Conan-Saga 23 - Conan der Unbesiegbare
beobachteten, dann wandte er sich wieder Conan zu. »Schließ Frieden mit deinen Göttern, Barbar. Später wird dir dazu keine Zeit mehr bleiben.«
Conan versuchte, seinen Mund so weit mit Speichel zu befeuchten, daß er wenigstens ein paar Worte herausbrachte. »Laßt also zu, daß sie euch um das Gold bringt, eh, Hordo?«
»Und du lernst es wohl nie, Barbar!«
Conan sah gerade noch den Stiefel auf ihn herabsausen, und dann schien die Welt für ihn von Feuer zerrissen zu werden.
Kapitel 9
9.
Als der Cimmerier wieder zu sich kam, war Nacht und die Feuer waren niedergebrannt. Ein paar Banditen ließen noch die Kanne mit Kil kreisen, aber sie waren selbst zum Grölen bereits zu müde und lallten höchstens noch ein paar Worte. Die meisten lagen jedoch bereits herum, wo sie in ihrem Rausch eingeschlafen waren, und schnarchten. Im Zelt brannte noch Licht, und Conan sah Karelas wohlgerundete Silhouette an der gestreiften Wand, aber auch das wurde gelöscht, noch während er sie beobachtete.
Die ungegerbten Lederstreifen hatten sich so zusammengezogen, daß sie ihm tief ins Fleisch schnitten. Er hatte kaum noch Gefühl in den Händen. Wenn er noch viel länger so hier liegenblieb, würde er nicht einmal mehr kämpfen können, selbst wenn er freikam. Er spannte die mächtigen Armmuskeln und zog, aber seine Fesseln gaben nicht nach. Wieder zog er, und auch die Bauchmuskeln strafften sich – wieder und immer wieder. Er spürte Blut an den Handgelenken, wo der Lederstrick einschnitt, und es tropfte auf den Boden. Wieder zog er. Wieder. Der Riemen um sein linkes Handgelenk fühlte sich ein kleines bißchen weniger straff an.
Plötzlich erstarrte er. Wie in der vergangenen Nacht hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden, und mehr noch, daß der heimliche Beobachter näher kam. Wachsam schaute er sich um. Die Männer um die erlöschenden Feuer waren zusammengesackt, und ihr Schnarchen dröhnte lauter als ihre Unterhaltung zuvor. Vom Schnarchen abgesehen, war es still im Lager. Und doch spürte er die immer näher kommenden Augen. Die Nackenhärchen stellten sich ihm auf, denn er war mit einemmal ganz sicher, daß die Augen des Beobachters unmittelbar über ihm waren, und doch war niemand da.
Verbissen zerrte er an den Lederbanden seines linken Handgelenks, und immer fester, trotz der brennenden Schmerzen. Wenn wahrhaftig jemand über ihn gebeugt stand – und er hatte in seinem Leben schon genügend Erfahrungen gesammelt, um nicht daran zu zweifeln, daß es so manches gab, das sich dem Auge zu entziehen vermochte –, wollte er nicht wie ein Lamm auf der Schlachtbank ihm ausgesetzt liegen.
Die Wut verlieh ihm zusätzliche Kraft, und plötzlich riß der Pflock, an den seine Linke gebunden war, aus dem Boden. Sofort rollte er sich nach rechts, faßte den Lederstrang mit beiden Händen und zog mit aller Gewalt. Allmählich löste sich auch der rechte Pflock.
Conans Knochen schmerzten, als er sich aufsetzte. Das geschundene Fleisch um die Handgelenke war so stark angeschwollen, daß die Lederbande darin versanken. Mühsam gelang es ihm, sie zu lösen, dann machte er sich daran, die Fußgelenke zu befreien, was ihm mit nicht weniger Anstrengung schließlich auch glückte. Bei seinem Durst wäre jeder andere sofort zum nächsten Wasserbeutel geeilt, aber er zwang sich dazu, erst seine Muskeln wieder geschmeidig zu bekommen. Als er sich endlich erhob, hatte er zwar nicht seine volle Kraft zurück, war jedoch trotzdem ein zu fürchtender Gegner.
Lautlos wie eine Katze schlich er zwischen den Schlafenden hindurch. Er hätte sie mit Leichtigkeit töten können, aber es war nicht seine Art, Besoffene in ihrer Hilflosigkeit umzubringen. Er fand sowohl sein Schwert als auch seinen Dolch in ihren Scheiden und schnallte sie sich um. Seine roten turanischen Halbstiefel lagen neben den Holzkohlen eines erloschenen Feuers. Sein Umhang war nirgendwo zu sehen, und er erwartete auch nicht, sich die fehlenden Münzen zurückholen zu können, denn dazu hätte er jeden der Schlafenden absuchen müssen. Er schlüpfte in die Stiefel, um sich gleich wieder auf die Verfolgung der Anhänger zu machen. Vorher würde er natürlich die Pferde der Banditen verscheuchen, damit sie nicht gleich hinter ihm herjagen konnten.
»Conan!« Der Ruf dröhnte durch die Mulde, als käme er von Dutzend Kehlen zugleich. Doch nur eine Gestalt näherte sich dem Lager.
Der Cimmerier fluchte, als die Banditen sich, aus ihrem trunkenen Schlaf gerissen,
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