Confusion
in meiner Macht, die Sache geschehen zu lassen. Ich mag zwar als Katholik wiedergetauft sein, aber das hat mich nicht davon abgehalten, eine Vielzahl von Kontakten zu Hugenotten aufrechtzuerhalten, die beschlossen haben, das Land zu verlassen. Sie sind in Städte wie London gegangen und haben dort prosperiert. Ihr wisst das sehr gut, denn Ihr habt die Lücke gefüllt, die aufgrund ihres Wegganges in der Compagnie du Nord entstanden ist. Ihr kauft in Schweden und Rostock ständig Bauholz von ihnen. Also ja. Ich kann dafür sorgen, dass Euer Silber transferiert wird, und das werde ich auch. Aber profitabel wird das nicht sein und auch nicht besonders praktisch. Monsieur Castans Kredit beim Dépôt wird eine Zeitlang überzogen sein. Ich werde ihm Daumenschrauben anlegen müssen. Und ich hasse es, mit Lothar Geschäfte zu machen.«
»Schön. Was könnte ich tun, Monsieur, um Euch meine Dankbarkeit dafür zu erweisen, dass Ihr so viele Mühen auf Euch nehmt?«
»Ihr könntet Euren Verstand auf den seltsamen Fall der Compagnie des Indes im fernen St. Malo richten. Ihr, nehme ich an, habt an dieser Sache kein Interesse?«
»Überhaupt keines, Monsieur; mich beschäftigt einzig und allein die Compagnie du Nord.«
»Das ist gut. Dann werdet Ihr mir, was die andere betrifft, Eure Gedanken und Beobachtungen mitteilen?«
»Es wird mir ein Vergnügen sein, mit Euch über das Thema zu sprechen, Monsieur.«
»Sehr schön.« Bernard stand auf. »Dann werde ich jetzt nach Lyon fahren. Au revoir.«
»Bon voyage.«
Und Samuel Bernard verließ das Café Esphahan so abrupt, wie er hereingekommen war.
Sein vergoldeter Stuhl war noch warm, als Bonaventure Rossignol sich daraufsetzte.
»Ich habe Könige mit kleinerer Eskorte reisen sehen«, bemerkte Eliza; sie und Rossignol genossen nun einige Zeitlang das Spektakel der Abfahrt von Bernards Kutsche und seines Trosses von Begleitfahrzeugen, Vorreitern, Ersatzpferden, Stallknechten etc. aus der Rue de l’Orangerie.
»Viele Könige haben weniger zu fürchten«, meinte Rossignol.
»Ach ja? Ich wusste gar nicht, dass Monsieur Bernard so viele Feinde hat.«
»Es ist nicht so, dass er Feinde hätte, wie ein König Feinde hat«, verbesserte Rossignol sie, »das heißt, benennbare Menschen, die ihm übelwollen und bereit und in der Lage sind, diesem Gefühl entsprechend zu handeln. Es ist eher so, dass bestimmte Franzosen ab und zu von einer Art Raserei befallen werden, die sich erst wieder legt, wenn ein, zwei Finanziers an einem Baum aufgehängt oder verbrannt worden sind.«
»Er hat versucht, mich vor derlei zu warnen«, sagte Eliza, »aber seine Söldnerschwadron vermittelt das viel überzeugender als Worte.«
»Es ist merkwürdig«, sagte Rossignol und wandte seine Aufmerksamkeit Eliza zu. »Ich weiß, dass Ihr mit einem Herzog verheiratet seid, das Bett mit ihm teilt und Kinder von ihm bekommt. Dennoch macht mich das nicht im Geringsten eifersüchtig! Doch wenn ich Euch mit diesem Samuel Bernard reden sehe...«
»Schlagt Euch das aus dem Kopf«, sagte Eliza. »Ihr habt keine Ahnung.«
»Was heißt hier, ich habe keine Ahnung? Ich mag Mathematiker sein, aber dennoch weiß ich, was sich zwischen einem Mann und einer Frau abspielt.«
»In der Tat; aber Ihr seid kein commerçant, und Ihr habt nicht die leiseste Ahnung, was sich zwischen Leuten wie mir und Bernard abspielt. Unbesorgt. Wenn Ihr ein commerçant wärt, würde ich mich nicht zu Euch hingezogen fühlen – so wie ich mich auch nicht zu Bernard hingezogen fühle.«
»Aber es sah ganz so aus, als hättet Ihr miteinander kokettiert.«
»Das haben wir auch – aber der Verkehr, zu dem dieses Kokettieren führen wird, ist nicht geschlechtlicher Natur.«
»Jetzt bin ich vollends verwirrt – Ihr spielt mit mir.«
»Aber, aber, Bon-bon! Wir wollen einmal Rückschau halten. Wen habe ich mir von allen Männern in Deutschland zum Freund ausgesucht?«
»Leibniz.«
»Und was ist er?«
»Ein Mathematiker.«
»Und in Holland?«
»Huygens – einen Mathematiker.«
»Und in England?«
»Daniel Waterhouse. Einen Naturphilosophen.«
»Und in Frankreich?«
»…«
»Na, na! Als ich zum ersten Mal nach Versailles kam, zu Soireen bei Hofe eingeladen wurde und mir Scharen von geilen Herzögen nachstiegen, wem habe ich da meine Zuneigung geschenkt?«
»Ihr habt sie... einem Mathematiker geschenkt.«
»Und wie heißt dieser Mathematiker?«, fragte Eliza und legte die Hand hinter das Ohr.
»Bonaventure Rossignol«, sagte
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