Crash: Thriller (German Edition)
es aussah. Tamara hatte schon Makarows gesehen. Ein paar von den Wahren Gläubigen hatten welche. »Wir müssen nur einmal telefonieren, okay? Danach werden wir alles erklären.«
Der Beamte drehte sich zur Seite und zeigte in den trostlosen Raum im Innern der Station. Lautstark gab er weitere unverständliche turkmenische Wörter von sich, aber die Botschaft war klar: Er befahl ihr und Michael hineinzugehen, und sie bezweifelte sehr, dass es sich um eine Einladung handelte, das Telefon zu benutzen. Sie machte einen Schritt nach vorn und spähte in die Dunkelheit. Sie sah Risse in dem Zementestrich, zwei Schreibtische und eine leere Gefängniszelle mit rostigen Eisenstäben. Aber keinen weiteren Polizisten. Beamter Spucke war allein.
Sie schaute Michael über die Schulter an. »Ich möchte, dass du etwas für mich tust, okay? Tu so, als würdest du über die Schwelle stolpern.«
»Entschuldigung«, sagte Michael, »ich verstehe nicht …«
»Du musst nichts verstehen. Tu einfach so, als würdest du hinfallen.«
Sie betrat die Station und stellte sich neben den turkmenischen Polizeibeamten. Dann überraschte Michael sie wieder. Er starrte geradeaus, stieß mit dem Fuß gegen die Schwelle und fiel mit ausgestreckten Armen zu Boden. Als der Beamte ihn anschrie, gab er ein überzeugendes Stöhnen von sich. Und als der Mann sich bückte, um ihn am Ellbogen zu packen, zog Tamara die Makarow aus seinem Holster und spannte die Pistole. Bevor der Beamte sich umdrehen konnte, feuerte sie einen Warnschuss in die Decke. Der Mann stolperte mit wedelnden Armen rückwärts.
»DORT HINÜBER!«, rief Tamara und zeigte auf die Zelle.
Sie hielt die Pistole auf die Stirn des Polizeibeamten gerichtet, bis er in die Zelle trat und die Tür hinter sich zumachte. Sie rüttelte an den Gitterstäben, um zu überprüfen, ob die Tür verriegelt war. Dann sah sie sich nach dem Telefon um. »Mach die Eingangstür zu«, sagte sie zu Michael. »Und schließ sie ab.«
Das Telefon stand auf einem der Schreibtische. Sie nahm den Hörer ab und hörte ein Freizeichen.
»Tamara?« Michael stand im Eingang und schaute nach draußen. »Es kommt jemand.«
»Wer? Noch ein Polizist?«
»Nein, noch ein Land Cruiser.«
SECHSUNDZWANZIG
L ukas lehnte sich auf dem Beifahrersitz nach vorn. Er sah den Wagen, den die Gefangenen genommen hatten, ungefähr eine Viertelmeile entfernt in den Dünen neben einem Oasendorf stehen. »Das sind sie!«, rief er Jordan zu, dem schlaksigen, rothaarigen Wahren Gläubigen, der ihren Land Cruiser fuhr. Jordan trat das Gaspedal durch, und der Wagen preschte den Sandweg hinunter. In wenigen Sekunden würden sie bei dem anderen Cruiser ankommen. Er drehte sich zu den beiden Soldaten auf dem Rücksitz um.
»Denkt an meine Befehle«, ermahnte er sie. »Schießt auf die Reifen, aber nicht auf die Insassen. Ich muss Tamara verhören, bevor wir sie exekutieren. Verstanden?«
Er lud seine Heckler & Koch durch. Lukas musste das Miststück nicht wirklich verhören. Er wollte, dass sie das Feuergefecht überlebte, damit er sie danach in den Unterleib schießen und ihr beim Sterben zusehen konnte. Er wollte, dass sie einen langsamen, schmerzhaften Tod starb, dass sie genauso viel litt, wie Angel hatte leiden müssen, nachdem sein Pick-up in den brennenden Krater gefallen war. Obwohl die Erlösung mit Riesenschritten näher kam, war noch ein bisschen Zeit für Rache übrig.
Der Land Cruiser fuhr schnell, und seine Reifen wirbelten lange Hahnenschwänze von Sand in die Luft. Zunächst blieb der Wagen auf dem Weg zur Polizeistation, aber als er noch ungefähr zweihundert Fuß entfernt war, schwenkte er vom Weg ab und begann, über die Dünen zu jagen. Tamara sah, dass er direkt auf ihren Wagen zufuhr. Die Idioten dachten wahrscheinlich, dass sie und Michael sich noch in dem Fahrzeug befanden.
Die Makarow war weiterhin in ihrer Hand, immer noch gespannt. Sie nahm die Schießhaltung ein, die sie vor sieben Jahren in der Grundausbildung gelernt hatte, setzte die Füße schulterbreit auseinander direkt in den Eingang der Polizeistation. Der Land Cruiser fuhr in einem Abstand von etwa einhundert Fuß von links nach rechts an ihr vorbei. Sie machte das linke Auge zu und zielte am Lauf entlang. Dann begann sie, auf den rechten Vorderreifen des Wagens zu schießen.
Nach dem zweiten Schuss explodierte der Reifen, und der Wagen geriet ins Schleudern. Sie veränderte ihre Zielrichtung, schoss jetzt auf den Hinterreifen, aber der Wagen
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