Coruum Vol. 3
Phesaphee wuchs. Ein Flackern des Navigationsholodisplays war das Letzte, was sie sahen, bevor es knisternd erlosch, wie auch sämtliche anderen Anzeigen auf der Brücke. Ein lauter Warnton zeigte ihm an, dass in wenigen Sekunden das künstliche Schwerkraftsystem und womöglich auch die Lebenserhaltungssysteme ausfallen würden. Jemand hatte der Phesaphee ohne Vorwarnung die Energie abgeschaltet.
»Alles aus, Toreki«, meldete sich der Landsucher aus der Dunkelheit. »Basisenergie läuft an.«
Lumidor fühlte sich brüsk an den Zwischenfall auf der Sebba vor wenigen Wochen im Ruthpark-System erinnert. Nur fehlten diesmal die körperlichen Beschwerden. Er hielt sich am Geländer fest und wartete auf das Eintreten der Schwerelosigkeit.
Der Warnton verstummte, die Beleuchtung kam zurück und die Gravitation blieb.
»Was hat uns da erwischt?« Kamir drehte sich zu Sen Es’Rafin, der konzentriert an seinen Kontrollen arbeitete, mit der linken Hand abwinkte und sich nicht ablenken ließ.
Ratlos tauschte der Händler mit Lumidor Blicke, während sie auf Informationen jeglicher Art warteten.
»Ich bekomme keinerlei Daten von den Sensoren, Toreki«, meldete sich der Landsucher mit ärgerlichem Unterton nach mehreren Minuten, in denen er auf die unterschiedlichsten Arten versucht hatte, die Phalangen wieder in Betrieb zu nehmen, »weder intern noch extern. Ich kann nicht einmal sagen, ob wir noch auf unserem letzten Kurs sind, ob wir uns überhaupt bewegen – oder in wenigen Sekunden mit einem anderen Schiff kollidieren!«
Kamir ging zu seinem Sessel und setzte sich. Der Corps-Offizier hatte sich bereits an einer Wand der Brücke im Schneidersitz niedergelassen und beobachtete von Zeit zu Zeit das leere, nur von Störfeldern durchzogene Navigationsholodisplay.
So vergingen lange Stunden, in denen sie vollständig von dem Geschehen um sie herum abgeschnitten waren und unruhig ihren eigenen Gedanken nachhingen.
Neuille hatte ihnen zum wiederholten Mal Getränke serviert, als die Zeit der Isolation so plötzlich beendet war, wie sie zuvor begonnen hatte.
Das Bild einer Frau in der dunkelgrauen Uniform der Schattentruppen erschien im Holodisplay.
»Ich bin Tenent Miil Sobho, Adjutant von Blaak Ferkuiz, Overteer der Organisation und Oberbefehlshaber des Schlachtverbandes im Ul’Charque-Sektor. Wir haben dieses System auf der Suche nach einem von Z-Zemothy entführten Hud der Organisation besetzt. Identifizieren Sie das Schiff und seine Besatzung, Landsucher!«
Der neutrale Ton der Offizierin ließ Vermutungen in jede Richtung zu. Lumidor war aufgesprungen, starrte das Bild an. Kamirs Gedanken überschlugen sich, Blaak Ferkuiz war einer von drei Querteers der Organisation. Die Sieben Königreiche schickten einen ihrer drei höchsten Offiziere, um den Wissenschaftler zu suchen. Er fühlte die Verzweiflung in sich aufsteigen. Der Konflikt war wesentlich weiter eskaliert, als er in seinen kühnsten Berechnungen eingeräumt hätte. Mit einem kurzen Nicken erteilte er Sen Es’Rafin das Einverständnis zur Beantwortung ihrer Frage.
»Das ist die Phesaphee, privater Yachtkreuzer der Gilde aus Cap del Nora. Eigner ist Kamir Des’Rafil, ehemals Erster Händler der Gilde und gegenwärtig an Bord. Ich bin Sen Es’Rafin, Offizier der Unsichtbaren Flotte und Landsucher der Phesaphee. Es befinden sich drei weitere Besatzungsmitglieder und eine Dienerin an Bord, Dawn.«
Sofern die Benennung Kamirs und seines Titels Eindruck auf die Offizierin gemacht hatten, ließ sie es sich nicht anmerken.
»Sind das alle?«, fragte sie in der gleichen Tonlage wie zuvor.
»J-«, hob der Landsucher an zu antworten, wurde jedoch hart von ihr unterbrochen.
» Vielleicht überlegt Ihr die Antwort zusammen mit dem Eigner noch einmal, Toreki.«
Kamir richtete sich ruckartig in seinem Sessel auf. Der Corps-Offizier stand weiterhin unbeweglich vor dem Navigationsholodisplay.
Woher sollten sie von Lumidor wissen? Der Händler suchte fieberhaft nach einer Erklärung, die es ihm erlaubte, aus der Situation zu entkommen, ohne zugeben zu müssen, einen Corps-Offizier an Bord zu haben, der in die Entführung des gesuchten Organisations-Wissenschaftlers verwickelt war.
»Sen Es’Rafin, wir haben noch mehrere hundert weitere Schiffe zu überprüfen. Ich erwarte Eure Antwort in den nächsten fünf Sekunden.« Während die Offizierin der Organisation gleichgültig auf eine Antwort wartete, bedachte sie den Landsucher mit dem Blick, den ein Assistent
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