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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Pergament. Er war intelligent, aber es fehlte ihm an Entschlossenheit. Sie vermutete, dass jemand mit einer starken Persönlichkeit ihn eines Tages unterkriegen und dass er am Ende im Obergeschoss des Hauses vom Goldenen Merkur in Leipzig an einer banca sitzen und mit einem an einem Stock befestigten Spiegel in den Hof hinunterspähen würde.
    Nach einigem Überlegen entspannte sich Mann und begann die Vokabulare diverser Sprachen durchzusieben, um seine Gedanken auszudrücken. »Es wäre...« begann er und wechselte dann zu Deutsch über, worin Eliza den Wortteil » sonder« ausmachen konnte, der so viel wie »speziell« oder »außergewöhnlich« oder »eigentümlich« bedeuten konnte. Das war seine höfliche Art, ihr mitzuteilen, dass die Summe,
um die es ging, seine Zeit nicht wert sei. »Aber man ermutigt uns, solche Transaktionen vorzunehmen. Manchmal gleichen sie dem ersten kleinen Rinnsal, das durch einen winzigen Riss in einem Deich dringt; die austretende Menge ist nicht so wichtig wie der Kanal, den sie auf ihrem Weg bahnt und der kurz darauf ein wesentlich größeres Volumen befördert.« Womit er ihr zu verstehen gab, dass er von ihrer Unterstützung durch die französische Regierung gehört hatte und sich nun, da die Unkosten infolge des Krieges stiegen, an dem beteiligen wollte, was sie tat.
    »Das ist nicht gerade ein Vergleich, dem ein Holländer viel Tröstliches abgewinnen könnte«, sagte Eliza, die dabei an ihre Kollegen, die de la Vegas, dachte.
    »Ja, aber wenn Euch daran läge, die Holländer zu trösten, hättet Ihr einen solchen Auftrag nicht übernommen«, erinnerte Gerhard Mann sie.
     
    »Gerhard Mann hatte also dank seiner eigenen Gewitztheit eine Möglichkeit ersonnen, dem Gespräch zu entfliehen, ohne mir oder ihm Grund zur Verärgerung zu liefern«, sagte Eliza, Da sie genug davon hatte, auf Bon-bon zu sitzen, schob sie sich nun zurück und setzte sich im Schneidersitz zwischen seinen gespreizten Beinen auf das Bett.
    »Ich ließ die de la Vegas wissen, dass wir nun eine Möglichkeit hatten, bare Münze aus Lyon herauszubringen«, fuhr sie fort. »Binnen weniger Stunden klapperten sie die Bauholz-Großhändler ab und hatten binnen eines Tages zwei separate Geschäfte abgeschlossen: eines über eine Ladung Eichenstämme aus dem Massif Central, die eine Meile flussaufwärts am Ufer der Saône gestapelt waren, das andere über eine bestimmte Menge alpines Weichholz am Zusammenfluss der Rhône und der Saône. Wenn du möchtest, Bon-bon, kann ich jetzt ein, zwei Stunden daran wenden, en detail die Verhandlungen zwischen uns selbst, den beiden Kaufleuten, die uns das Bauholz verkauften, Monsieur Castan, diversen anderen Angehörigen des Dépôt, Gerhard Mann und bestimmten Versicherern und Schiffern zu erläutern.«
    Rossignol sagte leise etwas von wegen la belle dame sans merci.
    » Na schön«, sagte Eliza, »es genügt wohl, wenn ich sage, dass einige Einträge in einigen Hauptbüchern vorgenommen wurden. Eine schnelle Kutsche fuhr nach Genf, das für einen Vogel ungefähr fünfundsiebzig Meilen, für ein Pferd jedoch beträchtlich weiter entfernt liegt. Abraham bekam seinen Wechsel, obwohl die Gewinnmarge
kaum ausreichte, Zeit und Aufwand der de la Vegas abzudecken. Das Bauholz gehörte uns.
    Zu diesem Zeitpunkt – Mitte November – hielten wir die Angelegenheit für abgeschlossen. Denn wir hatten das Bauholz, und wir hatten die Verschiffung in die Wege geleitet. Ein Amsterdamer würde das Geschäft für abgemacht halten. Denn für solche Leute ist es ganz und gar alltäglich, mit einem Federstrich Güter in beliebiger Menge nach Nagasaki, New York oder Batavia zu verschiffen.
    Wir mussten, genau wie das Holz, nach Norden: Jacob Gold nach Paris, wir anderen nach Dünkirchen, von wo aus die de la Vegas sich eine Überfahrt nach Amsterdam besorgen konnten.
    Für mich wäre es am schnellsten gegangen, wenn ich wieder in die Kutsche, die ich mir von Monsieur le Marquis d’Ozoir geborgt hatte, gestiegen und auf der Straße in Richtung Norden gefahren wäre. Doch für die de la Vegas war darin kein Platz. Es war kalt geworden. Wir hatten es nicht sonderlich eilig. Also beschlossen wir, die Pferde und die Wagen in Richtung Norden, nach Orléans zu schicken, wo die Fahrer Reittiere oder eine weitere Kutsche für die de la Vegas mieten konnten.
    Unterdessen würden wir auf dem Wasserweg in die nämliche Stadt fahren und ein paar Tage später eintreffen. 5 Wir hatten vor, uns nach Roanne zu

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