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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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russischen Flotte in Verbindung zu bringen waren, aber dieser Junge kam aus Barnaul im tiefsten Sibirien, wohin ein pensionierter U-Boot-Kapitän sich nach vielen Dienstjahren in der Sowjetflotte zurückgezogen hatte – oder wohin er verbannt worden war. Dieser alte Seebär hatte eine Enkelin in Sergej Petrowitschs Alter. Sergej war eine Zeit lang in sie verliebt gewesen, hatte sich mit ihrer Familie angefreundet und so eine sagenhafte U-Boot-Geschichte nach der anderen zu hören bekommen. So war sein Traum geboren worden. Als er, die Landratte aus Barnaul, sich bei der Flotte bewarb, machte er sich keine großen Hoffnungen. Aber vielleicht hatte sein alter Freund ein gutes Wort für ihn eingelegt, und die Tests bestand er ebenfalls. Man schickte ihn bis nach Sewerodwinsk am Weißen Meer, damit er seine Grundausbildung absolvierte, und da es anschließend vielleicht zu unökonomisch schien, ihn wieder zurück nach Sibirien zu holen, landete er auf der Kursk in der Besatzung von Kapitän Petrow. Ein Traum ging in Erfüllung, der sich lange Zeit später dann in einen Albtraum verwandelte. Sein einziger Trost hatte darin bestanden, dass seine Kameraden im Torpedoraum, in dem er selbst hätte sein sollen, vermutlich so schnell gestorben waren, dass sie es gar nicht gemerkt hatten. Schlimmer war es für die dreiundzwanzig Männer gewesen, die achtern hinter dem letzten Schott einen qualvollen Tod in Kälte, Wasser und steigendem Druck hatten erleiden müssen.
    Und da der Gefreite Sergej Petrowitsch Kowalin bis jetzt in Carls heimlichen Notizen, die er erst niederschrieb, wenn er allein war, nur Pluspunkte gesammelt hatte und mit seinen Sommersprossen, der Stupsnase und dem frechen Gesichtsausdruck stark an einen gewissen Kapitän zur See Mordawin erinnerte, war die Sache vollkommen klar.
    Nun war nur noch eine Frage offen, allerdings eine, die die merkwürdigsten Ausflüchte und Lügen nach sich ziehen konnte. In gewisser Weise die entscheidende Frage, mit der sich an Bord die Spreu vom Weizen scheiden ließ.
    »Beantworten Sie mir bitte eine Frage«, begann Carl nachdenklich. »Sie wissen, dass dies die letzte Übung ist. Aber Sie wissen nicht, was wir vorhaben, wenn wir das nächste Mal aufbrechen. Was glauben Sie?«
    »Nichts, Admiral, das ist doch geheim.«
    »Stimmt. Das kann man wohl sagen«, antwortete Carl, der sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. »Aber vor mir wird die Sache doch nicht geheim sein. Ich befehle Ihnen, mir zu sagen, worum es hier Ihrer Ansicht nach geht.«
    »Ja, Admiral.«
    »Sprechen Sie bitte etwas leiser, Genosse Gefreiter. Ich bin ganz Ohr.«
    Er unterzog den Jungen einer schweren Prüfung. Er musste entweder das Risiko eingehen, seinen Boss anzulügen, oder das Risiko, sich in Dinge einzumischen, in denen man nicht herumzuschnüffeln hatte, weil sie geheim waren. Der Junge musste das Unmögliche schaffen und eine nahezu teuflische Prüfung bestehen.
    »Mein Posten ist ja im Torpedoraum, wir kennen also alle Waffen …«, begann der Gefreite nervös.
    »Selbstverständlich. Und?«
    »Wir werden Ziele zu Land und zu Wasser angreifen, aber die Marschflugkörper haben keine nuklearen Sprengköpfe …«
    »Verzeihung, woher wissen Sie das, Gefreiter?«
    »Sonst würde die Rangordnung anders aussehen, Genosse Admiral!«
    »Gut. Ich verstehe. Also, Ziele zu Land und zu Wasser. Bei einem Jagd-U-Boot nichts Besonderes, dazu sind wir ja da. Was noch?«
    »Unsere arabischen Kollegen sind Palästinenser …«
    »Korrekt. Und?«
    »Daher glaube ich, dass wir ins Mittelmeer fahren werden und dass die israelischen Flottenbasen unser Ziel sind, Admiral!«
    »Das glauben Sie also. Und was glauben die anderen Männer im Torpedoraum?«
    »Dies und das. Die meisten hoffen, dass wir mit den Amerikanern kämpfen werden, allerdings nicht unter russischer Flagge, denn das würde Weltkrieg bedeuten. Jedenfalls dass wir, wenn es richtig losgeht … ungefähr so etwas wie heute mit der USS Alabama.«
    »Sie sind nicht auf den Kopf gefallen, Sergej Petrowitsch, auf einem U-Boot immer von Vorteil«, sagte Carl mit gespielter Nachdenklichkeit, als hätte er soeben eine Weisheit von sich gegeben. »Ob Ihre Überlegungen richtig oder falsch sind, werden Sie erfahren. Wenn Sie sich gut führen. Ich möchte Ihren Namen auf keinem einzigen negativen Bericht lesen, und sei es bei den geringsten Vergehen. Ist das klar, Gefreiter?«
    »Vollkommen klar, Genosse Admiral!«
    »Gut. Es war angenehm, Sie kennenzulernen. Ich

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