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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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unternähme nicht bloß eine viertelstündige Schlittenfahrt auf ihrem eigenen Besitz.
    Rossignol drehte sich wieder zu Eliza um und sah sie an. Sich hinzusetzen hatte keinen Sinn, da er ohnehin gleich wieder würde aufstehen müssen, wenn die Herzogin und der Graf bei ihnen anlangten.
    »Monsieur Rossignol«, sagte Eliza, »jedes Kind weiß, dass man mit dem Saft einer Limone oder ein wenig verdünnter Milch geheime Botschaften in unsichtbarer Tinte schreiben kann, die sich später
sichtbar machen lassen, indem man das Blatt über glühende Kohlen hält. Wenn Ihr mich so anstarrt, dann ist es, als bildetet Ihr Euch ein, auf mein Gesicht sei mit Milch irgendeine Mitteilung geschrieben worden, die Ihr durch die Hitze Eures Blick sichtbar machen könnt. Ich bitte Euch, daran zu denken, dass die Prozedur öfter schiefgeht und das Papier selbst Feuer fängt.«
    »Ich kann es nicht ändern, dass Gott mich so geschaffen hat.«
    »Zugegeben; aber ich bitte Euch dennoch. Monsieur le Comte d’Avaux und Pater Édouard de Gex haben mich in den letzten Tagen mit so vielen derartigen Blicken bedacht, dass meine Stirn eigentlich von Blasen geziert sein müsste. Von Eurer Seite, Monsieur, wäre ich für ein warmes und nicht so sehr heißes Augenmerk dankbar.«
    »Es ist ganz offensichtlich, dass Ihr mit mir kokettiert.«
    »Das Kokettieren ist üblicherweise mehr oder weniger offensichtlich, Monsieur, aber Ihr müsst es nicht eigens erwähnen !«
    » Ihr habt mich zu einer Schlittenpartie eingeladen und mich in dem Glauben gewiegt, wir beide wären dabei allein – ›Es wird furchtbar kalt sein, Bon-bon, und ich werde erfrieren, wenn ich niemanden habe, mit dem ich meine Decke teilen kann‹ -, und dann haben wir gewartet und gewartet, und nun wird deutlich, dass ich meine Decke mit einem Grafen oder einer Witwe von Stand teilen muss. Das ist eine kleine Etüde in Grausamkeit. In Liebesbriefen beobachte ich dergleichen ständig. Ich verstehe es auch. Aber es wäre sehr töricht von Euch, Mademoiselle, zu glauben, Ihr könntet Macht über mich gewinnen, indem Ihr solche mädchenhaften Spiele spielt.«
    Eliza lachte. »Das käme mir niemals in den Sinn.« Sie machte einen Sprung vorwärts, wirbelte herum und setzte sich auf den Platz neben Rossignol. Er blickte verblüfft auf sie herab. »Warum nicht?«, sagte Eliza, »solange wir in Begleitung einer Anstandsdame sind.«
    »Ohne Ergebnis mit Euch zu kokettieren ist interessanter, als nichts zu tun«, insistierte Rossignol, »aber seit unserem Abenteuer habt Ihr mir wirklich sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ich glaube, das liegt daran, dass Ihr in irgendwelche Schwierigkeiten geraten seid, aus denen Ihr mit Eurem eigenen Verstand nicht herausgefunden habt, und deshalb fühlt Ihr Euch nun in meiner Schuld. Und darüber ärgert Ihr Euch.«
    »Wir werden später vom Ärgern reden«, sagte Eliza und klimperte dann tatsächlich mit schneebetauten Wimpern. Sie klopfte auf den Platz neben sich.

    »Ich muss den Grafen und die...«, aber Eliza schnitt ihm das Wort ab, indem sie ihn hinten an der Hose packte und kräftig nach unten ruckte. Sie hatte ihn lediglich zwingen wollen, sich hinzusetzen; doch zu ihrem Entsetzen zog sie ihm um ein Haar die Hose herunter und hätte ihn bis zu den Knien entblößt, wenn er sich nicht jählings hingesetzt hätte. Wie ein die Capa schwenkender Stierkämpfer breitete sie die schwere Decke gerade noch rechtzeitig über seinen Schoß, um alles vor dem Grafen und der Herzogin zu verbergen, die angesichts der plötzlichen Bewegung in ihre Richtung blickten.
    »Ihr müsst ein wenig Fleisch auf die Hüften bekommen, welchen Sinn hat es sonst, einen Gürtel zu tragen?«, flüsterte sie.
    »Mademoiselle! Ich muss aufstehen, um den Grafen und die...«
    »Witwe von Stand, so habt Ihr sie doch genannt? Sie ist keine Witwe, ihr Mann lebt, ist wohlauf und kümmert sich im Süden um die Angelegenheiten des Königs. Unbesorgt, ich regle das schon.« Sie lehnte sich an Rossignols Schulter und hob die Stimme: »Madame la Duchesse, Monsieur le Comte, Monsieur Rossignol ist untröstlich, denn er würde gern aufstehen, um Euch zu begrüßen, aber ich lasse ihn nicht. Denn seine schlanke Gestalt erzeugt so viel Hitze wie ein Kohleofen, und das ist das Einzige, was mich am Leben erhält.«
    »Behaltet unbedingt Platz!«, insistierte die Herzogin von Arcachon. »Monsieur, Ihr seid wie mein Sohn, höflicher, als Euch guttut!« Sie war beim Schlitten angelangt. Drei

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