Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
sehr spät, als Conan schlaftrunken und von den Liebesfreuden leicht erschöpft aus Ludyas warmem Bett stieg. Er kroch ans Ende der Kammer und zog sich ganz leise an, um sie nicht zu wecken. Dann schob er den Vorhang beiseite und spähte hinaus. Niemand. Unhörbar schlich er in den vom Mondschein nur schwach erhellten Schlafraum.
Sein Ziel war allerdings nicht der eigene Strohsack. Für den rauhen Rupfen hätte er nie freiwillig das weiche Leintuch und die Pelzdecke Ludyas aufgegeben, auch nicht den Duft ihres warmen Körpers.
Auf leisen Sohlen ging er zur Küche. Hier leuchtete nur der schwachrötliche Schein der Glut in den eingedämmten Feuerstellen. Aber die Tür zum Korridor stand halb offen. Als der Cimmerier sich zur Schwelle vorgetastet hatte, sah er den Wachtposten am Hintereingang des Schlosses stehen.
Der Mann war in voller Uniform, mit Helm und Rüstung. Conan wußte, daß er mit dieser unbequemen Montur nicht lang auf einer Stelle stehen würde, daher trat er zurück in die Küche und wartete.
In der Tat! Schon nach wenigen Minuten hörte er die Ledersohlen der Stiefel auf dem Steinboden. Die Schritte gingen an der Küche vorbei, den Gang hinunter und wieder zurück. In diesem Augenblick schlich Conan auf den Gang hinaus. Ehe der Wachtposten die Runde beendete und wieder zur Küche schaute, war der junge Barbar schon durch einen anderen Torbogen verschwunden.
Der Cimmerier schlich lautlos durch die stockdunklen Vorratsräume. Dabei bewies er die Geschicklichkeit, welche er sich in den Wäldern hoch im Norden bei der nächtlichen Pirsch auf Panther und schöne Mädchen angeeignet hatte. Doch jetzt war er auf der Suche nach dem sagenumwobenen Schatz, welcher in allen Schlössern von den Besitzern versteckt wurde. Auch hier existierte diese Sage. Conan glaubte fest daran, und bei der Aussicht, sich einen Teil dieses Reichtums anzueignen, vergaß er alle Mühen und Gefahren.
Gleichzeitig hoffte er, bei diesen Streifzügen auch einen Fluchtweg zu entdecken, der sicherer war als bei Tag mit Gewalt durch die offenen Schloßtore zu stürmen. Er war ganz sicher, daß er eines Tages diese Fluchtmöglichkeit brauchen würde. Bisher hatte er noch keinen Hinweis auf einen Geheimgang nach draußen gefunden. In der vorigen Nacht hatte ihn die nächtliche Wanderung bis aufs höchste Dach des Schlosses geführt. Von der Zinne hatte er auf die Helme der Wachtposten unten hinabgeblickt. Mit vollen Zügen hatte er die herrliche Sommernachtluft mit dem schweren Duft des blühenden Jasmins eingesogen und hinausgeschaut, über die mit Schiefer und Stroh gedeckten Häuser der Stadt hinweg, bis zum Silberband des Flusses in der Ferne. Dann hatte er festgestellt, daß Baron Baldomers Schloß nachts wirklich gut bewacht wurde. Dennoch würde er einen Weg finden.
Jetzt tastete er sich zu einer engen Wendeltreppe vor, die ebenfalls in die oberen Geschosse des Schlosses führte, jedoch in einen Teil, der ihm noch unbekannt war. Er hatte sie gestern zufällig erspäht. Gerade hatte er die ersten Stufen betreten, als weiter oben eine Tür knarrte. Dann fiel durch den Türspalt Licht auf die Treppe und in den staubigen Vorratsraum unten. Conan versteckte sich schnell hinter Leinwandballen.
Ursprung des Lichtes waren zwei karmesinrote Kerzen in einem silbernen Kandelaber. Als ihr flackernder Schein immer näher kam, kroch der Cimmerier noch weiter in den Schatten, um nicht entdeckt zu werden. Er hörte jedoch nur die Schritte einer einzige Person. Daher wagte er einen Blick, als die Gestalt fast vorbeigegangen war. Die Kerzen beleuchteten das edle, wenn auch vom Krieg entstellte Profil Baldomers.
Kaum war der Baron vorbei, überzeugte sich der Cimmerier, daß die Tür oben an der Treppe wieder geschlossen war. Erst dann schlich er vorsichtig, sich immer in den tanzenden Schatten der beiden Kerzen haltend, hinter Baldomer her. Er war neugierig, was der Baron um diese unheimliche Geisterstunde in den unteren Gewölben des Schlosses suchte. Dieser war auch seltsam gekleidet: in ein langes helles Nachthemd und den Lederkilt darüber. Auf der Brust hing ein großes glänzendes Amulett in Form eines Sternes, wobei die Zacken aus sechs Dolchklingen bestanden.
Der Nachtwandler ging zielstrebig auf die leere hintere Wand des riesigen Vorratsgewölbes zu. Conan sah dort weder Tür noch Torbogen. Wollte Baldomer einen verborgenen Schatz aufsuchen, welchen er in einem der verstaubten Fässer oder Ballen versteckt hatte? Oder vielleicht war
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