Coogans Fluch (German Edition)
„Hätte ich mich nicht um die Dinge Maloys und des Narbigen gekümmert, wäre Pete noch am Leben und wir wären wohlbehalten in Fairbanks.“ Schluchzend barg Sally ihr Gesicht in den Händen.
„Niemand kann sagen, was geschehen wäre, hättest du nicht gehandelt, Sally. Maloy ist ohne Zweifel ein Mörder, so wie sein Boss, dieser Narbige. Wer weiß, was der Spieler noch alles in Fairbanks angerichtet hätte, doch jetzt sind wir hier und wir müssen uns mit unserem Schicksal abfinden. Und wir sollten Jonathan nicht vergessen. Ich glaube nicht, dass ihn die Lawine erwischt hat und vielleicht hängt sein Leben von uns ab. Es wird alles gut, Sally.“ Umständlich kniete sich Frank nieder, entfachte das heruntergebrannte Feuer aufs Neue und setzte Kaffee auf.
Sally blickte zu Boden, suchte dann Franks Blick und mit geröteten Augen sagte sie: „Gibt es irgendeine Spur von McLeary oder von diesem Wolf?“
„Nein, als wenn sie sich in Luft aufgelöst hätten.“
Draußen, vor dem Zelt neigte sich die Sonne zum westlichen Horizont, schwach glimmten die ersten Sterne durch die lichten Nebelschwaden. Bei der Schlucht blieb alles ruhig.
Während der ersten Nachthälfte hatte sich der Nebel über der Hochebene und den Ausläufern des Gebirges vollständig aufgelöst. Trotz des Kraft raubenden Marsches, dachte kaum einer der Holzfäller an Schlaf. Zu intensiv bohrten in ihren Köpfen die Verheißungen des Goldes.
Eine Stunde nachdem sie aufgebrochen waren stießen sie auf die Fährte des Aufgebots, die vom Westen kommend der Spur ihres Bosses folgte.
„Schätze, es war gar nicht so dumm, uns zu trennen. Sieht mir ganz danach aus, als interessierte sich noch jemand für unser Gold. He, Matt, was denkst du, wie viele waren es?“ Der Sprecher, Owen Stevenson, ein gewichtiger Engländer, hatte das Kommando über die Holzfäller, war sozusagen ihr momentaner Vorarbeiter.
„Ich würde sagen, mehr als zwölf Männer“, sagte Matt nach einer Weile und erwartungsvoll sah er nun zu Stevenson.
„Wir zählen mehr als doppelt so viel. Lassen wir die Stämme und Maultiere hier. Vier Mann als Wache genügen. Ihr anderen nehmt eure Waffen und folgt mir“, bestimmte Owen.
Nachdem das Los über die Wachen entschieden hatte, marschierte der Rest weiter und nach drei Meilen Fußmarsch tauchte die dunkle Silhouette der Felsnadel vor ihnen auf. Die breite Fährte hielt schnurstracks darauf zu.
„Hoffentlich ist da drüben kein Posten“, knurrte einer der Männer und Owen hielt seinen Schlitten.
„Noch sind wir weit genug entfernt, doch bald kann man uns von diesen Felsen aus gut erkennen. Besser wir schlagen einen Bogen und stoßen von Osten wieder zur Fährte. Wenn dort jemand ist, gelingt es uns vielleicht sie zu überraschen.“
Der Vorschlag erntete allgemeine Zustimmung und so wandten sie sich zunächst Richtung Osten und schwenkten nach zwei Meilen allmählich nach Süden.
Frank hatte sich mit einer Flasche Whisky und etwas Dörrfleisch auf den Weg gemacht. Nur, um die Posten bei der Schlucht bei Laune zu halten, wie er zu Sally sagte.
Sally versorgte weiterhin die Verwundeten. Nachdem sie ihnen zu essen und zu trinken gegeben hatte, setzte sie sich für einen Augenblick und nach wenigen Atemzügen schlief sie ein. Erschrocken fuhr sie in die Höhe, als sie das Gejaule der Hunde jäh weckte.
Coogans Fluch , schoss es ihr durch den Kopf. Ohne zu überlegen, schnappte sie sich ein Gewehr und hastete aus dem Zelt. Die Geräusche reißender Lederriemen und Zeltleinen verrieten, dass sich einige Hunde losgerissen hatten. Rasch entfernte sich ihr wütendes Bellen vom Lager.
Hoffentlich reißen sich nicht alle los, dachte Sally. Obwohl sie sich mit aller Kraft durch den Schnee kämpfte, kam es ihr so vor, als würde sie sich unendlich langsam bewegen. Die Zeit, welche sie benötigte um das Zelt zu verlassen und um die Ecke zu rennen, erschien ihr wie eine Ewigkeit. Plötzlich verfiel das wütende Bellen der Hunde in angsterfülltes Quietschen, dann hörte Sally unterwürfiges Winseln.
Trotz ihrer Angst eilte sie um das Zelt und als sie endlich den Grund für den Radau erblickte, stockte sie fassungslos und brach schließlich in ein erleichtertes Lachen aus. Nicht dass es etwas zum Lachen gegeben hätte. Aber sie hatte mit allem gerechnet, angefangen von Coogans Fluch, der geifernd über sie herfallen würde, bis hin zu hungrigen Wölfen oder aus dem Winterschlaf
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