Crash: Thriller (German Edition)
einen der Wagen hinein.
Er wand sich auf dem Boden vom Laderaum des Cruisers und stieß sich den Kopf an den hochgeklappten Sitzen. Drei Soldaten in braunen Arbeitsanzügen stiegen in den Wagen, von denen zwei auf den Vordersitzen Platz nahmen und einer zu David in den Laderaum stieg. Dieser Soldat hatte ein lang gezogenes Gesicht mit spitzem Kinn und einer langen Nase. Als der Konvoi losfuhr, grinste der Soldat David an und fragte: »Hast du’s auch bequem, Bruder?« David stieß ein Gebrüll aus und versuchte, dem Dreckskerl seine zusammengebundenen Füße ins Gesicht zu rammen, aber der Soldat schlug ihm die Faust in den Bauch. Dann band er noch ein Seil um Davids Knie und befestigte es an einem Bolzen, der aus dem Bodenblech hervorstand. David wand sich noch mehrere Minuten und bäumte sich gegen das Seil auf, während die Soldaten über ihn lachten. Schließlich blieb er still liegen und schloss die Augen, aber seine Qual ging weiter. Vor seinem inneren Auge sah er Lucille, nachdem ihr die Kehle durchgeschnitten worden war: Sie öffnete und schloss ihren Mund, während ihr das Blut aus dem Hals strömte. Als ob sie versuchte, ihm etwas zu sagen.
Er wollte sterben. Aber zuerst wollte er alle umbringen, die sich jetzt in seiner Umgebung aufhielten.
Die Straße, auf der sie unterwegs waren, befand sich in einem schrecklichen Zustand. Der Wagen hüpfte über Furchen und Grate und Schlaglöcher, und sie konnten nicht sonderlich schnell fahren. Aber David spürte keine Kurven und wusste deshalb, dass der Straßenverlauf gerade war. Nach einer Weile blinzelte er und sah das morgendliche Sonnenlicht auf dem Gesicht des Soldaten, der neben ihm saß. Sie fuhren in südöstlicher Richtung.
Langsam gewann er seine Fassung wieder. Er dachte an Monique und Michael und Olam. Trotz allem waren sie immer noch am Leben. Durch irgendein Wunder waren sie wider Erwarten entkommen, und das bedeutete, dass David nicht die Hoffnung aufgeben sollte. Aber dann dachte er an Excalibur, und ihm sank erneut der Mut. Nicodemus hatte gesagt, seine sogenannten Wahren Gläubigen hätten den russischen Laser aus dem Depot entfernt. Und weil sie den amerikanischen Prototyp bereits im Iran getestet hatten, indem sie eine Atombombe zündeten, um das Gerät mit Energie zu versorgen, wussten sie, wozu es in der Lage war. David wusste nicht, warum sie das Universum zum Absturz bringen wollten, aber das spielte am Ende keine Rolle. Fanatiker brauchten keine Gründe. Ihr Führer war offenbar dieser Bruder Cyrus, den Nicodemus als Erlöser bezeichnet hatte. David nahm an, dass er eine Art Religionsführer war, eine messianische Kultfigur, aber reich genug, um eine kleine Armee auszurüsten, und mächtig genug, um mit den Iranern zusammenzuarbeiten. Das war die schlimmste Sorte Fanatiker, dachte er – ein cleverer, disziplinierter Verrückter mit Macht.
Nach einer Fahrt von ungefähr vier Stunden aßen die Wahren Gläubigen ihr Mittagessen im Wagen. Die Soldaten auf den Vordersitzen reichten dem Mann auf der Ladefläche ein großes Stück Brot und eine krumme schwarze Wurst. David boten sie nichts zum Essen an, und er hätte es auch nicht akzeptiert. Sie fuhren noch eine Stunde auf einer besseren Landstraße und machten dann eine Rechtskurve. Nach einer Weile spürte David, dass die Straße anstieg. Er verdrehte den Hals, um aus den Fenstern schauen zu können, und sah hohe Berge zu beiden Seiten aufragen. Der Konvoi ließ die Wüste hinter sich und fuhr nun auf einen Gebirgspass zu. Die Straße schlängelte sich zwischen steilen braunen Abhängen hindurch, die mit losen Steinen übersät waren.
Während sie immer höher fuhren, versuchte David zu entscheiden, wo sie sich befanden. Vor sechsunddreißig Stunden hatte er in dem Transportflugzeug auf dem Flug von Israel nach Aserbeidschan eine der Karten studiert, die Olam von Turkmenistan hatte. Jetzt stellte er sich die Karte bildlich vor und zog eine diagonale Linie durch das Land, die an der Yangykala-Schlucht begann. Er schätzte, dass sie ungefähr zweihundert Meilen nach Südosten gefahren waren. Wenn er diese Linie auf seiner mentalen Landkarte verlängerte, sah er, dass sie bis zu den Kopet-Dag-Bergen reichte, der Gebirgskette, die an der Südgrenze Turkmenistans entlanglief. Davids Magen krampfte sich zusammen – sie befanden sich auf einer Straße, die die Berge überquerte und direkt in die Islamische Republik Iran führte.
Erneut wand er sich in seinen Fesseln und versuchte, das Seil zu
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