Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
spürte, wie ihm heià zumute wurde. Der scharfe Blick dieser Frau sah mehr als ihm lieb war.
»Kann es sein, dass Sie und Rolf West uns ablenken wollen?« Wieder dieser Blick.
»Mich beschleicht das Gefühl, dass mehr dahinter steckt. Wisst ihr etwas über Helmut Brack, das ich vielleicht auch wissen sollte?« Schnur ging sofort auf die Vermutung der Staatsanwältin ein.
Steiner stutzte. Wie kam der ausgebuffte Kerl darauf?
»Was geschieht dort oben auf dem Berg?«, bohrte Ann-Kathrin Reichert weiter.
Steiner zuckte nervös mit den Schultern.
»Gibt es eine Loyalität zwischen Ihnen und Rolf West, die auf einem Ehrenkodex beruht?« Wieder fixierte die Staatsanwältin Steiner mit ihren grünen Augen, die in ihn hineinschauen konnten. Er fühlte sich dieser Frau unterlegen, eine Situation, die ihm nicht behagte. »Ich denke da an die Jägerehre«, fügte sie an.
Steiner rieb sich über die Glatze. Er vermied es, ihr in die Augen zu sehen. Ein leichtes Nicken sollte als ehrliche Antwort genügen.
Zu seiner groÃen Ãberraschung tat es das auch, denn plötzlich erhob sie sich, strich ihr grünes Kostüm glatt und sagte: »Ich sehe keinen Grund, Harald Steiner hier festzuhalten. Vielmehr sehe ich ihn als potenzielles Opfer.«
»Opfer?«
»Der Ãberfall fand vor seinem Haus statt. Wem galt er also? Weiterhin wissen wir nicht, ob der angebliche Schuss auf Rolf West nicht Harald Steiner galt?«, hielt die rothaarige Frau dagegen. An Steiner gerichtet fügte sie an: »Also sehen Sie sich vor. Noch wissen wir nicht, mit welchem Gegner wir es zu tun haben. Aber eines ist sicher: Er ist gefährlich und brutal.«
Mit diesen Worten verlieà sie den Raum.
Schnur und Steiner saÃen sich gegenüber und starrten sich an.
»Du hast bei Frauen wirklich einen Stein im Brett«, murrte Schnur. »Die will dich schützen anstatt verhaften.«
»Lass dir doch einfach deinen roten Bart stehen«, grinste Steiner. »Vielleicht hast du als Barbarossa bessere Chancen.«
Die Tür ging auf und Ann-Kathrin Reichert spähte mit einem verschmitzten Grinsen hinein. »Barbarossa?«
Schnur konnte nichts entgegnen. Fassungslos schaute er in ihre Richtung und sah, wie sie die Tür hinter sich schloss.
»Kannst du nicht einmal deine Klappe halten?«, schimpfte er böse.
»Warum regst du dich darüber auf? Barbarossa ist doch eine Aufwertung deiner Person. Wer schafft es heute noch, nach einem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches im zwölften Jahrhundert benannt zu werden?«
»Am besten verschwindest du schnell, bevor ich dich höchstpersönlich verhafte.«
Dieser Aufforderung kam Steiner unverzüglich nach.
Kapitel 18
Auf dem groÃen Parkplatz vor dem Gebäude der Landespolizeidirektion steuerten Esther Weis und Harald Steiner einen schwarz glänzenden Geländewagen an.
Steiner lieà sich wortlos auf dem Beifahrersitz nieder. Es gefiel ihm, sich im gemächlichen Tempo über die Autobahn A 620 chauffieren zu lassen, mit leiser Musik und einer kompetenten Autofahrerin, die sich trotz chaoÂtiÂscher Verkehrsverhältnisse geschickt hindurchlavierte. Nach der Autobahnabfahrt wurde die Fahrt ruhiger. Langsam rollte der Suzuki durch die langgezogene Wallerfanger StraÃe. Bevor sie das Dorf erreichten, passierten sie den Gutshof von Papen zu ihrer Rechten, der auf eine lange Geschichte zurückblickte. Das Gut existierte seit dem Mittelalter, hatte den Bauernkrieg, den DreiÃigjährigen Krieg, die Niederlegung Wallerfangens und die Neugründung überstanden. Heute glänzt es als Märchenschloss zu Wallerfangen mit seinem Schlosspark de Galhau. Dann folgte das Restaurant Zum Jägerhof . Dicht daneben fiel sein Blick auf die Villa Fayence, bevor sie in den Ortskern gelangten, den der Donze beherrschte. Steiner sah, wie Siegmund Gerstner aus dem Gasthof stolperte, seinen verbeulten Opel Astra ansteuerte, einstieg und losfuhr. Er traute seinen Augen nicht. Er hatte diesen Trunkenbold in flagranti erwischt, wie er besoffen Auto fuhr, hatte den Dorfpolizisten angewiesen, Siegmund Gerstner den Führerschein abzunehmen, weil er eine Gefahr im StraÃenverkehr darstellte, und was passierte? Nichts.
»Ist was?«, fragte Esther.
Steiner schüttelte den Kopf. Die Gesellschaft einer schönen Frau wollte er sich nicht mit Gedanken an diese Saufnase verderben. Sein
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