Corellia 01 - Der Hinterhalt
der Traum solche Angst gemacht?
Es erforderte nicht viel Nachdenken, um auf die Antwort zu kommen. Seine Familie. In dem Traum war nicht Han in Gefahr gewesen, sondern seine Familie. Er war dabei, seine Frau und seine Kinder nach Corellia zu bringen, eine Welt, die der Geheimdienst der Neuen Republik als überaus gefährlich einschätzte, seit dort seine Agenten spurlos verschwanden, obwohl er gleichzeitig keine Probleme sah, Han und seine Familie als Köder einzusetzen. Corellia, wo selbst in den guten Zeiten Piraten zum Straßenbild gehört hatten. Was im großen Universum hatte er sich bloß dabei gedacht Leia und die Kinder zu einem solchen Ort zu bringen?
»Ah, hör auf damit«, sagte Han zu dem Gesicht im Spiegel. Leia wäre ohnehin nach Corellia geflogen, um am Handelsgipfel teilzunehmen, und Han wußte genau, wie entschlossen sie war, ihre Familie mitzunehmen. Im Lauf der Jahre harte es zu viele Trennungen gegeben, als daß Leia - oder Han - bereit waren, eine weitere zuzulassen. Selbst Chewbacca hätte auf dem Flug nach Corellia bestanden - vor allem, wenn er das Gefühl gehabt hätte, daß die Kinder in Gefahr waren.
Kurz und gut, er hätte kaum eine Chance gehabt, es ihnen auszureden. Nicht, ohne alle zu überzeugen, daß die Gefahr viel größer war, als sie es zu sein schien.
Und dennoch. Diese GNR-Agentin hatte mehr gewußt, als sie ihm gesagt hatte - oder vielleicht mehr gesagt, als sie wußte. Irgend etwas stimmte nicht. Dessen war sich Han ganz sicher.
Er warf einen Blick auf die Uhr und seufzte. In einer Stunde mußte er ohnehin aufstehen. Es hatte keinen Sinn, sich noch einmal ins Bett zu legen. Am besten ging er direkt ins Cockpit und bereitete sich auf ihre Ankunft im corellianischen System vor. In wenigen Stunden würden sie da sein.
Er kehrte in die Kabine zurück und zog sich eilig an. Leia murmelte im Schlaf und drehte sich auf die andere Seite, wachte aber nicht auf. Gut. Han trat wieder auf den Korridor und machte sich auf den Weg zum Cockpit.
Er war nicht sonderlich überrascht, Chewbacca im Kopilotensitz vorzufinden, bei der Überprüfung der Systeme.
»He, Chewie«, sagte Han und schlug seinem alten Freund auf die Schulter. »Du konntest wohl auch nicht schlafen, was?«
Chewie gab ein leises Knurren von sich und arbeitete weiter. Han ließ sich im Pilotensitz nieder. Er schaltete einige Kontrollsysteme ein und warf einen flüchtigen Blick auf die Instrumente, doch dann löste er die Hände von den Kontrollpulten, lehnte sich in seinem Sitz zurück, schlug die Beine übereinander und gab sich seinen Gedanken hin.
Sein Wissen über die corellianische Politik war mindestens zwanzig Jahre alt, aber es genügte vielleicht, um ein paar profunde Vermutungen anzustellen. Wer war für die Probleme verantwortlich? Die Menschen? Die Drall? Die Selonianer? Aber so einfach war es natürlich nicht. In allen Völkern gab es verschiedene Fraktionen, und diese drei waren außerdem auf fünf Planeten verteilt, was eine schwindelerregend hohe Zahl an potentiellen Verbündeten und Feinden für jede Fraktion ergab. Und wer wußte schon, welche Gruppen in den vergangenen zwanzig Jahren zerfallen oder neu entstanden waren?
Aber dann wurde Han klar, daß er sich darüber keine Gedanken machen mußte. Er wußte es besser. Die Drall waren zu vorsichtig, zu sensibel, um Ärger anzufangen, den sie nicht zu Ende führen konnten, und für die Selonianer war es unter ihrer Würde, GNR-Agenten auszuschalten. Außerdem war der GNR dafür bekannt, sich mit keiner Gruppe anzulegen, die von dem Imperium unterdrückt worden war. Der GNR würde nie in den drallschen oder selonianischen Angelegenheiten herumschnüffeln. Selbst wenn er es versuchen sollte, hätte er allergrößte Probleme, einheimische Agenten zu finden. Es war keine Übertreibung, wenn man sagte, daß sich die Drall oder Selonianer außerhalb des corellianischen Raumes an den Fingern einer Hand abzählen ließen. Selbst wenn der GNR einige fand, war es höchst unwahrscheinlich, daß einer von ihnen bereit war, sein eigenes Volk auszuspionieren.
Nein, der GNR konnte gegen die Drall oder Selonianer nichts unternehmen und würde es vermutlich auch nicht tun, selbst wenn er es konnte, und die Drall oder Selonianer würden dem GNR kaum einen Grund liefern, es dennoch zu versuchen. Blieben also nur noch die Menschen. Und wenn es viele externe Gründe gab, die es unwahrscheinlich machten, daß die nichtmenschlichen Völker hinter den Anschlägen
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