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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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d’Arcachon oder Étienne vorzulegen ist möglicherweise weniger produktiv, als sie Euch vorzutragen, Mademoiselle.«
    »Schön. Hat dieser Fehler etwas mit Alchimie zu tun?«
    Ein ganz kurzes Zögern. Dann: »In der Tat, Mademoiselle. Monsieur le Duc hat sich an einem Akt der Piraterie beteiligt, was, wie Ihr wisst, im Kriege ganz alltäglich und vollkommen ehrenhaft ist. Leider jedoch muss ich berichten, dass er von unwissenden oder vielleicht auch böswilligen Menschen falsch unterrichtet wurde. Monsieur le Duc hat angenommen, bei der Beute handele es sich um Silberbarren. In Wirklichkeit handelte es sich um Gold. Und zwar nicht irgendwelches Gold, sondern mit wunderbaren – ja göttlichen – Eigenschaften ausgestattetes Gold.«
    »Ich verstehe«, sagte Eliza. »Und natürlich hat die Esoterische Bruderschaft ein Interesse daran, es in ihren Besitz zu bringen?«
    »Wohl eher in ihre Obhut als in ihren Besitz. Diesen Stoff darf einfach nicht jeder besitzen. In den falschen Händen könnte er des Teufels Werk tun.«
    »Hmm. Wäre Lothar von Hacklheber die falschen Hände?«
    »Nein, Mademoiselle. Lothar ist ein schwieriger Mensch, aber man weiß, wo er wohnt, und man kann vernünftig mit ihm reden. Eine Schiffsladung frei umherschweifender Vagabunden mit Kurs auf Ägypten – das sind die falschen Hände.«
    »Nun, Ihr dürft ganz beruhigt sein, Pater Édouard. Das Gold, das Ihr sucht, sollte zusammen mit Monsieur le Duc an Land kommen. Er hatte vor, es in Lyon zu deponieren. Es dürfte mittlerweile im Tresor eines bestimmten Bankiers dort eingeschlossen sein, der es nur als Gold schätzt. Es wird mir ein Vergnügen sein, Euch seinen Namen zu nennen. Er weiß weder von den übernatürlichen Eigenschaften des Metalls, noch hat er ein Interesse daran.Vermutlich wird er es mit dem größten Vergnügen gegen die gleiche oder eine größere Menge weltlichen Goldes eintauschen.«
    »Wir stünden in Eurer Schuld, Mademoiselle.«
    »Ihr dürft die Schuld als beglichen betrachten, wenn Ihr mir eines sagt.«
    »Nennt es, Mademoiselle.«
    »Die Bastille ist ein Gefängnis für Feinde des Reiches. Warum wurden die Esphahnians dort inhaftiert?«

    »Weil man glaubte, sie seien in das verwickelt, was 1685 hier geschah.«
    »Und – da ich der einzige Mensch in Frankreich bin, der es noch nicht weiß – was geschah hier 1685 !?«
    » Ihr mögt aus dem Munde von Dienern oder anderen gewöhnlichen Menschen Geschichten über einen Mann namens L’Emmerdeur gehört haben. Mit Verlaub, Mademoiselle! Denn schon sein Beiname ist fast zu vulgär, um laut ausgesprochen zu werden.«
    »Ich habe von ihm gehört«, sagte Eliza, obwohl der Klang ihrer eigenen Stimme in ihren Ohren fast vom lauten Hämmern ihres Herzens übertönt wurde. »Einmal habe ich gehört, er sei uneingeladen auf einer großen Soirée in Paris erschienen und habe sie restlos ruiniert...«
    »Das war hier.«
    »In diesem Haus!?«
    » In diesem Haus. Er hat Étienne die Hand abgehauen und den Ballsaal komplett zerstört.«
    »Wie kann ein einziger Vagabund gegen eine gewaltige Übermacht bewaffneter Adeliger im Alleingang den Ballsaal eines Herzogs zerstören?«
    »Einerlei. Doch um die Sache noch schlimmer zu machen, geschah das Ganze auch noch im Beisein des Königs. Überaus peinlich.«
    »Das kann ich mir vorstellen!«
    »Der König der Landstreicher, wie er genannt wurde, konnte entkommen. Aber der Leutnant der Polizei stellte fest, dass er in einer bestimmten Behausung nicht weit von hier gewohnt hatte – und die Esphahnians wohnten direkt unter ihm. Er hatte sich mit ihnen angefreundet und sie irgendwie in seine Machenschaften hineingezogen. Aber da er längst verschwunden war, traf die Vergeltung stattdessen die Esphahnians. Sie kamen in die Bastille. Ihr Geschäft wurde zerstört, ihre Gesundheit nahm schweren Schaden. Diejenigen, die überlebten, hausen heute als Arme in Paris.«
    Durch die Fenster drang das Klappern und Rattern zahlreicher Hufeisen und eiserner Radreifen auf Pflastersteinen. Alles wandte sich dorthin, um zu sehen, wie die weiße Kutsche des Duc d’Arcachon – die wie eine riesige, auf der Gischt einer Flutwelle schwimmende Muschelschale geformt war – von sechs nicht zueinander passenden, erschöpften Pferden auf den Hof gezogen wurde. Sie fuhr unterhalb von ihnen vorbei, verschwand aus ihrem Blickfeld und hielt vor dem Eingang zum Ballsaal.

    Doch der Lärm ließ nicht nach, sondern verdoppelte und vervierfachte sich, während durch

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