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Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Titel: Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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Heiner.
    Der Heiner hat ’nen Fleck im Hemd,
    da war es nur noch einer.«
     
    Danach ist es draußen ganz lange ganz unheimlich still. Im Dunkeln der Höhle kann ich meine Uhr nicht lesen, aber ich sitze jetzt hier bestimmt schon eine Ewigkeit, in der ich darauf warte, dass endlich das Signal zum Spielabbruch ertönt. Doch das tut es nicht, denn Major Horst mag keine unerledigten Aufträge.
    Vielleicht steht er schon die ganze Zeit vor der Höhle und wartet nur darauf, dass ich endlich rauskomme. Und das werde ich auch, weil ich nämlich Hunger habe. So großen Hunger, dass ich sogar Mockturtlesuppe essen würde.
    Mit einem kühnen Satz, das Gewehr im Anschlag, springe ich aus der Höhle. Es dauert eine Weile, bis sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben. Sicherheitshalber gebe ich zwei Schüsse ab, einfach so, das kann ja nicht schaden. Ich habe sogar getroffen: einen Tannenzapfen, der rot verschmiert an einem Ast schaukelt, und den fetten Hintern eines Dachses, der verärgert davonwackelt und brummelnd in seinem Bau verschwindet.
    Keine Spur von Major Horst.
    Aber mich kann er nicht täuschen. Er steckt hier irgendwo und wartet auf mich. Gebeugt schleiche ich durch den Wald, um die Schussfläche zu verringern. Dabei bemühe ich mich, auf keinen morschen Ast zu treten. Alle drei Schritte bleibe ich einen Moment stehen, horche und schaue hinter mich.
    Immer noch keine Spur von Major Horst!

    Vielleicht ist Justins Vater längst zurück ins Zeltlager marschiert, um dort seinen triumphalen Sieg zu feiern?
    Vielleicht ist es ihm völlig gleichgültig, ob ich noch hier draußen herumschleiche oder nicht?
    Vielleicht sind die anderen und er schon längst beim Abendessen?
    Mein Bauch knurrt laut bei der Vorstellung, und da ist es völlig egal, ob ich auf morsche Zweige trete oder nicht. Ich spare mir das kindische Schleichen und das ständige Mich-Umdrehen. Ich laufe einfach los in Richtung Camp, und wenn ich mir das vor lauter Hunger nicht nur einbilde, kann ich die Suppe sogar schon riechen.
    Ich habe den Waldrand fast erreicht, als plötzlich etwas von einer Eiche herunterplumpst. Es ist Major Horst, der zufrieden grinst und seine Paintball-Spritze auf mich richtet.
    »Da war es nur noch einer, und bald schon ist es keiner«, erklärt er, und ich kann sehen, wie sich sein Zeigefinger um den Abzug krümmt.
    Es ist aus.

    Vielleicht liegt COOLMAN damit gar nicht so falsch. Major Horst macht seinen Job seit über vierzig Jahren, wenn nicht noch länger. Der kann gar nicht anders, der ist so trainiert. Wenn der einen Befehl bekommt, muss er den ausführen, egal, wie bescheuert der ist.
    »Deckung!«, brülle ich, ehe Major Horst abdrücken kann. Sofort wirft sich Justins Vater gehorsam auf den Boden.
    Auf die kurze Entfernung kann ich ihn gar nicht verfehlen. Eine Farbpatrone habe ich ja noch, und die landet genau auf seinem Tarnanzug. Genau dort, wo auf seiner Uniform die ganzen Orden hängen. Nur eben auf der Rückseite, und darauf bin ich nicht besonders stolz.
    Aber egal, das Spiel ist aus, und ich habe gewonnen!
    So wütend, wie Major Horst mich anstarrt, als er wieder aufsteht, werde ich an meinem Sieg nicht viel Freude haben. Ich hatte mir schon gedacht, dass er kein guter Verlierer ist.

Besuch bei der alten Dame
    Mein Einmarsch ins Camp gleicht leider so gar nicht dem Triumphzug, den ich nach meinem Sieg erhofft und erwartet hatte. Anstatt mir zuzujubeln, starren die anderen Jungs betreten auf den Boden, als ich mit Major Horst im Zeltlager erscheine. Nur ein paar wenige Mutige trauen sich, mir anerkennend zuzuzwinkern oder verstohlen den Daumen hochzustrecken. Der Rest hat viel zu viel Schiss vor Major Horst, als dass er sich offen über meinen Sieg freuen würde.
    Dabei ist ihre Sorge völlig unbegründet. In seinen verkniffenen Augen kann ich lesen, wie sauer Justins Vater noch immer auf mich ist. Da ist für die anderen überhaupt kein bisschen Wut mehr übrig. Da habe ich quasi ein Monopol drauf.
    Als wir die Feuerstelle erreichen, lässt Major Horst die ganze Truppe antreten. Er und ich stehen vor der Reihe meiner Mitkameraden, die uns neugierig anstarren, weil sie wissen möchten, was als Nächstes passiert.
    Das wüsste ich auch gern.
    Vielleicht werde ich wegen meines heldenhaften Einsatzes ehrenhaft aus dem Camp »Kinderglück« entlassen und darf endlich nach Hause.

    So etwas Ähnliches befürchte ich auch, obwohl Major Horst jetzt sogar lächelt. Aber kein gewöhnliches, freundliches

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