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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Palästinensern in Uppsala, bei der verdeckt operierenden Drogen-Bande in Södertälje oder sei vielleicht auch durchs Netz geschlüpft, aber in diesem Punkt »schweigt man sich bei der Säpo aus«, und Karl Alfredssons Mann in Svenska Dagbladet versicherte, die Säpo habe bestimmte, entscheidende Anhaltspunkte gesichert, die man aus fahndungstechnischen Gründen nicht enthüllen wolle, was durchaus verständlich sei.
    O ja, es war schon »verständlich«, da es solche Anhaltspunkte gar nicht gab.
    Fristedt starrte auf eine erste Seite mit den Schlagzeilen:
    Säpo zerschläg
NEUE ARABISCHE TERRORBANDE
    Anschließend suchte Fristedt in Expressen nach Kommentaren der wohlinformierten israelischen Quelle der Zeitung - eines Journalisten, der genauso gut informiert schien wie ein ganzer israelischer Nachrichtendienst.
    Und er besaß tatsächlich ein paar besondere Hintergrundsinformationen, über die die Journalisten der Firma offensichtlich nicht verfügten.
    Die arabische Terroraktion »Plan Dal« passe zu dem ständigen Bürgerkrieg der rivalisierenden palästinensischen Organisationen innerhalb der PLO sowie der PLO gegen verhandlungswillige »Verräter« in der arabischen Welt … Es folgte eine Aufzählung einer großen Zahl von Fällen, bei denen Palästinenser sich gegenseitig oder aber arabische Politiker umgebracht hatten (Fristedt hatte das leise Gefühl, die Liste schon mal gesehen zu haben). Und wenn die Säpo jetzt, worauf alles hindeute, ein solches Unternehmen vereitelt habe, bestehe die große Gefahr, daß die palästinensischen Terroristen ein neues Todeskommando nach Schweden entsendeten, um entweder den ursprünglichen Plan zu Ende zu führen oder aus Rache gegen die Säpo zuzuschlagen. Ein denkbares Ziel in Schweden sei die ägyptische Botschaft, die seitdem verstärkt überwacht werde.
    Am Endes des von dem israelischen Sprachrohr geschriebenen Artikels standen ein paar Zeilen, die Fristedt nach einem Rotstift greifen und sie unterstreichen ließen: »Auch wenn die palästinensischen Terror-Organisationen für Terroraufträge fast ausschließlich Palästinenser auszusuchen pflegten, kann man gerade in diesem Fall Tendenzen erkennen, daß sie auch mit schwedischen Tätern oder einem schwedischen Täter operieren, wie eine hochgestellte Quelle bei der Säpo gegenüber Expressen äußerte.«
    Fristedt grübelte lange nach. Neben dem erwarteten Geplapper und der erwarteten Selbstverständlichkeit, mit der die verschiedenen festgenommenen Gruppen zusammengewürfelt wurden, als wären sie eine einzige, bestens getrimmte und eingespielte Armee, fanden sich noch zwei seltsame Nachrichten. Erstens wurde mit keinem Wort angedeutet, der Mord an Folkesson habe etwas mit dem »Plan Dal« zu tun. Zweitens erkannte man in den Andeutungen, die von der Firma selbst und nicht aus der gewohnten Quelle des Expressen-Redakteurs stammten, die Umrisse eines schwedischen Mörders.
    Das sah nicht gut aus. Da sprach jemand hartnäckig von einem schwedischen Mörder, und da beschwor jemand neue Terrorakte geradezu herauf.
    Fristedt wurde in seinen düsteren Gedanken von seinem Sohn unterbrochen, der eintrat, nachdem er zunächst geklopft hatte. Der Sohn hatte natürlich auch Zeitung gelesen, sich jedoch ganz auf die Abschnitte mit angeblichen »Todeslisten« unter den beschlagnahmten Gegenständen und auf ähnliche Routine-Lügen konzentriert.
    »Ist es deine Gruppe gewesen, die gestern abend diese Bande in Södertälje festnahm?« fragte der Junge.
    »Ja, das waren wir. Aber diesmal keine kugelsicheren Westen und solche Dinge.«
    »Aber hier steht doch, daß sie ein ganzes Waffenlager mit russischen Maschinenpistolen und Handgranaten und eine Menge anderes Zeug hatten?«
    »Erstens ist es nicht wahr. Ich habe dir doch gesagt, daß du nie glauben darfst, was über meine Arbeit in der Zeitung steht«, lächelte Fristedt.
    »Zweitens hatten diese Burschen nicht die kleinste Chance, denn selbst wenn du es nicht glaubst, haben wir sehr fähige Leute in der Firma, wenn es darauf ankommt.«
    Fristedt dachte über das nach, was er soeben gesagt hatte. Er mochte diesen Hamilton, aber unter dieser wohlpolierten, höflichen und angenehmen Oberfläche spürte er noch etwas anderes liegen, etwas Seltsames und Schreckliches, was sich gelegentlich nur erahnen ließ.
    Appeltoft saß mißmutig an seinem Küchentisch und schuftete. Die Korrespondenz des Gymnasiallehrers Anders Hedlund umfaßte Hunderte von Briefen, die zwar den systematischen

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