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Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

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die Glocke traf Amelie, und sie war auf der Stelle
tot.«
    Tess schlug die Hand vor den Mund
und wandte sich kurz ab, als die schrecklichen Bilder vor ihr erstanden, die
seine Worte heraufbeschworen hatten. »Lieber Gott.«
    »Es gibt keinen Gott«, versetzte
Keith hart, und damit war für ihn das Thema abgeschlossen.
    Sie reisten schweigend weiter, bis sie
gegen Mittag eine kleine Stadt erreichten. Keith hielt den Wagen auf der
Hauptstraße an, die nicht viel mehr als eine breite Schlammspur war, und begann
seine Flaschen mit Laudanum, Biberöl und Haarwasser anzubieten. Sein begeisterter
Vortrag lockte Neugierige aus allen Ecken der Stadt an, und jene, die Geld
hatten, gaben es bereitwillig aus.
    Tess' Erstaunen wurde immer größer.
Keith Corbin sprach mit einer Autorität, die man einem einfachen Hausierer
nicht zugetraut hätte; er führte seine Zuschauer so mühelos an der Nase herum,
als sei es nichts anderes als ein Spiel für ihn.
    »Wo bist du zur Schule gegangen?«
fragte Tess, als fast alle >Medizin< verkauft war und sie sich bei einer
herzhaften Mahlzeit in einem Restaurant gegenübersaßen.
    Keith lächelte und griff nach dem
Salzstreuer. »In Oxford«, erwiderte er gelassen.
    »Oxford?« Tess traute ihren Ohren
nicht. »Die berühmte Universität in ...«
    »England«, warf Keith lächelnd ein
und schien ihre Verwirrung sehr zu genießen.
    »Warum fährst du als Hausierer durch
die Gegend, wenn du in Oxford studiert hast?«
    Keith hob seinen Löffel mit
Kartoffelpüree. »Um zu essen.«
    Tess war begierig, mehr zu erfahren,
aber sie sah ein, daß Keith nichts mehr erzählen würde, und bitten wollte sie
ihn nicht. So zuckte sie nur mit den Schultern und konzentrierte sich darauf,
ihre Mahlzeit zu beenden.
    Derora Beauchamp war wütend wie nie zuvor
in ihrem Leben. Obwohl ein feuriger Stich bei jedem Schritt durch ihren Knöchel
ging, hinkte sie die Treppe hinauf in Tess' Zimmer. Wie erwartet waren die
besten Kleider ihrer Nichte und die Kamera verschwunden.
    Mit verweinten Augen erschien
Juniper in der Tür, rang die Hände und bemühte sich, ihre Tränen zurückzudrängen.
»Sie ist nicht hier?« fragte die alte Frau schluchzend.
    »Nein, das ist sie nicht.« Derora
blickte nachdenklich an die Zimmerdecke. »Sie ist mit diesem gutaussehenden
Hausierer durchgebrannt«, erklärte sie dann entschieden. »Hast du das Telegramm
abgeschickt?«
    Juniper nickte. »Ja, Madam.«
    »Dann besteht vielleicht doch noch
eine Chance, sie zu finden«, überlegte Derora laut. »Hast du schon eine Antwort
erhalten?«
    »Nein, Madam. Der Junge sagte, er
würde sie sofort vorbeibringen, falls etwas kommt. Missis Beauchamp ...«
    Deroras Knöchel schmerzte, und
außerdem hatte sie dank der Treulosigkeit ihrer Nichte eine Menge Geld verloren.
»Was ist?« fragte sie gereizt.
    »Unten ist ein Mann, der nach Miss
Olivia fragt.« »Hast du ihm nicht gesagt, daß sie nicht mehr hier ist?« Juniper
schüttelte den Kopf.
    »Ach, verflixt«, seufzte Derora. Sie
wurde es allmählich leid, Olivias hartnäckige Verehrer zu empfangen. Was
wollten diese Männer noch von Olivia. Von einer Frau, die schon lange nichts
mehr geben konnte und nur noch stumm ins Leere starrte?
    Während Derora die Treppe
hinunterhumpelte, dachte sie über ihre Schwester nach. Das arme Mädchen war
schon als Kind sehr merkwürdig gewesen. Sie hatte behauptet, mit Onkel Henry
sprechen zu können, ihn zu sehen und zu berühren — und das Jahre nach seinem
Tod! Und dann den Verstand zu verlieren aus Trauer über den Verlust eines
Mannes, während es hundert andere Männer gab, die Olivia begehrten!
    Derora ruhte sich einen Moment aus,
als sie den Treppenabsatz erreichte. Den Fotos nach zu urteilen, die ihre
Schwester besaß, war Asa Thatcher nicht einmal ein attraktiver Mann gewesen.
Nur sehr wohlhabend und einflußreich ...
    Ein großer, auffallend hagerer Mann
stand im Salon am Kamin. Er trug einen schlichten, aber sehr gut geschnittenen
Anzug.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte
Derora zurückhaltend.
    Der Mann drehte sich um, und Derora
schnappte verwirrt nach Luft. Scharfe braune Augen unter buschigen Brauen, in
einem skelettartig dünnen Gesicht, betrachteten sie prüfend. Du liebe Güte,
diesen Mann kannte sie doch — wo hatte sie ihn bloß schon einmal gesehen?
    »Ich suche Miss Olivia Bishop«,
sagte er. »Mein Name ist ...«
    Derora wußte plötzlich, wer er war,
und fragte sich, wie ein solcher Mann eine Schönheit wie Tess gezeugt und

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