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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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genannten Sprache sagte er jetzt: »Holt die Ersatzburschen heraus!« Die Beplankung wurde hochgezogen und vier feuchte Rudersklaven kletterten aus dem Kielraum und lösten blitzschnell Jack, Moseh, Jeronimo und van Hoek ab. Das geschah im Schutz eines Segels, das über ihnen ausgebreitet worden war, als müsste es ausgebessert werden, so dass kein Matrose, der von der Rah oder Großmars eines in der Nähe ankernden Schiffes herabspähte, Zeuge der Adelung wurde, die unten in der soeben angekommenen Galiot stattfand. In der Zwischenzeit zogen sich – für den Fall, dass jemand Köpfe zählte – vier Mann von der Korsarenbesatzung in den Schatten des Achterdecks zurück, um sich zu erfrischen und ein Nickerchen zu machen. Ein Seesack voll alter Kleidungsstücke – erbeutet von Leuten, die jetzt Gefangene in Algier waren – wurde ebenfalls heraufgeholt, und die vier fingen an, ihn zu durchwühlen wie Kinder, die sich verkleiden wollen.
    »Wenn wir auf Deck gehen, sind Turbane ratsam«, erklärte Jack, »da meine Haare blond sind, van Hoeks rot und die von Moseh...«

    Sie alle standen da und warfen Moseh skeptische Blicke zu, bis er schließlich sagte: »Wenn ihr mir einen Dolch besorgt, schneide ich meine Stirnlocken ab – Krypto juden können nichts Besseres erwarten.«
    »Mögest du frei und reich werden und sie wachsen lassen, bis du sie in deine Stiefel stecken musst«, sagte Jack.
    Die letzte Stunde vor Sonnenuntergang verbrachten sie unter Turbanen und in den langen, losen Gewändern der Algerier oben auf dem hochragenden Achterdeck. Über ihnen am Südufer, wo der Fluss in den Golf mündete, erhob sich, einer kläglichen Miniaturausgabe von Algier nicht unähnlich, die Stadt Sanlúcar de Barrameda. Sie war von einer Mauer umgeben, und darunter lag ein Strand aus Flusssand, an dem ein paar Fischer ihre Netze ausgebreitet hatten, um sie zu inspizieren. Van Hoek würdigte die Stadt nur eines flüchtigen Blicks, bevor er sich von dem Raïs einen Kieker schnappte, am Mast hochkletterte und dann eingehend die Wasseroberfläche absuchte: Anscheinend studierte er die Strömungen und prägte sich die Lage der unter Wasser liegenden Sandbank ein. Mosehs Aufmerksamkeit galt einem Vorort, der sich, außerhalb der Stadtmauer, flussaufwärts am Ufer erstreckte: Bonanza. Er schien ausschließlich aus großen Villen mit ummauerten Grundstücken zu bestehen. An einer von ihnen erspähte der unermüdliche Jeronimo nach einer Weile eine Flagge mit dem Wappen des Vizekönigs, jedenfalls schlossen sie alle das aus den Schmähungen, die aus seinem Mund heraussprudelten.
    Jack wiederum hielt Ausschau nach einer Stelle, wo sie nach Einbruch der Dunkelheit mit ihrem kleinen Ruderboot würden anlegen können. In den Zwischenräumen zwischen den Grundstücksmauern konnte er mühelos einen pilzförmigen Haufen von Landstreicher-Schuppen ausfindig machen, und als sie ihren Blick zu mehreren dorthin richteten, war es auch nicht schwer, ein Stück schlammiges, nicht genutztes Flussufer zu entdecken, wo diese Leute hinkamen, um Wasser zu schöpfen. Mit einem Kompass stellte Jack die Richtung fest, obwohl abzuwarten blieb, ob ihnen das etwas nützen würde, wenn es dunkel war und die Strömung sie flussabwärts drängte.
    »Es wäre dumm, bei Tag an Land zu gehen«, sagte Jeronimo, »und bei Nacht wäre es dumm, es nicht zu tun. Schmuggel und Schwarzhandel sind nämlich heutzutage die einzigen Gründe für einen Besuch in Sanlúcar de Barrameda. Wenn wir nicht versuchen, in der Nacht unserer Ankunft etwas Illegales zu tun, wecken wir ganz bestimmt den Argwohn der Behörden!«

    »Falls uns jemand fragt..., was sagen wir dann, welche Art illegaler Unternehmung wir planen?«, fragte Jack.
    »Wir sollten sagen, dass wir ein Treffen mit einem gewissen spanischen Edelmann haben – dessen wahren Namen wir jedoch nicht wissen.«
    »Spanische Edelleute sind in der Regel unerträglich stolz auf ihre Namen – was für eine Sorte Mensch wird es da ablehnen, sich mit Namen vorzustellen?«
    »Die Sorte, die sich mitten in der Nacht mit ketzerischem Abschaum trifft«, gab Jeronimo zurück, »und davon gibt es, zu deinem Glück, in der Stadt dort drüben eine ganze Menge.«
    »Auf dem Schoner da wimmelt es verdächtig von hochrangigen Engländern und Holländern«, bemerkte van Hoek, die blauen Augen auf ein schnittig gebautes Schiff gerichtet, das ein paar hundert Yard flussabwärts vor Anker lag.
    »Spione«, sagte Jeronimo.
    »Was gibt es denn hier

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