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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Steinbruch gedient.
    Nachdem sie über Stunden hinweg weiter in die Stadt vorgestoßen waren, erreichten sie Khan el-Khalili: einen Markt, auf dem es völlig chaotisch zuging und der für sich genommen größer war als die meisten europäischen Städte. Nyazi bat Jack, die Schuhe auszuziehen, und führte ihn in eine alte Moschee und dort eine steile Wendeltreppe hinauf, die dunkel und kühl wie ein Felsenkeller war. Schließlich traten sie aufs Dach hinaus, von wo aus man die Stadt überblickte. Der Fluss war zu weit weg, als dass man ihn von hier aus hätte sehen können, und so hatten Jack und Nyazi nur Millionen staubiger flacher Dächer vor Augen, auf denen sich Ballen, Fässer, Bündel, verschiedene Haufen und Haushaltsabfälle drängten. Jedes Dach hatte seine eigene besondere Höhe, und es sah so aus, als wären die niedrigeren in Gefahr, begraben zu werden.
    Kairo war wie der Boden einer Grube, aus der seine Bewohner über Tausende von Jahren verzweifelt zu entkommen versucht hatten, und der einzige Weg nach draußen bestand darin, Lehm zu gewinnen, Steine abzubauen, leere Häuser und schutzlose Monumente abzureißen und das, was dabei anfiel, immer höher zu stapeln. Wer dieses Rennen gegenwärtig anführte, konnte man daran erkennen, wessen Dach am höchsten war. Die Verlierer konnten nicht mit ihren Nachbarn mithalten, ja nicht einmal mit dem umherwehenden Staub, der beharrlich alles bedeckte, was sich nicht bewegte, und so verschwanden sie nach und nach aus dem Blickfeld. Jack hatte die Vorstellung, dass er im Keller jedes beliebigen Hauses in Kairo auf ein darunter begrabenes anderes Haus stoßen würde, und darunter wieder auf
eins, und so weiter, meilenweit in die Tiefe. Nie war Jack der Sinn des Predigerworts: »Wisset ihr nicht, dass die, so in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis?«, so klar gewesen; denn hier in dem Land der Bibel waren Schnelligkeit und Tod die einzigen Maßstäbe und die Unterscheidung zwischen beiden das einzige Urteil, auf das es ankam.
    So schöpfte Jack Trost aus der Tatsache, dass sie auf dem Khan el-Khalili waren, der der belebteste Teil der Stadt zu sein schien. Die Karawane wand sich durch Marktgassen, die sich allen nur vorstellbaren Waren vom Sklaven über die Butter bis hin zur lebendigen Kobra verschrieben hatten, und erreichte schließlich einen Platz, von dem Jack meinte, das müsste der eigentliche Mittelpunkt der ganzen Metropole sein. Es war ein Hof, oder besser eine schmale Gasse: ein Rechteck aus Erde, einen Bogenschuss lang und knapp fünf Yard breit, eingefasst von vier- und fünfstöckigen Gebäuden. Oben sorgte eine kleine Öffnung für Helligkeit, aber etwas Lichtdurchlässiges war zwischen die Dächer darüber gelegt worden – Karawanenzelte und Wagendecken, vermutete Jack. Diese bildeten ein durchgehendes Dach, das zwar staubiges Licht hereinließ, den Platz jedoch gegen Schnüffler abschirmte. Die umstehenden Gebäude waren erstaunlich ruhig – der ruhigste Ort in Kairo – und rochen nach Heu. Schiffe, die den Nil herunterkamen, hatten die Futtervorräte für die Pferde und Kamele, die hier eingestallt waren, wieder aufgefüllt.
    »Hier hat alles angefangen«, bemerkte Nyazi. »Das war der Samen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Jack.
    »Vor hundert Generationen schlugen ein paar Männer wie ich hier« – er stampfte mit einer Sandale auf die Erde – »mit ihren Kamelen für die Nacht ihr Lager auf, und dieses Lager bekam Wurzeln und wurde eine Karawanserei. Um sie herum wuchs der Markt von Khan el-Khalili und um ihn herum Kairo. Aber du siehst, die Karawanserei existiert immer noch, und wir kommen nach wie vor hierher, um unsere Kamele zu verkaufen.«
    »Das ist ein guter Ort, um den Herzog zu treffen«, sagte Moseh. »Der Plan war die ganze Zeit über vernünftig. Denn nach dem zu urteilen, was Nyazi gesagt hat, ist seit Anbeginn der Welt noch kein Tag vergangen, an dem hier nicht Silber und Gold von Hand zu Hand gegangen sind. Die Existenz dieses Ortes wurde von keinem König diktiert, noch wurde sie in irgendeinem Glaubensbekenntnis prophezeit;
er entstand von selbst und besteht fort, ganz egal was der Sultan von Konstantinopel oder der Sonnenkönig in Paris davon halten.«
    Freundschaft ist eine Tugend, die bei Dieben häufiger zu finden ist als bei anderen Leuten, denn wenn ihre Gefährten in Gefahr sind, setzen sie alles aufs Spiel, um sie zu befreien.
    Memoirs of the Right Villanous John Hall
    Die

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