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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Euch betätigen, sofern Ihr mir nicht schreibt, dass ich davon Abstand nehmen soll.
    Für all dies verlange ich nichts, außer dass Ihr mir mehr Wohlwollen als früher entgegenbringen und erwägen mögt, mir einen kurzen Besuch (unter Aufsicht, wenn Ihr es wünscht) des kleinen
Johann zu gestatten, falls ich eine Möglichkeit finde, nach Leipzig zu kommen.
    Ich bin, mein Herr, Eure untertänigste und gehorsamste Dienerin
    Eliza, Duchesse d’Arcachon, Comtesse de la Zeur

Eliza an König Wilhelm III. von England
    12. APRIL 1692
    Majestät,
    Inzwischen müsst Ihr aus hundert verschiedenen Quellen erfahren haben, dass auf der Halbinsel Cotentin eine Invasion Eures Reiches vorbereitet wird. Vielleicht wisst Ihr sogar, dass sie in der dritten oder vierten Maiwoche von Cherbourg ausgehen soll. Ich werde Eure Zeit also nicht damit vergeuden, mich des Langen und Breiten über diese Tatsachen auszulassen. Ich schreibe Euch nicht als Spionin für England, sondern als Streiterin Frankreichs. Zu dieser Invasion darf es niemals kommen. Der Plan dazu ist von ruinöser Dummheit. Ihr Scheitern wird weder die Sicherheit Englands erhöhen (da das Unternehmen ohnehin zum Scheitern verurteilt ist) noch England Ruhm bringen (da die Sache so kraftlos und schlecht geplant ist). Die Franzosen haben sich etwas anderes eingeredet. Irgendwie haben sie sich glauben gemacht, ganz England sei gegen Eure Majestät und Eurer Majestät Heer und Flotte seien derart von heimlichen Jakobiten unterwandert, dass sie, sobald das Zeichen erfolgt, ihre Ergebenheit für James Stuart erklären würden; die königliche Marine werde zulassen, dass die Franzosen mit Macht den Kanal überqueren, englische Regimenter würden sich rar machen, während in Wessex ein französischer Brückenkopf errichtet wird, und die Engländer würden französische und irische Invasoren auf ihrem Territorium willkommen heißen. Vielleicht trifft das alles ja zu; doch für meine Ohren klingt es absurd. Ich vermute, Eure Spione und Emissäre in Frankreich haben sich als Feinde Eurer Majestät geriert und den entsprechenden Leuten allerlei schmeichelhaften
und verführerischen Unsinn darüber ins Ohr geflüstert, dass England für einen jakobitischen Putsch reif sei. Falls es so ist, Eure Majestät, hat die Täuschung nur allzu gut funktioniert und die Franzosen dermaßen in Sicherheit gewiegt, dass sie Pläne geschmiedet, Strategien ersonnen und Beschlüsse formuliert haben, die Eurer untertänigsten und gehorsamsten Dienerin wie kompletter Wahnsinn erscheinen.
    Ich flehe Euch an, Ludwig XIV. einen Brief zu schreiben oder einen Boten zu schicken; ihm mitzuteilen, dass Ihr von den Invasionsplänen wisst; und le Roi begreiflich zu machen, dass das Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist. Wenn französische Truppen und Seeleute auf den Feldern des Mars geopfert werden müssen, so möge das in gerechtem, ehrenhaftem Streit geschehen. Sie in Verfolgung einer Narretei in ein nasses Grab sinken zu sehen wäre mehr, als ich ertragen kann.
    Eliza, Herzogin von Qwghlm, Herzogin von Arcachon
    PS Ich habe drei Abschriften dieses Briefes im Laderaum dreier verschiedener Schmugglerboote abgeschickt. Falls Ihr überflüssige Abschriften erhalten habt, so entschuldigt bitte, dass ich Euch derart lästig falle; aber die Angelegenheit ist mir wichtig.

Eliza an Monsieur le Chevalier d’Erquy
    13. APRIL 1692
    Monsieur,
    Danke für Eure Hilfe beim Versenden jener Briefe nach England. Nie hätte ich ohne die Unterstützung eines Mannes wie Euch – eines gebürtigen Bretonen, der sich in den kleinen Buchten und Häfen des Golfes von St. Malo auskennt – die notwendigen Kontakte herstellen können. Bitte verzeiht mir, dass ich über Euren Gesichtsausdruck gelacht habe. Es war ganz und gar schicklich und klug von Euch gehandelt, diese Briefe zu öffnen und zu lesen, ehe Ihr daran mitgewirkt habt, sie über den Kanal zu schicken, denn wer weiß, was sie hätten enthalten können. Es wäre
nicht das erste Mal, dass eine wohlmeinende aber törichte Frau sich von einem hinterhältigen Schurken von größerer Intelligenz aber geringerer Tugend hätte übertölpeln und zur Überbringerin von Briefen mit verderblichem Inhalt hätte machen lassen. Weit davon entfernt, zornig auf Euch zu sein, stehe ich vielmehr in Eurer Schuld, weil Ihr so klug wart, die Briefe zu überprüfen, ehe Ihr sie jenen Schmugglern übergeben habt. Umgekehrt werdet Ihr mir hoffentlich verzeihen, dass ich laut auflachte, als Ihr Euch

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