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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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schon über Mill Farm gesprochen?«
    »Ist was passiert? Alles in Ordnung mit dem Haus?« Nightingale blickte die beiden besorgt an.
    »Ja, alles in Ordnung. Ziemlich heruntergekommen, weil Dad nichts mehr dran gemacht hat, aber es steht noch, halbwegs.« Simon tat mehr Zucker in seinen Tee, als in mehreren Jahren gut für ihn gewesen wäre. »Wir möchten, dass du es kriegst.«
    Nightingale war sprachlos.
    »Wir brauchen keine zwei Häuser«, erklärte Naomi, »und wir haben beide das Gefühl, dass deine Eltern es dir hätten vermachen sollen, nicht uns.«
    »Sie haben mir ein regelmäßiges Einkommen hinterlassen.

    55

    Kapital auf einem Treuhandkonto, und ich kassier die Zinsen.
    Ich gebe das Geld, das ich jeden Monat kriege, nur selten aus.«
    »Mag ja sein, aber wir finden trotzdem, dass es unfair war, nicht wahr, Simon?«
    Ihr Mann nickte mit Nachdruck.
    »Erzkonservativ. Es ärgert mich noch immer, wenn ich bedenke …«
    »Aber mich nicht. Es ist sehr lieb von euch, aber ihr solltet euch nicht verpflichtet fühlen, ihre Entscheidung abzuändern.«
    »Wir fühlen uns nicht verpflichtet. Du würdest uns einen Gefallen tun. Ein altes, baufälliges Haus im tiefsten Devon ist nichts für uns, du dagegen warst immer sehr gern da.«
    Die Vorstellung war verlockend. Es störte sie nicht, dass das Haus fast zusammenbrach. Es war der einzige Ort ihrer Kindheit, wo sie richtig glücklich gewesen war.
    »Wir haben die Papiere schon aufsetzen lassen. Es ist eine Schenkung, deshalb fallen auch keine Steuern an, wenn wir lange genug leben. Ich hol mal die Unterlagen.«
    Naomi blickte ihrem Mann nach, als er den Raum verließ.
    »Bitte, er möchte, dass es dir gehört. Er hat ein schlechtes Gewissen, weil wir so viel geerbt haben. Du kannst sagen, was du willst, fair war es nicht.«
    »Aber auch nicht völlig überraschend. Sie hatten mich ja praktisch enterbt. Ich glaube, als Tante Ruth starb und Mill Farm meinem Vater vermachte, hat sie gehofft, dass es irgendwann an mich geht, aber ich habe nicht damit gerechnet.
    Simon und ich sind in dem Haus zur Welt gekommen, weißt du, und das bedeutete, dass ich keine Chance hatte. Mutter wäre sehr unglücklich darüber, wenn Simon es an mich weitergäbe.«

    56

    »Im Testament gibt es keine Klausel, die es uns verbietet.«
    »Ich bezweifle, dass Mutter je auf den Gedanken gekommen ist, ihr könntet anständigen Grundbesitz verschenken!«, lachte Nightingale, wurde dann aber wieder ernst. »Ich muss darüber nachdenken. Ein altes Haus ist eine große Verantwortung, und es liegt am Ende der Welt. Ich möchte nicht undankbar klingen, aber könntet ihr die Papiere noch etwas zurücklegen? Ich würde mir die Sache gern in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.«
    »Klar, aber nimm schon mal die Schlüssel mit, für alle Fäl-le. Simon sagt, man müsste viel tun, um es bewohnbar zu machen, aber vielleicht willst du es dir mal anschauen, bevor du dich entscheidest.«
    »Ich denke nicht, aber trotzdem danke.«
    Sie nahm die Schlüssel, um ihnen eine Freude zu machen, und kam dann mit geübter Leichtigkeit auf Themen zu sprechen, die unverfänglicher waren als Familienerinnerungen.

    57

    Kapitel vier
    Im Traum schwamm Fenwick tief unter Wasser, als die Schreie an sein Ohr drangen. Er tauchte auf, und sie wurden lauter. Einen Moment lang lag er schlaftrunken und reglos da. Dann fuhr er hoch und riss seinen Morgenmantel vom Fußende des Bettes. Er stolperte, als er mit dem nackten Zeh gegen die Kommode stieß und sich die Tür vor das kaputte Knie schlug.
    Humpelnd eilte er zu Bess’ Zimmer. Als er ihr Bett erreichte, hatte das Schreien aufgehört. Er hob ihren Kopf an seine Schulter und wiegte den Albtraum fort. Allmählich wurde ihre Atmung langsamer, und sie fiel in einen tieferen Schlaf. Er legte sie wieder hin und deckte sie bis unters Kinn zu. Was Monique wohl von ihrem kleinen Mädchen halten würde? Schon neun war sie und machte ihm manchmal richtig Angst mit ihren Geistesblitzen und dem weiblichen Scharfblick.
    Zurück in seinem breiten, leeren Bett, konnte er nicht wieder einschlafen. Es war das dritte Mal in vierzehn Tagen, dass sie geschrieen hatte, weil sie etwas Beängstigendes ge-träumt hatte. Am nächsten Morgen war sie dann wieder fröhlich und gut gelaunt wie eh und je, ohne sich an ihren nächtlichen Kummer erinnern zu können. Er machte sich andauernd Sorgen um seine Kinder, aber mitten in der Nacht wach zu liegen und nachzugrübeln war nicht seine Art. Fenwick stand auf,

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