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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Zeremonie zu stören.
    »Wo ist denn bloß das Horn mit dem Zündpulver abgeblieben?«, fragte sich Dappa.

    Jack täuschte lange genug links an, um den Hashishin auf der rechten Seite glauben zu machen, er könnte Dappa ungehindert erreichen; dann streckte Jack unvermittelt ein Bein aus und brachte ihn, als er vorbeirannte, zu Fall. Moseh tauchte aus der Nähe des Kais auf. Er hatte ein weiteres Enterbeil entdeckt, seine Zunge schob sich vor, und er konzentrierte sich auf den Mann, der gerade mit dem Gesicht auf der Straße gelandet war; hinter ihm kamen Nyazi und Gabriel Goto, die diese ganzen Ereignisse mit Interesse verfolgt und beschlossen hatten, die Beladung des Schiffes den anderen zu überlassen.
    Ein Krummsäbel sauste von links herab; Jack lenkte ihn mit dem Rücken seiner Klinge ab. Ein klopfendes Geräusch hinter ihm deutete darauf hin, dass Dappa sein Zündpulver gefunden hatte und es gerade in das Zündloch füllte.
    »Hat hier jemand Feuer?«, fragte Dappa.
    Jack versetzte seinem Widersacher mit dem Handschutz seines Schwertes einen Schlag quer über die Kinnbacke und zog dem Burschen mit einem Ruck seine ungeladene Pistole aus dem Gürtel, dann drehte er sich um und warf sie Dappa über eine Entfernung von vier oder fünf Yard von unten zu. Was ihn das Leben hätte kosten können, da es bedeutete, dass er seinem Gegner den Rücken zukehren musste; Letzterer wusste jedoch, was gut für ihn war, und warf sich vernünftigerweise zu Boden.
    Wie Jack auch; und (wie er jetzt mit einem Blick den Hügel hinauf sehen konnte) so gut wie alle anderen ebenfalls. Nur ein paar völlig durchgedrehte Irre rannten weiter auf sie zu. Jack sprang auf, machte einen Bogen um die Mündung der Kanone und bewegte sich rückwärts zu dem Wagen. Nyazi, Moseh und Gabriel Goto nahmen ihn zwischen sich.
    Nun ergab sich so etwas wie eine Pattsituation. Abgesehen von den verrückten Hashishin konnte niemand auf der Straße sich rühren, solange Dappa sie mit seinem Geschütz in Schach hielt. Sobald er es aber abfeuerte, wäre er wehrlos und sie würden überrannt werden. Aus ein paar Türeingängen weiter oben in der Straße pfiffen aufs Geratewohl abgefeuerte Schüsse; Dappa hockte sich hin, wich aber nicht vom Verschlussstück der Kanone.
    Auf jeden Fall gewannen sie so die Zeit, die sie brauchten. »Alle an Bord!«, rief van Hoek – ein bisschen spät, denn das Boot hatte bereits losgemacht, und der Abstand zwischen ihm und dem Kai begann sich zu vergrößern. »Jetzt!«, rief Dappa. Jack, Nyazi, Gabriel Goto und Moseh
drehten sich um und rannten los. Dappa blieb zurück. Die regulären französischen Truppen sprangen auf und marschierten im Laufschritt auf ihn zu. Dappa spannte den Hahn der Pistole, hielt ihre Zündpfanne über die kleine mit Pulver gefüllte Vertiefung rund um die Öffnung des Kanonenzündlochs und drückte ab. Funken stoben und wurden wie Sterne, die hinter Wolken verschwinden, von einer Rauchfahne verschluckt. Ein Flammenstrahl von zwei Faden Länge schoss aus der Kanonenmündung und schleuderte den Ansetzkolben, einige Pfund Schrot und die Hälfte von Dappas Kleidung die Straße hinauf. Der Pulk, der kurze Zeit später auf ihn zustürmte, ließ vermuten, dass nichts davon sonderlich wirksam gewesen war. Doch als der Mob die Kanone verschluckte, spurtete Dappa schon zum Kai hinunter. Er machte einen Satz, prallte am Dollbord ab und fiel in den Nil; er hatte jedoch kaum Zeit, nass zu werden, denn schon streckten sich ihm Ruder entgegen, an denen er sich festklammern konnte. Sie zogen ihn an Bord. Dann warfen sich alle im Boot flach auf den Bauch, während die Franzosen ihre Musketen einmal grob in ihre Richtung abfeuerten. Danach war das Boot nicht mehr in deren Sicht- und Schussweite.
    »Was ist schiefgegangen?«, fragte van Hoek.
    »Unser Fluchtweg war durch eine Kompanie französischer Musketiere versperrt«, antwortete Jack.
    »Na so was!«, murmelte van Hoek.
    »Jeronimo und unsere beiden Türken sind tot.«
    »Der Raïs ?«
    »Ihr habt es doch gehört – er ist tot, und jetzt seid Ihr unser Kapitän«, sagte Jack.
    »Jewgeni?«
    »Er hat sich zum Sterben fortgeschleppt. Ich nehme an, er wollte uns anderen nicht zur Last fallen«, sagte Jack.
    »Das sind schlimme Neuigkeiten«, sagte van Hoek, umfasste seine verbundene Hand und drückte fest zu.
    »Es ist merkwürdig, dass beide Türken getötet wurden«, sagte Vrej Esphahnian, der das meiste mit angehört hatte. »Höchstwahrscheinlich hat einer von

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