Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...
ermordeten Dirne und Banner bestehen?
Dann hatte er eine Eingebung. Er zog
die Taschenuhr heraus und runzelte die Stirn. Vielleicht blieb ihm noch Zeit
...
Banner starrte auf den glitzernden goldenen
Ring. Adam steckte ihn seiner Frau an den Finger und küßte sie zärtlich. »Ich
liebe dich.«
Banner umarmte ihn stürmisch, und er
preßte sie an sich, als wollte er sie nie wieder loslassen.
»Ich liebe dich«, sagte er noch
einmal leise. »Ich liebe dich.«
»Was hast du, Adam?« fragte Banner,
die seine Unruhe spürte.
Aber er zog sie nur noch fester an
sich, und es dauerte sehr, sehr lange, bis er sich wieder von ihr löste.
Am nächsten Morgen kam ein Telegramm
mit einer kurzen Nachricht: Banner. Ich habe Robert vor ein paar Wochen in
Portland getroffen. Er läßt dich grüßen. Jeff.
Banner runzelte die Stirn. Robert?
Sie kannte niemanden namens Robert — oder?
Während sie die Nachricht ein
zweites Mal las, erwachte ein starkes Gefühl des Unbehagens in ihr, und eine
völlig unbegreifliche Angst schnürte ihr die Kehle zu. Aber dann zerknüllte sie
das Telegramm und warf es kurz entschlossen in einen Papierkorb. Sie hatte
keine Zeit für unbegreifliche Ängste.
Doch tief in ihr hatte sich die
Furcht bereits festgenagt. So stark, daß sie in der Nacht von Sean träumte. Er
stand an ihrem Bett und betrachtete sie mit haßerfülltem Blick.
Banner erwachte von einem Schrei,
der auch Adam aus dem Schlaf riß.
»Banner?« murmelte er verschlafen.
»Halt mich ganz fest«, flüsterte
sie.
Er zog sie in die Arme, wo sie warm
und sicher war und kein Sean existierte, keine Frau in den Bergen und kein
Ungeheuer, das am Fuße ihres Bettes kauerte.
»Adam?«
Er strich ihr zärtlich übers Haar.
»Hm?«
»Ich war schon einmal verheiratet.«
»Hm.«
Banner seufzte und schmiegte sich
noch fester in Adams Arm. Am nächsten Morgen würde sie ihm alles erzählen.
Aber Adam hatte das Haus bereits
verlassen, als Banner morgens zum Frühstück herunterkam.
Mit etwas Geld in der Tasche fiel Sean
Malloy das Abwarten nicht allzu schwer. Er nahm sich ein Zimmer in Water Street
und heuerte zu jeder Schmuggelfahrt nach Kanada auf der Jonathan Lee an.
Inzwischen war er völlig sicher, daß
Banner in Port Hastings lebte, aber er hatte sie noch nicht gesehen und wagte
auch nicht, sich nach ihr zu erkundigen.
Leider hatte sich ein kleines
Problem ergeben, als er sie gefunden zu haben glaubte und sie am
Straßenrand stehen und sich jedem vorbeigehenden Mann anbieten sah. Da hatte
ihn blinde Wut erfaßt ...
Er hatte sie grob am Arm gepackt und
in eine Gasse gezogen, in der Absicht, seine ehelichen Rechte wahrzunehmen,
bevor er ihr die Rechnung für ihre vergangenen Sünden präsentierte. Aber sie
hatte Geld von ihm verlangt; und da war etwas in ihm zerrissen ... Als er
gemerkt hatte, daß die Dirne gar nicht Banner war, hatte er ihr bereits die
Kehle eingedrückt.
Danach war er vorsichtiger geworden
und nur noch in Bordelle gegangen, wenn es ihn nach einer Frau verlangte.
Am Morgen des dritten Februar jedoch
machte er einen Fehler. Er trank zuviel und mißhandelte eines der Mädchen von
der Silver Shadow, das sich wehrte, indem es ihm eine der großen
Kupferlampen über den Kopf schlug.
Als er aus seiner Ohnmacht erwachte
und aus einer Kopfwunde blutete, wurde er zu allem Überfluß auch noch
verhaftet.
Banner ging nervös durch den Salon und
stärkte sich innerlich für das Geständnis, das sie Adam machen wollte. Aber als
er hereinkam, war er ganz offensichtlich nicht in der Stimmung für ein
Gespräch. Er trug seinen Arztkoffer in der Hand und Banners neuen,
pelzbesetzten Umhang über dem Arm.
»Kommissar Peters war gerade hier«,
sagte er. »Er hat einen Streithahn verhaftet, der ihm jetzt die ganze Zelle
vollblutet.«
Banner holte tief Luft. »Ja,
natürlich. Ist es ernst?« Adam zuckte die Schultern. Seine Gedanken waren
woanders. In den Bergen vielleicht?
»Wirst du bald wieder in die Berge
fahren?« fragte Banner zaghaft, als sie im Wagen saßen. XXX
Adam versteifte sich. »Morgen.«
Banners Schuldgefühle über ihre
eigenen Geheimnisse verblaßten. Vergangenes war vergangen, doch jetzt war sie
treu, und nichts anderes zählte. »Ich möchte dich begleiten!« forderte sie.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil es zu gefährlich wäre.«
»Dann folge ich dir eben.«
Adam warf ihr einen drohenden Blick
zu. »Wenn du das tust, Banner, versohle ich dir deinen bezaubernden kleinen
Hintern!«
»So?«
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