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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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ist es nicht gleichgültig, was aus dir wird. Es tut meiner Frau und mir in der Seele weh, dass du dich so quälst. Wir akzeptieren auch, wenn du glaubst, damit alleine fertig werden zu müssen, aber das sage ich dir, dein Zorn wird dir dabei nicht helfen. Bisher erduldeten wir deine Rasereien. Richtet sich deine Wut allerdings gegen meine Familie oder anderes Leben auf der Farm, dann mein Junge, nehme ich dich hart ins Gebet. Ich dulde keine Prügeleien auf der Farm, und erst recht nicht innerhalb der Familie. So, jetzt sag' mir, dass du mich verstanden hast und dann lassen wir's gut sein.“
    Streng und mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte er dem Jungen ins Gesicht und erst in diesem Augenblick erkannte Jonathan die aufrichtige Herzlichkeit, die, trotz aller Strenge, aus diesen Augen sprach.
      Nach langer Zeit zum ersten Mal, huschte eine leise Gefühlsregung über Jonathans Gesicht. Der verbitterte, zornige Ausdruck, der darin eingemeißelt schien und besser zu einem Mann um die fünfzig gepasst hätte, verschwand. Betroffen senkte er den Blick: „Ich hab's verstanden, Sir. Nie wieder erhebe ich die Hand gegen Sie und Ihre Familie. Es tut mir leid und ich bitte um Verzeihung.“
      So viel Einsicht schien Handersson doch nicht erwartet zu haben. Denn plötzlich standen ihm Tränen in den Augen und sichtlich gerührt, strich er Jonathan über den Kopf. Dann sagte er: „Dein Vater wäre stolz auf dich, mein Sohn. Nun komm, denn nicht mich solltest du um Verzeihung bitten, sondern Zacharias.“
      Jonathan hielt Wort, nie mehr schlug er auch nur eine Tür heftig zu. Wie schwer ihm dies gefallen war, wusste nur er allein. Immer weiter zog er sich in sich selbst zurück, rangen Hass, Schmerz und eine kaum zu bändigende Wut um seine Seele. Wenn er glaubte, sich nicht mehr beherrschen zu können, rannte er wie von Sinnen in den Wald. Brüllte, bis ihm die Stimme versagte, brach mit bloßen Händen gesunde, kräftige Zweige von den Bäumen, stürzte sich in sumpfige Tümpel, wenn er eine der zahlreichen Schlangen erspähte und zerquetschte ihr den Kopf, bevor sie zuschnappte. Natürlich blieb das den Handerssons und den Leuten aus der nahen Siedlung nicht verborgen, und mit der Zeit gab es kaum noch einen Menschen, der sich nicht hütete, Jonathan auch nur anzublicken. Vielleicht hätte dies der Fremde ebenso gehalten, der Jonathan an jenem Morgen auf der Main-Street so unverhofft ansprach, hätte er gewusst, wie es um den Jungen stand. Aber er konnte es nicht wissen und so ließ er sich von seinem Schicksal direkt zu Jonathan führen.
      An diesem Morgen war Jonathan an der Reihe, um in der Siedlung, Salz, Zucker und andere Kleinigkeiten zu besorgen, die sie auf der Farm benötigten. Obwohl Jonathan die Siedlung nur ungern aufsuchte, wechselte er sich ohne Widerspruch mit den Söhnen der Handerssons bei diesen wöchentlichen Besorgungen ab. Nur sehr selten begleitete Misses Handersson ihre Jungs in die Siedlung. Jeder kannte hier jeden und sie war der Meinung, dass es den Jungs gut tat, wenn sie Verantwortung übernahmen. Der Tag begann für Jonathan nicht anders, als irgendeiner davor, seit er auf der Farm der Handerssons lebte. In drei Tagen war sein Geburtstag, sein fünfzehnter, aber daraus machte sich Jonathan nichts.
      Mit zum Boden gerichteten Blick stapfte er die Main-Street entlang, als sich plötzlich ein Fremder vor ihm aufbaute und brummte: „Sag mal Junge, gibt's in diesem Nest einen anständigen Saloon?“ Der Mann schien weit geritten zu sein. Dick klebten ihm Staub und Schweiß auf der Haut.
      Jonathan, der kurz aufgeschaut hatte, senkte wieder den Blick und als wäre der andere Mann nicht da, schritt er an den Fremden vorbei. Der packte Jonathan am Arm, zog ihn zu sich herum und drohend sagte er: „Du bist wohl was besseres, wie Bursche? Hätte nicht übel Lust, mit deinem Arsch dies verdammte Nest aufzuwischen.“
      Ungerührt blickte Jonathan in die Augen des Fremden. Dessen Gesicht verzerrte sich vor Wut, mit jedem Wort verstärkte sich der Griff an Jonathans Oberarm. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie der Fremde mit der anderen Hand nach dem Griff einer Peitsche langte, die er am Gürtel trug. Das hätte er besser sein lassen. In dem Augenblick, als die Hand des Fremden die Peitsche berührte, hatte Jonathan das Gesicht des Narbigen vor sich. So wie dieser Fremde, hatte der Narbige eine Peitsche am Gürtel getragen.
      Jonathan explodierte ohne das geringste warnende

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