Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
deutete auf einen wartenden Diener. »Bitte, gehen Sie doch in den Garten und fühlen Sie sich ganz wie zu Hause.«
Christopher begrüßte mich mit einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange, während Gideons Schwester, Ireland, mich dermaßen abschätzig und mürrisch betrachtete, wie es nur ein Teenager zu tun vermag. »Sie sind ja blond!«, sagte sie.
Du meine Güte. War Gideons Vorliebe für dunkelhaarige Frauen ein Naturgesetz oder so was? »Und Sie sind eine wirklich hübsche Brünette.«
Cary bot mir seinen Arm, und ich hakte mich dankbar bei ihm unter.
Als wir fortgingen, fragte er mich leise: »Und, sind sie so, wie du es erwartet hast?«
»Seine Mom vielleicht, sein Stiefvater, nein.« Ich blickte über die Schulter zurück und warf noch einen Blick auf das bodenlange, cremefarbene Etuikleid, das Elisabeth Vidals anmutige Figur umhüllte. Ich dachte darüber nach, wie wenig ich doch von Gideons Familie wusste. »Wie muss ein Junge wohl aufwachsen, um als Geschäftsmann das Familienunternehmen seines Vaters zu übernehmen?«
»Cross besitzt Anteile an Vidal Records?«
»Er hat die Kapitalmehrheit.«
»Hm. Vielleicht war es ein Notverkauf?«, überlegte er. »Vielleicht hat er ihm in der Krise der Musikindustrie einfach nur unter die Arme gegriffen?«
»Warum hat er ihm dann nicht einfach nur das Geld gegeben?«, fragte ich mich.
»Weil er ein gewitzter Geschäftsmann ist?«
Ich atmete scharf aus und beendete die Unterhaltung mit einer Handbewegung. Ich musste einen klaren Kopf bewahren. An dieser Party nahm ich um Carys willen teil, und nicht wegen Gideon, daran sollte ich immer denken und an nichts anderes.
Im hinteren Teil des Gartens fanden wir ein großes, aufwendig geschmücktes Festzelt. Obwohl der Tag schön genug gewesen wäre, um in der Sonne zu bleiben, suchte ich mir einen freien Platz an einem der runden Tische mit weißen Damasttischdecken.
Cary tätschelte mir die Schulter. »Entspann dich. Ich werde mal ein paar Kontakte knüpfen.«
»Na dann los.«
Er machte sich auf den Weg und konzentrierte sich auf seine Pläne.
Ich nippte am Champagner und schwatzte mit jedem, der stehen blieb, um sich mit mir zu unterhalten. Es gab jede Menge Künstler hier, deren Musik ich kannte und die ich verstohlen und fasziniert beobachtete. Trotz der Eleganz der Umgebung und der unglaublichen Fülle an Dienern war die Stimmung lässig und entspannt.
Ich begann gerade, mich zu amüsieren, als jemand, den ich eigentlich nie wieder zu sehen gehofft hatte, aus dem Haus auf die Terrasse trat: Magdalene Perez. Sie sah einfach toll aus in ihrem rosenfarbenen Chiffonkleid, das ihre Knie umschmeichelte.
Da legte mir jemand eine Hand auf die Schulter. Der feste Druck verursachte mir Herzrasen, denn er erinnerte mich an den Abend, als Cary und ich Gideons Club besucht hatten. Aber diesmal war es Christopher, der plötzlich vor mir stand.
»Hey, Eva.« Er wählte den Stuhl neben meinem und ließ die Ellbogen auf den Knien ruhen, während er sich zu mir vorbeugte. »Amüsierst du dich? Du versuchst ja nicht gerade, unter die Leute zu kommen.«
»Doch, mir geht es prima.« Zumindest bis eben. Auch ich ging zum vertraulichen »Du« über, das er angeschlagen hatte. »Danke, dass du mich eingeladen hast.«
»Danke, dass du gekommen bist. Meine Eltern sind ganz aus dem Häuschen deinetwegen. Ich natürlich auch.« Ich lächelte über sein Grinsen, ebenso wie über seine Krawatte mit Cartoon-Vinyl-Schallplatten darauf. »Hast du Hunger? Die Krabbenküchlein sind toll. Nimm dir eins, wenn das Tablett vorbeikommt.«
»Das werde ich.«
»Sag Bescheid, wenn du irgendetwas brauchst. Und reserviere einen Tanz für mich.« Er zwinkerte mir zu, dann sprang er auf und verließ mich wieder.
Im nächsten Moment setzte sich auch schon Ireland auf den freigewordenen Stuhl und zupfte ihre Kleidung mit der geübten Grazie der Absolventin eines Mädchenpensionats zurecht. Ihr Haar fiel ihr gerade bis zur Taille hinab, und mit ihren schönen Augen blickte sie mich angenehm direkt an. Sie sah weltgewandter aus, als ihre ungefähr siebzehn Jahre hätten vermuten lassen. Ihr Alter hatte ich aufgrund der Zeitungsartikel geschätzt, die Cary über sie gesammelt hatte. »Hi«, sagte sie.
»Hallo.«
»Wo ist Gideon?«
Auf diese unverblümte Frage konnte ich nur mit einem Achselzucken antworten. »Keine Ahnung.«
Sie nickte weise. »Er ist eben ein Einzelgänger.«
»War er schon immer so?«
»Ich glaube ja. Als er auszog,
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