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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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wirkt leicht verbogen, als wäre sie mal zu stark belastet worden. Seit ein paar Stunden folgt ihm dieser graue Dodge Ram. Alle paar Minuten sieht er ihn, wenn die grellweiße Sonne eine sternförmige Spiegelung auf dessen Motorhaube wirft, einen blitzenden Punkt wie eine glänzende Münze auf dem Gehsteig. Doch die Kreuzung, an der die beiden Tankstellen liegen, ist ziemlich breit, und Ians Augen sind nicht mehr das, was sie mal waren. Früher hatte er eine Sehstärke von hundertzwanzig Prozent, damit hat er gern angegeben, aber jetzt kann er das Gesicht des Typen im Dodge Ram nicht richtig erkennen. Und trotzdem, als er neben der Zapfsäule steht und den Mustang volltankt, glaubt er beinahe, es könnte wirklich Henry Dean sein.
    Er muss sich sehr zusammenreißen, um sich nicht das Gewehr von der Rückbank zu schnappen, in aller Ruhe anzulegen, zu zielen und dem Typen ein Großkalibergeschoss in den Schädel zu jagen. Er sieht es direkt vor sich: Wie die Kugel ins Seitenfenster einschlägt, wie sich von jetzt auf gleich ein Spinnennetz aus haarfeinen Rissen durch das eben noch makellose, durchsichtige Glas zieht. Wie das Glas Sekundenbruchteile später aus dem Rahmen rieselt und den Blick wieder auf den Typen freilegt, der mit einem Loch in der Schläfe hinter dem Steuer sitzt, einem Loch, das groß genug ist, um das dicke Ende eines Poolqueues hineinzustecken. Und überall im Führerhäuschen kleben Blut und Gehirnmasse, als hätte man einen Böller in einen Klumpen Hackfleisch gesteckt und angezündet. Der Typ würde nach vorne kippen, sein Kopf aufs Lenkrad knallen, und ein anhaltendes, idiotisches Hupen würde die Kreuzung beschallen.
    Es wäre so einfach.
    Aber er ist sich nicht sicher. Und selbst wenn er sich sicher wäre, es wäre jetzt weder der richtige Moment noch der richtige Ort. Er hätte nur einen Versuch, bevor sich irgendein Cowboy berufen fühlt, ihn zu Boden zu reißen. Sollte er ihn verfehlen, könnte Henry in aller Ruhe mit Maggie abhauen. Ja, eventuell würde er sogar Maggie erwischen – selbst wenn er Henry trifft, denn so eine Kugel hat eine ziemliche Wucht. Das Ding könnte Henry glatt durchbohren, an der anderen Seite wieder austreten und Maggie töten.
    Oder eine andere unschuldige Person.
    Ian hat noch nicht viel darüber nachgedacht, was aus ihm geworden ist oder wie weit er noch gehen will. Doch obwohl er sich immer mehr zum Unmenschen entwickelt, ist er nicht bereit, Unbeteiligte zu töten, um seine Ziele zu erreichen. Zumindest noch nicht. Außer es lässt sich überhaupt nicht vermeiden.
    Und er ist sich ja sowieso nicht sicher, ob das da drüben Henry ist. Er glaubt, dass er es ist, dass er es sein könnte, aber er ist ein erwachsener Mann und hat sich zu oft geirrt, um nicht zu wissen, dass sich die Realität nicht immer an das hält, was man hofft oder glaubt.
    Ein Klicken in seiner Hand. Die Benzinpumpe stoppt, der Tank ist voll. Ian lässt noch ein paar Tropfen nachlaufen, bis er exakt fünfunddreißig Dollar zu zahlen hat, dann steckt er die Zapfpistole in die Halterung zurück und schraubt den Tankdeckel zu. Nach einem letzten Blick über die Kreuzung geht er zum Laden, doch auf halbem Weg wird er von einem Hustenanfall überrascht. Er stolpert zur Seite, direkt in ein Ehepaar, das gerade aus der Tür tritt.
    »Immer langsam, Kollege«, sagt der Mann und fasst ihn am Arm.
    Ian versucht, sich an seiner Schulter abzustützen, doch die Schusswunde in seiner Brust erzeugt einen brüllenden Schmerz. Ächzend schließt er die Augen. Den nächsten Hustenanfall würgt er ab, bevor er sich über die schweißnassen Wangen wischt, erst über die linke, dann über die rechte.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragt die Frau.
    »Ja, ja, danke. Tut mir leid, dass ich Sie angerempelt habe.«
    Der Mann runzelt die Stirn. »Ist auch wirklich alles okay?«
    »Ja. Dieser verdammte Husten. Ist nicht weiter schlimm.«
    »Sie sehen wirklich nicht gut aus. Vielleicht sollten Sie sich kurz hinsetzen.«
    »Oder wollen Sie einen Schluck Wasser?« Die Frau hält eine Plastikflasche hoch. »Ist noch nicht angebrochen.«
    »Danke, nein. Es geht schon wieder.«
    Auf der Toilette gönnt er sich einen Moment Ruhe. Das Gesicht in den Händen, sitzt er auf der Klobrille und versucht zu atmen wie ein normaler Mensch. Doch jedes Ausatmen wird von einem hohlen Keuchen begleitet, das fast schon einem Pfeifen gleicht. Er schaut an sich hinab. Auf seinem Hemd ist ein brauner Fleck aufgetaucht, etwa so groß wie eine

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