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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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vergleichen. Doch als Person ist er sehr viel eindrucksvoller als der Herzog. Im Hause von Huygens habe ich einmal durch ein Vergrößerungsglas eine Spinne betrachtet, und mit seinem runden Bauch und seinem entsetzlich pockennarbigen Gesicht ähnelt Lothar diesem Tier stärker als jeder andere Mensch, den ich je gesehen habe. Spinnenartig war auch die Art und Weise, wie er die Tafel dominierte, denn es schien, als hingen alle anderen Menschen im Raum an Seidenschnüren, deren Enden seine schmutzige, tintenfleckige Pfote gepackt hielt, sodass er nur daran rucken musste, wenn er eine Antwort von jemandem
wollte. Seine Entschlossenheit, von mir zu erfahren, wann genau Monsieur le Duc von seiner Kreuzfahrt im Mittelmeer zurückkehren würde, war nachgerade absurd. Jedes Mal, wenn ich einen seiner Ausfälle zurückschlug, retirierte er, bezog behände eine neue Position und griff dann aus einer anderen Richtung an. Es war tatsächlich so, als ringe man mit einem achtbeinigen Ungeheuer. Ich musste all meinen Witz aufbieten, um nichts preiszugeben und nicht in eine seiner verbalen Fallen zu stürzen. Ich war müde, denn ich hatte den Tag mit einem von Lothars Konkurrenten verbracht, mit dem ich bestimmte sehr komplizierte Arrangements besprochen hatte. Als ich zu diesem Diner ging, hatte ich naiverweise mit unverbindlichem Geplauder gerechnet. Stattdessen wurde ich von diesem unbarmherzigen, unnachgiebigen Mann ausgequetscht, der einem Jesuiten der Inquisition glich, so scharf nahm er jede Ausflucht und jeden Widerspruch in meinen Antworten wahr. Nur gut, dass ich allein gekommen war, denn hätte mich ein Herr begleitet, so wäre er der Ehre wegen genötigt gewesen, Lothar zum Duell zu fordern. Wie die Dinge lagen, hätte unser Gastgeber es beinahe getan, so schockiert war er darüber, wie Lothar ihm die Tischgesellschaft verdarb. Aber ich glaube, selbst das war eine Botschaft, die Lothar mir und über mich dem Herzog zukommen lassen wollte: dass er über die Ereignisse vor Sanlúcar de Barrameda so wütend war, dass er sich als in einem kriegsähnlichen Zustand befindlich betrachtete, in dem normale Verhaltensmaßstäbe in den Wind geschlagen wurden.
    Ihr fürchtet wahrscheinlich, Doktor, dass ich im Begriff stehe, eine offizielle Entschuldigung von Lothar zu verlangen, und Euch zum Unglücksboten auserkoren habe. Unbesorgt, denn wie ich Euch schon gesagt habe, ist es offensichtlich, dass Lothar nicht die Absicht hat, sich für irgendetwas zu entschuldigen. Was auch immer Monsieur le Duc d’Arcachon ihm weggenommen hat, ist ihm wichtiger als sein Ruf und sogar seine Ehre. So viel hat er durch sein Verhalten bei Tisch kundgetan, und ich zweifle nicht daran, dass bereits sämtliche Angehörigen des Dépôt Nachricht davon erhalten haben. Die Bankiers, mit denen ich dort zu tun hatte, verließ plötzlich der Mut, und sie brachen die Verhandlungen mit mir ab – alle bis auf einen, einen Genueser, der als sehr eigensinniger Mensch gilt, einen großen Anteil verlangte,
»um die außergewöhnlichen Vorsichtsmaßnahmen abzudecken«, und außerdem darauf bestand, dass eine spezielle Klausel in den Vertrag aufgenommen werde: nämlich dass er Silber, nicht jedoch Gold akzeptiere.
    Ich fürchte, dass es mir letztlich überhaupt nicht gelungen ist, Lothar in Schach zu halten. Wie lange werden Mademoiselle in Lyon bleiben? Ich habe keine festen Pläne, mein Herr. Stimmt es denn nicht, dass am vierzehnten Oktober im Hôtel d’Arcachon eine Soirée geplant ist? Woher wisst Ihr das, mein Herr? Woher ich das weiß, geht Euch nichts an, Mademoiselle – aber sie ist doch fest geplant, nicht wahr? Es ist also nicht wahr, wenn Ihr, wie eben geschehen, behauptet, Ihr hättet keine festen Pläne? Und so weiter. Lothar wusste mehr, als er hätte wissen dürfen, denn er muss Spione in Versailles oder in Paris haben; jedes Mal, wenn er irgendein Informationsbröckchen preisgab, das er auf diese Weise erlangt hatte, war es für mich wie ein Hieb in den Bauch. Ich konnte mich gegen ihn nicht behaupten. Bis zum Ende des Diners muss er gewusst haben, dass der Herzog irgendwann in der ersten oder zweiten Oktoberwoche durch Lyon kommen wird. Dort ist er jetzt, da bin ich sicher, und wartet; und ich habe auf jede erdenkliche Weise Nachricht an das Flottenkommando in Marseille geschickt, der Herzog müsse, wenn er zurückkehre, äußerste Vorsicht walten lassen.
    So vorgewarnt, müsste der Herzog eigentlich vollkommen sicher sein; denn wie viel Macht

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