Cool und Lam 13 - Die goldgelbe Tuer
wofür Sie sich hier bei uns speziell interessieren?«
»Für alles, was Sie zu bieten haben«, antwortete ich.
Die kalten Augen blickten wärmer. »Würden Sie bitte noch sagen, von wem Sie die Karte erhielten?«
»Sie ist doch ordnungsgemäß signiert, oder nicht?«
»Gewiß. Aber wir würden gern wissen, wer für Sie gutgesagt hat.«
»Die Karte stammt vom Besitzer des Unternehmens.«
Er betrachtete sie etwas überrascht. »Ach so, Sie kennen also Mr. Channing persönlich?«
»Ganz recht.«
»Ja, dann ist das natürlich etwas anderes. Entschuldigen Sie bitte, Mr. Lam.«
Als ich mich zum Gehen anschickte, sagte er etwas verlegen, als wäre es ihm erst nachträglich eingefallen: »Ich fürchte, Mr. Lam, ich muß Sie noch einmal belästigen. Dürfte ich vielleicht einen Blick auf Ihren Führerschein werfen?«
»Aber sicher.« Ich zog meine Brieftasche heraus und hielt ihm meinen Führerschein hin.
»Aus Los Angeles, wie?«
»Stimmt.«
»Wollen Sie für längere Zeit in San Francisco bleiben, Mr. Lam?«
»Nein, aber solange ich hier bin, will ich was erleben. Ich kenne Als Salon unten in Los Angeles .«
»Oh, wie geht es Al denn ?«
»Ich kenne ihn nicht persönlich, bloß das Lokal. Allerdings bin ich mit dem Manager dort ganz gut bekannt, mit...« Ich brach plötzlich ab, um mir den Anschein zu geben, als wäre mir der Name um ein Haar herausgerutscht.
»Mit...?«
Ich lächelte. »Wenn Sie den Mann kennen, den ich meine, wissen Sie auch, wie er heißt. Wenn Sie ihn nicht kennen, sagt Ihnen sein Name sowieso nichts.«
Er lachte. »Möchten Sie vielleicht ein Kreditabkommen treffen, Mr. Lam, damit Ihnen hier auch Schecks eingelöst werden?«
»Danke, nicht nötig. Ich habe mich reichlich mit Bargeld eingedeckt. Sollte ich wirklich Kredit brauchen, dann gehe ich zu Channing und spreche mit ihm persönlich.«
»Schön, Mr. Lam. Dort entlang.« Er zeigte auf eine Tür linker Hand vor der Bar.
Ich landete von neuem auf einem Korridor. Zwei Türen am anderen Ende führten offenbar zu den Waschräumen. Auf einem Schemel mitten im Gang saß ein Neger in weißer Uniform. Als ein Summer dreimal kurz hintereinander ertönte, zog er an einem Schaltgriff, und eine verborgene Tür glitt geräuschlos zur Seite. Ein paar Schritte, und ich befand mich im Spielsaal.
Im Augenblick war der Betrieb schwach. Die Leute mit den dicken Brieftaschen kamen vermutlich erst später, nach dem Dinner und nach dem Schluß der Theatervorstellungen.
Auch hier gab es denselben synthetischen Luxus wie in den übrigen Räumen, außerdem die üblichen Spiele, Roulett, Würfel, Siebzehn und vier, Poker. Unter den Spielern fielen mir sechs bis sieben soignierte Herren auf, im Smoking und mit blasierter Miene, die ziemlich hohe Einsätze machten und Gewinn und Verlust mit gelangweilter Arroganz zur Kenntnis nahmen. Sie sahen genauso aus, wie sich der kleine Moritz einen geborenen Gentleman vorstellt. Es waren Lockvögel, die für die Belebung des Spiels zu sorgen hatten.
Horace B. Catlin befand sich nicht unter den Anwesenden. Die Nachricht vom Tod George Tustin Bishops hatte den Spielsalon offenbar nicht in seinen Grundfesten erschüttert. Der Betrieb lief reibungslos weiter, wie man das bei einem exklusiven Klub erwartet, wo der Verlust von einigen hundert Dollar bloß eine Bagatelle ist. Später, wenn das Spiel lebhafter wurde, traten die Lockvögel erst richtig in Aktion. Sie würden mit einem gönnerhaften Lächeln große Summen verlieren oder mit lässiger Eleganz Stapel von Chips vor sich aufhäufen. Und die bedauernswerten Opfer, die nicht die geringste Chance hatten, auch nur einen Cent zu gewinnen, würden der Versuchung erliegen, die lässige Eleganz ihrer Nachbarn zu imitieren. Aber das Ende vom Liede war natürlich, daß sie gerupft bis auf die Haut von dannen schlichen, weil sie leider, leider in eine Pechsträhne geraten waren.
Es gibt freilich auch ein paar solide Spielsalons in den Vereinigten Staaten, aber ein dumpfes Gefühl sagte mir, daß >Die goldgelbe Tür< nicht dazu gehörte.
Ich sah für eine Weile zu, ging dann zum Schalter und kaufte mir Chips für zwanzig Dollar. Der Mann nahm das Geld und zuckte betont mit den Schultern. Der Diamantring an seiner Hand blitzte, während er mir mit seinen geschmeidigen, gepflegten Fingern die Chips auf den Schaltertisch zählte. Seine Haltung sollte wohl ausdrücken, daß man im Klub absolut tolerant wäre. Wenn ich es mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, die
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