Confusion
seitenlangem Geplapper gegegenübersaht. Wie Ihr Euch inzwischen zusammengereimt haben dürftet, versuche ich mich ein wenig an den Börsen von London und Amsterdam. Wegen des Kriegszustandes, der mittlerweile zwischen Frankreich und Holland /England herrscht, ist es schwierig für mich, mit meinen Maklern dort über die Kanäle zu kommunizieren, die in Friedenszeiten üblich sind. Genau das ist der Grund, warum ich Euch beim Versand dieser Briefe solche Umstände gemacht habe. Doch derlei Mitteilungen bestehen ihrem Wesen nach vorwiegend aus Zahlen und Finanzjargon. Ihr solltet Euch also nicht wundern, dass Ihr daraus nicht schlau geworden seid.
Das bringt mich zum Thema Geschäfte. Ihr sollt wissen, dass meine Mittel begrenzt und zum größten Teil nicht flüssig sind. Dennoch werfen natürlich viele Aktiva der Familie de Lavardac Einkünfte ab. Farmen beispielsweise erbringen Pachten, die in unsere Schatullen fließen. Diese Schatullen werden freilich durch zahllose Ausgaben belastet, doch wenn die Familienangelegenheiten geschickt verwaltet werden, kann sich von Zeit zu Zeit ein Überschuss ergeben. Dann ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass dieser Überschuss einer produktiven Verwendung zugeführt wird. Jeden Tag ergeben sich für mich zahlreiche Investitionsmöglichkeiten; ich versuche, das zur Verfügung stehende Kapital auf rationale Weise auf sie zu verteilen.
Die Gerüchte, die Ihr offensichtlich gehört habt, treffen also zu. Ich habe mehrfach in Not geratene Darlehen von Leuten gekauft, die dem Schatzamt des Königs Geld geliehen und dann festgestellt haben, dass die Zinszahlungen auf diese Darlehen für ihre Bedürfnisse nicht ausreichen.
Wie alle ordnungsgemäßen Transaktionen auf einem Markt müssen auch diese für beide Parteien von Nutzen sein. Für den ursprünglichen Darlehensgeber (das wärt in diesem Falle Ihr)
besteht der Vorteil darin, dass Ihr bare Münze erhaltet, wo Ihr zuvor nur ein vom contrôleur-général unterzeichnetes Papier hattet, das Euch Zinszahlungen zusagt. Für mich ist der Nutzen etwas schwieriger zu erklären. Es handelt sich um einen Dienst, den ich dem König leiste. Ich will nur so viel sagen, dass ich durch Zusammenlegung einer Vielzahl solcher Darlehen zu einer einzigen Schuldurkunde, die einen sehr großen Betrag der Staatsschuld darstellt, dazu beitragen kann, einem ansonsten höchst komplizierten und lästigen Wirrwarr eine gewisse Einfachheit und Übersichtlichkeit zu verleihen. Auf diese Weise mag die Ökonomie Frankreichs besser geordnet und insgesamt effektiver werden.
An dieser Stelle ist es erforderlich, das peinliche und geschmacklose Thema der Verkaufsbedingungen zur Sprache zu bringen. Insbesondere müssen wir entscheiden, mit welchem Diskont Euer Darlehen verkauft werden soll – das heißt, wie viele livres tournoises sollt Ihr für jedes Hundert livres tournoises des Kapitals, das Ihr dem Schatzamt Seiner Majestät ursprünglich geliehen habt, jetzt vom Käufer erhalten? Solche Diskussionen sind für Standespersonen natürlich abstoßend. Glücklicherweise können wir die Angelegenheit einem unparteiischen Richter überlassen: dem Markt. Denn wenn Ihr der einzige Mann in Frankreich wärt, der je versucht hätte, ein solches Darlehen zu verkaufen, so würden wir uns ohne jeden Bezug auf bestehende Gewohnheiten oder Präzedenzfälle auf Bedingungen einigen müssen. Das brächte endlose Diskussionen mit sich, bei denen jedes einzelne Wort unter unserer Würde als Angehörige des französischen Adelsstandes wäre. Doch wie es sich trifft, gibt es viele hunderte nicht lange zurückliegender Präzedenzfälle. Ich selbst habe nicht weniger als sechsundachtzig solcher Darlehen gekauft. Im Augenblick seid Ihr einer von sieben Männern, die mir eine solche Gelegenheit anbieten. Bei einer so großen Zahl von Beteiligten ergibt sich wie von Zauberhand ein Preis. Und so kann ich Euch sagen, dass der Preis für einhundert livres tournoises französischer Staatsschulden vor drei Jahren bei einundachtzig livres tournoises lag. Vor zwei Jahren betrug er fünfundsechzig, vor einem Jahr behauptete er sich um vierzig, und heute liegt er bei einundzwanzig. Das bedeutet, das ich Euch heute für jedes Hundert, das Ihr dem Schatzamt geliehen habt, einundzwanzig bezahlen werde. Morgen mag der Preis wieder steigen, in welchem
Fall es für Euch von Vorteil wäre, das Darlehen zu behalten und erst später zu verkaufen; andererseits könnte er auch weiter fallen, in
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