Confusion
Herzog geheiratet habt.«
»Ich kann wirklich nicht erkennen, was diese beiden Dinge miteinander zu tun haben.«
»Sie waren, wenn Ihr so wollt, Opfer, die wir gebracht haben, um zu zeigen, dass wir uns der bestehenden Ordnung dieses Landes fügen – derselben Ordnung, die wir unterminieren, indem wir unserer Vorliebe für das Finanzwesen nachgehen, wie Ihr das so zutreffend bezeichnet habt.«
»Ich weiß nicht, ob ich Euch da zustimme, Monsieur.«
Bernard ignorierte Elizas schwachen Protest. »Früher oder später wird mich der König wahrscheinlich zum Grafen oder etwas dergleichen machen, und die Leute werden so tun, als hätten sie vergessen, dass ich einmal eine Lehre gemacht habe. Aber macht Euch nichts vor. Für sie seid Ihr und ich so adelig, so französisch und so katholisch wie der da !« Und Bernards Hand schoss nach vorn, als schleudere er einen Dolch. Ziel war ein Deckengemälde, das einen riesigen, hemdlosen, muskelbepackten, ockerhäutigen Hashishin mit rotem Turban und Schnauzbart zeigte, der einen Krummsäbel über den Kopf hob. »Und deswegen sagen sie, ich sei Jude; denn das bedeutet so viel wie eine unerklärliche Missgeburt.«
»Solange wir unerklärlichen Monster hier unter uns sind«, sagte Eliza (und so war es tatsächlich, denn die meisten anderen Gäste waren geflüchtet), »sollten wir da nicht...«
»In der Tat, ja. Wir wollen die Zahlen durchgehen«, sagte Bernard und blinzelte zwei Mal. »Die Zahl der Invasionstruppen beläuft sich auf etwa zwanzigtausend Mann. Jeder erhält fünf sols pro Tag; das wären also fünftausend livres pro Tag. Die Anzahl der Unteroffiziere beträgt rund gerechnet ein Zehntel der Anzahl der Mannschaftsdienstgrade, doch sie erhalten den doppelten Sold; hinzu kommen also weitere tausend livres pro Tag. Leutnants bekommen einen livre pro Tag, Hauptleute zweieinhalb; zählt man das alles zusammen und rechnet Dragoner und Kavallerie etc. mit ein, so kommt man auf etwa achttausend pro Tag...«
»Ich bin von zehntausend ausgegangen, um noch andere Ausgaben zu berücksichtigen«, sagte Eliza.
» C’est juste. Warum also verlangt Ihr eine halbe Million livres in London?«
»Monsieur, England ist zwar nicht so groß wie Frankreich, aber es ist dennoch viel größer als ein paar Stückchen Land in den Niederlanden, die monate-, ja jahrelang umkämpft waren.«
»Diese Orte in den Niederlanden, von denen Ihr da sprecht, sind befestigt. England nicht.«
»Wohl wahr, aber die Entfernung zwischen den Landungspunkten in Devon und London ist beträchtlich. Wilhelm von Oranien brauchte, um diese Strecke zu bewältigen, anderthalb Monate, als er einmarschierte.«
»Schön, ich räume ein, dass sich der Sold von fünfzig Tagen – fast zwei Monaten – für diese Armee auf eine halbe Million livres beläuft. Aber warum muss er bis auf den letzten Penny im Voraus in London geprägt werden? Wenn der Feldzug über einen Brückenkopf hinaus Fortschritte macht, ergeben sich später doch bestimmt Gelegenheiten, Hartgeld auf die Insel zu befördern.«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht, Monsieur. Ich weiß nur von dieser einen Gelegenheit und versuche, sie nach Kräften zu nutzen. Ihr macht die Sache komplizierter, als sie ist. Ich bin um Rat in der Frage gebeten worden, wie man die Truppen bezahlen könnte. Wir beide stimmen offenbar darin überein, dass eine halbe Million livres eine vernünftige, wenn auch vielleicht großzügige Schätzung des Betrages ist, der erforderlich sein wird. Für die üblichen Kanäle des Handels ist das kein allzu großer Betrag. Ich verlange so viel, wie ich für erforderlich halte. Falls im Tower von London tatsächlich die Hälfte dieses Betrages geprägt wird, dann werde ich die Transaktion als halbwegs geglückt betrachten.«
»Die Sache wird dadurch kompliziert, dass die gesamte Transaktion über Lyon abgewickelt werden soll«, sagte Bernard. »Es ist ein großer Brocken, den das Dépôt da zu schlucken hat. Wenn wir es stattdessen über einen öffentlichen Markt transferieren könnten, wo es richtige Banken gäbe...«
»Monsieur Bernard. Ihr führt mich in Versuchung. Denn nichts würde mich stärker faszinieren, als den ganzen Vor- und Nachmittag hier mit Euch zu sitzen, Kaffee zu trinken und über die Eigenarten Lyons und des Dépôt zu reden. Gut möglich, dass wir ähnliche Ansichten
dazu haben. Doch wie die Dinge liegen, ist Lyon kraft langer Tradition Frankreichs Verbindung zum Finanzsystem der Welt, und deshalb müssen
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