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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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sie über die Adresse erreichen, an die Sie schreiben? Seltsam, dass eine Lehrerin ein Postfach benutzt.«
    Eindeutige Verstohlenheit umspielte jetzt seine Augen, sein übriges Gesicht blieb jedoch teilnahmslos.
    »Sie ist viel auf Reisen, mit dem Wohnwagen. Ich glaube, sie will vermeiden, dass sich zu Hause die Post stapelt.«
    »Könnte ich ihre Telefonnummer haben?«
    »Sie hat kein Telefon.«
    »Handy?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Verstehe. Na, ihr vollständiger Name, ihre Anschrift und das ungefähre Alter tun es auch.«
    »Um die sechzig, schätze ich. Ihren Nachnamen weiß ich nicht mehr, und ich kenne nur ihre Postfachadresse.«
    »Erzählen Sie mir von Ihrer Schulzeit.«
    Er schrieb die Antworten auf, sah fasziniert, dass Griffiths plötzlich Schweiß auf der Stirn stand. Er hatte gar nicht in diese Richtung fragen wollen, aber jetzt hatte er ihn bei einer Lüge erwischt, was immer ein vielversprechender Anfang war.
    »Und Sie haben wirklich keine Angehörigen?«
    »Wie ich schon sagte, nein.«
    »Was ist mit Ihren Eltern?«
    »Meinen Vater habe ich nie gekannt. Meine Mutter ist abgehauen, als ich klein war. Danach war ich in Heimen.«
    »Keine Tanten oder Onkel?«
    »Jedenfalls keine, die sich für mich interessiert hätten.« Er 183

    sagte es mit echtem Gefühl, und Fenwick vermutete, dass es die Wahrheit war.
    »Ich möchte trotzdem ihre Namen, bitte.«
    »Kann mich nicht erinnern.«
    »Sie müssen sie kennen, wenn es Ihre einzigen Verwandten sind.«
    »Nein. Wir hatten keinen Kontakt.«
    Fenwick stellte noch andere Fragen, aber da Griffiths nichts weiter zu entlocken war, beschloss er, mit dem Ge-fängnispsychiater zu sprechen.
    Batchelor hatte seine Praxis im Nachbarort und empfing Fenwick mit erwartungsfroher Miene. Er redete wie ein Wasserfall, erzählte, wie faszinierend Griffiths sei und was für einen scharfen Verstand er habe. Fenwick fand das Ganze widerwärtig, und er konnte seine wachsende Antipathie gegen den Psychiater nur mit Mühe unterdrücken.
    »Halten Sie ihn für fähig, vom Gefängnis aus zu Gewalttä-
    tigkeiten anzustiften?«
    Batchelor lief vor Empörung rot an.
    »Selbstverständlich nicht, das wäre völlig untypisch. Wieso?«
    Fenwick erzählte, was Nightingale widerfahren war. Kaum hatte er begonnen, da schüttelte der Psychiater auch schon den Kopf, und als Fenwick zum Schluss kam, saß sein Gegenüber mit verschränkten Armen und Beinen da.
    »Ausgeschlossen. So etwas würde er nicht unterstützen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Natürlich. Je länger ich darüber nachdenke, desto wahrscheinlicher scheint mir, dass Ihre Mitarbeiterin sich das in ihrer Hysterie alles eingebildet hat.«
    »Sie hat das Blut und die Innereien gesehen, das war keine Einbildung, glauben Sie mir.«

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    Ein sensiblerer Mensch hätte den warnenden Unterton in Fenwicks Stimme wahrgenommen.
    »Trotzdem. Sie ist nervös. Bei dem Typ Frau kann man nie wissen.«
    »Und was genau ist das für ein Typ?«
    »Ach, so direkt und korrekt, hat sich stets unter Kontrolle.«
    »Sie kennen sie?« Es klang anklagend.
    »Ich hab mit ihr telefoniert, bloß einmal. Sie hatte sich bereit erklärt, mir zu helfen.«
    »Aus freien Stücken?« Fenwicks Lippen und die Ränder seiner Nasenflügel waren weiß vor Selbstbeherrschung, während er darauf wartete, dass dieser eitle Fatzke sich rechtfertig-te.
    »Nun, ähm, ja.«
    Das Zögern verriet, dass er log, und Fenwick schüttelte angewidert den Kopf.
    »Ich sollte Sie melden.«
    »Jetzt reicht’s aber! Das geht Sie gar nichts an. Sie kommen hierher und spielen sich auf. Griffiths ist hinter Schloss und Riegel, können Sie ihn nicht in Ruhe lassen?«
    »Er hat seine Strafe verdient, dieser kranke Mistkerl.«
    Fenwick stand auf, um Batchelor mit seiner Größe einzuschüchtern. »Meine Mitarbeiterin hat nichts getan, und ihre Strafe ist genauso real, glauben Sie mir. Wenn Sie meinen, Sie kriegen diesen Psychopathen frei, indem Sie ihm durch ein Psycho-Gutachten Berufung verschaffen, dann haben Sie sich geschnitten. Ich und ein Dutzend andere Polizisten werden das zu verhindern wissen.«
    »Er ist psychisch gestört, kein Psychopath.«
    Fenwick stürmte nach draußen, wütend, dass er die Beherrschung verloren hatte, und deprimiert, dass ein Häftling, 185

    der so eindeutig schuldig war wie Griffiths, Mitgefühl erregen konnte. Auf dem Rückweg zum Präsidium rief er vom Auto aus die Gefängnisdirektorin an und bat sie, den nächsten Brief, den Griffiths erhielt, so lange

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