Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
Einharson und deren übernatürliches Anrecht auf den Thron schwächt.«
Conan stützte sich mit dem Ellbogen auf die wie eine Weinranke geschnitzte Seitenlehne des Diwans. »Dann stimmt es, daß die Einharsons behaupten, ihr Herrschaftsanspruch beruhe auf irgendeiner Magie? Ich hörte, wie Baldomer davon sprach.«
Lothian warf einen raschen Blick zur Tür. »Es gibt solche Geschichten, ja. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie einen wahren Kern haben oder lediglich Aberglauben sind, welchen die Familie ausnutzt.« Der greise Minister blickte Conan tief in die Augen. »Wenn ich der Baron wäre, würde ich mich nicht allzusehr auf derartige Überlieferungen stützen, um meine Herrschaft zu sichern. Geschickte Politik ist viel wichtiger.«
»Ja ... und ein schneller Schwertarm.« Conan schlug sich mit der rechten Hand auf den mächtigen Bizeps des linken Oberarms.
Sein Lehrer warf ihm einen ungeduldigen Blick unter schneeweißen Brauen zu. »Falsch, mein Junge! Ein zu schnelles Schwert kann einen Mann schneller als alles andere ruinieren.« Er betrachtete die Muskeln des Cimmeriers und schüttelte mißbilligend die grauen Locken. »Anstatt noch mehr Schwertarme zu dingen, sollte man lieber über die Bedürfnisse der Bewohner dieser Baronie nachdenken und dafür Geld ausgeben.«
Dann wandte sich Lothian mit frischer Kraft wieder seiner Schriftrolle zu. Vielleicht war die Aufgabe, diesen Wilden zu unterrichten, doch nicht ganz so übel. Der junge Cimmerier schien recht zahm und geistig nicht völlig ungeeignet zu sein. Er räusperte sich. »Nun denn! Bei Prozessionen und Umzügen auf den Straßen marschiert vor dem königlichen Gefolge eine Ehrengarde von mindestens sieben Mann – falls zu Pferd, mindestens fünf. Sollte der König einem Baron oder Ritter die Gunst erweisen, ihn in unmittelbarer Nähe zu begleiten, so treten dessen eigene Wachen selbstverständlich zurück ...«
Während der greise Minister weitersprach, lehnte Conan sich in dem weiterkriechenden Band der Sonnenstrahlen zurück und dachte an Ludya. Die Kissen des Diwans unter ihm erinnerten ihn an die Haut dieses Mädchens, aber es fehlte doch die seidenweiche Wärme. Die Aussicht auf weitere Treffen mit Ludya hatte sein ruheloses Streben nach Flucht etwas gedämpft. Warum sollte er nicht etwas länger im Schloß bleiben und wieder richtig zu Kräften kommen?
Dennoch war es wichtig, ständig auf der Hut zu sein und herauszufinden, was in diesem dicken Gemäuer alles vorging. Dabei war Ludya eine große Hilfe. Sie war ein einfaches, lebhaftes Mädchen ganz nach seinem Herzen, und außerdem hatte sie Zugang zur Tafel des Barons und wußte über vieles am Hof Bescheid. Und diese Weiber im Süden kannten sich in der Liebe aus! Der Cimmerier sank noch tiefer in die Polster und überließ sich den Erinnerungen an Ludyas Liebkosungen. Seine Gedanken schwebten in warmen, weit entfernten, sonnigen Gefilden.
Plötzlich stieß ihn jemand unsanft an. Sofort war er hellwach. Blitzschnell hatte er das Handgelenk des Störenfrieds gepackt. Erst dann öffnete er die Augen, um den Feind zu sehen.
Doch die Hand, welche er hielt, war nicht bedrohlicher als eine Schreibfeder. Dann blickte er das verblüffte, schmerzverzerrte Gesicht Lothians. Schnell ließ Conan die Hand des Gelehrten los. Er hatte Angst, die dünnen Knochen könnten unter seinem Griff zerbrechen. Verlegen setzte er sich auf.
Der Alte trat zurück und rieb sich das mißhandelte Gelenk. Mit großer Würde sagte er: »Wie ich dachte! Im Unterricht schlafen! Nun denn, du ungehobelter Bursche, morgen werde ich dich peinlich genau über alles befragen, was wir heute durchgenommen haben; aber bestimmt werden wir einen Großteil des Stoffs wiederholen müssen, weil du ihn heute verschlafen hast.« Er machte eine scharfe Handbewegung. »Und nun, fort mit dir!«
Conan ging hinab in die unteren Teile des Schlosses. Während er die steinerne Wendeltreppe hinabstieg, dachte er noch an den alten Lehrer, der sich bestimmt immer noch das Handgelenk massierte. Lothians Unterricht war für ihn der härteste Dienst. Welch ein riesiger Haufen Mist!
Die Ausbildung an den Waffen war dagegen bereits zur Routine geworden. Seit Durwald sein Lehrmeister geworden war, machte es ihm sogar Spaß. Auch im Reiten machte er unter der lässigen Anleitung des Hufschmieds Arga recht gute Fortschritte. Nachdem Conan die Gefahren der ersten Tage überwunden hatte, fühlte er sich unter den Nemediern etwas wohler, obwohl er sich
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