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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Dachbrüstung, ließ sich mit dem Ruf »Allahu Akbar!« in das Inferno fallen und landete auf zwei Musketieren, von denen er einen zerquetschte und den anderen in zwei Hälften schnitt.
    Im selben Moment sah Jack Bewegung weiter hinten in der nach links abzweigenden Straße, die bei dem Kampf keine große Rolle gespielt hatte, da sie zu einer Stelle unmittelbar vor den Musketieren führte. Doch plötzlich galoppierte ein einzelner Mann zu Pferd diese Straße entlang: Es war Excellentissimo Domino Jeronimo Alejandro Peñasco de Halcones Quinto, der auf seinem Araber-Streitross einen Ein-Mann-Kavallerie-Angriff ritt. Fast hätte er den Feind unversehrt erreicht, denn er hatte genau den richtigen Zeitpunkt dafür gewählt, und keiner der Musketiere war in der Lage zu schießen. Als er jedoch unter lautem »Estremaduras!«-Geschrei die letzten paar Yard galoppierte, ergoss sich ein Regen von Blut aus seinem Rücken; vielleicht hatte irgendein Offizier mit einer Pistole auf ihn geschossen. Auch das Pferd war getroffen und ging zu Boden. Das hätte jeden anderen Mann aus dem Sattel geworfen, aber Jeronimo schien darauf vorbereitet zu sein. Als er aus dem Sattel flog, stieß er sich mit beiden Füßen ab, streckte sein Hinterteil in die Luft, zog den Kopf ein, landete
hart auf der Schulter und überschlug sich vollends mit einem Purzelbaum. In der Fortsetzung dieser Bewegung sprang er wieder auf die Füße, zückte sein Rapier und stieß es bis zum Anschlag in den Leib des Offiziers, der auf ihn geschossen hatte. »Wie gefällt dir das, eh? El Torbellino hat es mich üben lassen, bis ich Blut gepisst habe; und dann hat er es mich noch ein bisschen weiter üben lassen, bis ich es beherrschte!« Er zog das Rapier wieder heraus und schlitzte damit die Kehle eines anderen Franzosen auf, der sich ihm von der Seite näherte. »Jetzt werdet ihr merken, dass ein verblutender Mann aus Estremaduras immer noch besser kämpfen kann als ein Franzose, der vor Gesundheit nur so strotzt! Ich vermute mal, dass ich noch sechzig Sekunden zu leben habe, die...«, womit er einem Musketier das Rapier in den Nacken stieß, »... mir mehr als genug Zeit geben sollten...«, damit durchschnitt er einem anderen die Kehle, »... um ein Dutzend von euch zu töten – vier bis jetzt...«, worauf er in seiner anderen Hand einen Dolch zum Vorschein brachte, den er einem flüchtenden Musketier in den Rücken bohrte, »... und das macht fünf!«
    Doch dann stürzten sich in der Erkenntnis, dass diesem Mann nur zu entkommen war, wenn man ihn tötete, mehrere Musketiere gleichzeitig auf El Desamparado und stießen ihm ihre Bajonette in den Leib.
    »Jewgeni!«, rief Jack, denn der Russe lag, nur wenige Yard von ihm entfernt, wie schlafend auf dem Rücken ausgestreckt auf der Straße. »In einer Minute sind wir mit den schweren Wagen wieder hier und nehmen dich mit.«
    Dann griffen Jack, Padraig, der Nubier und Gabriel Goto zu viert nebeneinander die Barrikade an und gelangten mühelos durch das, was noch von ihr übrig war. Padraig blieb zurück, um die überlebenden Musketiere mit einem Bauernspieß zu malträtieren, bis sie sich ergaben, und sie dann gründlich nach besseren Waffen zu durchsuchen. Über ihnen stürmten mehrere von Nyazis Clanbrüdern quer über die Dächer, nachdem sie die Janitscharen dort oben überwältigt hatten.
    Sie kamen auf die Rückseite der Musketierformation, die die Hauptstraße blockiert hatte. Auf einen Blick konnte Jack nicht erkennen, ob El Desamparado sein ganzes Kontingent von einem Dutzend getötet hatte; es war jedoch offensichtlich, dass er keine weiteren mehr töten würde. Die Übrigen irrten ohne Formation ziellos umher, und so feuerten Jack und seine Kameraden einfach alle ihnen noch verbliebenen geladenen Feuerwaffen auf sie ab und fielen dann mit
Schwertern über sie her. Diejenigen, die das alles überlebten, stolperten rückwärts über die Leichen von El Desamparado und seinen Opfern und zogen sich in die Seitenstraße zurück, die von der Gabelung aus die linke Abzweigung gebildet hatte, wo es den Männern von Nyazis Clan gelang, Steine und ein paar Musketenkugeln auf sie regnen zu lassen.
    Jetzt endlich schafften es Nyazis Clanbrüder, die Pferde aus dem Stallhof zu führen und vor die Goldkarren zu spannen, obwohl einige Dragoner, Musketiere und Janitscharen sie weiterhin von allen Seiten störten; und allmählich tauchten auch die Diebe von Kairo aus der Versenkung auf. Scharenweise fingen sie an, sich im

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