Ihr uns bei den Rebellen wichtiger seid.«
    Der Zingarier zuckte die Achseln. »Es war unmöglich, sie durch eine Brieftaube zu schicken, Eure Lordschaft. Als ich mich dieser Rebellenhorde anschloß, mußte ich meine Vögel in Messantia unter der Fürsorge meines Ersatzmanns, dem Kothier Fadius, zurücklassen.«
    Vibius Latro blickte ihn kalt an. »Weshalb habt Ihr die Karte dann nicht zu Fadius gebracht, der sie auf die übliche Weise hätte hierherbefördern können? Ihr hättet wahrhaftig in diesem Verräternest bleiben und weiter Augen und Ohren offenhalten können. Ich rechnete mit Eurem Messer in Conans Rücken.«
    Quesado gestikulierte hilflos. »Als Lady Alcina mir diese Karte übergab, Herr, war die Armee bereits einen Dreitagemarsch von Messantia entfernt. Ich hätte wohl schlecht um einen sechstägigen Urlaub ersuchen können, ohne Verdacht zu erregen, und mich als Deserteur nach Messantia zu begeben, hätte mich der Gefahr ausgesetzt, von den Argossanern festgenommen zu werden. Keinesfalls wäre es möglich gewesen, mich wieder der Armee anzuschließen, nachdem ich mich ohne Erlaubnis entfernt hatte. Und tatsächlich kommt es vor, daß Brieftauben von Falken oder Raubkatzen geschlagen werden oder von einem Jäger erlegt. Ich hielt es doch für besser, ein Dokument von solcher Wichtigkeit selbst zu überbringen.«
    Der Kanzler brummte mißvergnügt. »Warum habt Ihr es dann nicht gleich direkt zu General Procas gebracht?«
    Quesado begann zu schwitzen. Auf seiner Stirn und den bartstoppeligen Wangen glitzerten Schweißperlen. Bei einem Mann wir Vibius Latro in Ungnade zu fallen, war gefährlich.
    »Ge... General Pro... Procas kennt mich nicht.« Der Spion stammelte und seine Stimme klang jetzt jammernd. »Mein Sigill würde ihm nichts sagen. Nur Euch, Eure Lordschaft, unterstehen alle Verbindungen für die Übermittlung solcher Informationen an das Militär.«
    Ein schwaches Lächeln huschte über die dünnen Lippen und die durchsichtigen Züge des anderen. »Richtig«, brummte er. »Ihr habt den Umständen entsprechend gehandelt. Es wäre mir allerdings lieber gewesen, Alcina hätte die Karte

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