Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
Vom Netzwerk:
Weise, der Erbauer des Tempels, war der Urahn aller Alchimisten«, sagte Isaac. »Als junger Mann auf den Thron gelangt, befürchtete er, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein, und brachte dem HERRN tausend Brandopfer dar; dieser erschien ihm dann im Traum und sagte: ›Erbitte, was ich dir geben soll.‹ Und Salomo bat nicht um Reichtum oder Macht, sondern um ein gehorsames Herz. Das gefiel dem HERRN wohl, ›dass Salomo um ein solches bat‹, und er gab ihm ein weises und verständiges Herz, ›das deins gleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht aufkommen wird‹. Erstes Buch der Könige, Kapitel drei, Vers 12. So wurde Salomos Name gleichbedeutend mit Weisheit: Sophia. Welchen Namen geben wir denen, welche die Weisheit lieben? Philosophen. Ich bin ein Philosoph; und obwohl ich es an Weisheit niemals mit Salomo werde aufnehmen können – denn in dem von mir zitierten Kapitel und Vers heißt es ganz eindeutig, dass kein Mensch, der nach Salomo kommt, ähnliche Weisheit erlangen wird -, kann ich danach streben, einiges von dem zu entdecken, was heute noch verborgen ist, einst aber in dem Tempel der Weisheit, den Salomo gebaut hat, deutlich zu sehen war.
    Nun heißt es dort aber auch, dass der HERR Salomo Reichtum gab,
obwohl dieser nicht darum gebeten hatte. Salomo hatte Gold, und er hatte ein verständiges Herz, sodass die in der Materie verborgenen Geheimnisse – wie ich sie etwa im Falle des Fensterglases und der Säuren angesprochen habe – seinem Blick schwerlich lange verborgen geblieben sein können. Das emsige Studium von Alchimisten der jüngeren Zeit, wie ich einer bin, kann kaum mehr als ein primitives Nachäffen des Großen Werks sein, das Salomo der Weise in seinem Tempel unternahm. Seit Tausenden von Jahren bemühen sich Alchimisten, wieder zu entdecken, was in Vergessenheit geriet, als Salomo ans Ende seiner Jahre in Jerusalem kam. Der größte Teil ihrer Bemühungen war erfolglos; doch einige der Großen – Hermes Trismegistos, Sendigovius, der Schwarze Mönch, Didier, Artephius – sind zu ähnlichen, wenn nicht gar gleichen Schlüssen gelangt, was das Verfahren angeht, das man anwenden muss, um das Große Werk zu vollenden. Ich bin sehr nahe daran...« Und an dieser Stelle kam Newton zum ersten Mal seit mehreren Minuten ins Stocken, wandte den Blick von Eliza ab und bezog Fatio mit einem leichten Nicken und der leisesten Spur eines Lächelns wieder in das Gespräch ein. » Wir sind nahe daran, dies zu erreichen. Man sagt mir, my Lady, dass es Menschen gibt, die meinen Principia Mathematica große Hochachtung entgegenbringen; aber ich sage Euch, dass sie nichts als ein Vorwort zu dem sein werden, was ich als Nächstes hervorbringe, vorausgesetzt, ich kann das Werk nur einen kleinen Schritt weiterbringen.
    Dabei wäre es ungeheuer hilfreich für uns, wenn wir auch nur eine kleine Probe des Goldes hätten, das Salomo ursprünglich vom HERRN bekommen hat.«
    »Jetzt endlich begreife ich es«, sagte Eliza. »Ihr und andere Alchimisten glaubt, dass das Gold, das Jack Shaftoe und seine Piraten aus Bonanza geraubt haben, ein Teil von König Salomos Gold ist, das sich irgendwie durch alle Zeiten erhalten hat. Dass es sich irgendwie von dem Gold unterscheidet, das die Sklaven der Portugiesen in Brasilien aus der Erde graben...«
    »Die Theorie darüber, worin es sich unterscheidet, ist detaillierter entwickelt worden, als Ihr vielleicht gern hören möchtet, zumal wenn Ihr die Alchimie für unsinnig haltet«, sagte Fatio. »Sie hat damit zu tun, wie sich die Teilchen – die Atome – des Goldes eines neben dem anderen zusammensetzen, um Netze und Netze von Netzen zu bilden et cetera, et cetera , und was in den Löchern besagter Netze sitzt oder in sie gelangen kann. Es genügt wohl, wenn ich sage, dass das salomonische
Gold, obgleich es genauso aussieht, geringfügig schwerer ist als weltliches Gold. Und so können auch jene, die nichts von der Kunst verstehen, eine Probe jenes Goldes lediglich dadurch als außergewöhnlich erkennen, dass sie es wiegen und seine Dichte berechnen. Vor einigen Jahren wurde in Mexiko ein großer Schatz solchen Goldes gefunden und vom ehemaligen Vizekönig nach Spanien gebracht; er hatte vor, es Lothar von Hacklheber zu verkaufen, aber …«
    »Den Rest kenne ich. Aber was glaubt Ihr denn, wie König Salomos Gold nach Neuspanien gelangte?«
    »Es gibt eine Überlieferung, derzufolge Salomo nicht starb, sondern vielmehr in den Osten ging«, sagte Newton. »Das mögt

Weitere Kostenlose Bücher