Cruel World
schwarz gekleideten Männer, die mich entführt und hierher gebracht hatten traten mit ernstem Gesichtsausdruck als erstes ein, direkt dahinter entdeckte ich in der Mitter das breit lächelnde Gesicht von der Frau, vor der ich mich mehr als alles andere fürchtete. Sie strahlte nur so ihre pure Boshaftigkeit aus.
Die hellbraunen Haare waren gewellt und fielen in sanften Wellen über ihre Schultern. Sie trug eine dunkle Röhrenjeans und ein weißes Top darüber unter der geöffneten, schwarzen Lederjacke. Ihre Sneakers waren blutverschmiert und glänzten noch, sodass ich annahm, dass sie jetzt gerade erst von der Jagd zurückkamen.
Kaum entdeckte ich hinter Kelly eine ganze Horde weiterer Personen, hätte ich mich beinahe an meiner eigenen Spucke verspuckt. Wahrscheinlich waren diese Vampire nur ein ganz kleiner Anteil von ihren restlichen Angehörigen. Ich war bloß froh, Luzifer und Noah nicht unter ihnen zu entdecken, weil ich nicht so recht wusste, ob ich dann einen Gefühlsausbruch hätte verhindern können. Es tat, obwohl ich diese Angelegenheit akzeptiert hatte, schrecklich weh daran zu denken, wie mein eigener Onkel, der sonst immer wie ein Vater für mich gewesen ist, nun meinen Tod wollte. Ich habe wirklich immer aus vollster Kraft daran geglaubt, dass er mich genauso sehr liebt wie Kelly, aber nachdem Cooper mir erzählt hat, was Luzifer ihm antun wollte, da war mein ohnehin zerbrochenes Herz wieder in tausend Teil zersprungen.
Der Teufel hatte sich auf die böse Seite geschlagen.
Noah würde ich wohl auch niemals verzeihen können, dass er mich einfach rücksichtslos vergewaltigt hat, obwohl ich ihn mit meiner letzten Kraft, die Kelly mir gelassen hatte, angefleht habe, es nicht zu tun.
Liebe konnte jemanden in den Wahnsinn treiben. Dem war ich mir schon seit Langem bewusst und dennoch konnte und wollte mein Herz nicht wahrhaben, dass mein vermeintlich bester Freund mich so dermaßen hintergangen hat.
Erst, als sich die Vampire in der Halle verteilt hatten und sich anderweitig zu beschäftigen schienen, stellte sich Kelly direkt vor mich und fuhr absichtlich mit einer Hand durch meine zotteligen Haare, woraufhin Wut in mir aufstieg.
>> Fass mich nicht an.<<
>> Ich tu es bereits-<< meinte sie >>- und du kannst rein gar nichts dagegen machen, Chalina.<<
Ich schluckte und schloss danach meine Augen.
>> Es ist schön, dich endlich einmal wiederzusehen, Cousine. Habe ich dir gefehlt?<<
>> Ich würde lieber in der Hölle schmoren, als in deiner Nähe zu sein.<< stieß ich mit aufeinander gebissenen Zähnen hervor und bekam daraufhin eine schallende Ohrpfeige von ihr.
Alle Blicke um uns herum glitten augenblicklich zu mir. Zuerst überlegte ich, wieso, ehe mir auffiel, dass die aufgeplatzte Haut an meiner Wange wieder blutete.
Hatten sie nicht genug getrunken während der Jagd? Sie sollten alle satt sei, verdammt noch mal! Ich wollte nicht sterben.
>> Pass ja auf, was du sagst, Miststück!<< warnte Kelly mich und packte meine Haare von hinten, woraufhin ich laut aufkreischte. >> Jetzt ist niemand da, der dich beschützen oder retten könnte. Niemand weiß, wo du bist und vor mir entkommen wirst du auch nie wieder.<<
>> Aaran weiß immer, wo ich mich befinde.<< widersprach ich mit Tränen in den Augen und tatsächlich fiel mir auf, dass ich ihn jetzt hier bei mir, an meiner Seite haben wollte. >> Er wird mich finden.<<
>> Davon kannst du lange träumen.<< rief Kelly lachend und zog weiter an meinen Haaren. >> Du bist wirklich dumm, Chalina! Haben dir deine Eltern etwa nicht erklärt, dass man fremden Männern niemals seinen Namen oder etwas über seine wahre Identität erzählen sollte?<< Sie tat kurz so, als würde sie überlegen. >> Oh, stimmt ja! Deine Eltern sind tot. Wir haben ihre verotteten Leichen zusammen gesehen. Und Noah war auch dabei.<<
Um uns herum wurde getuschelt.
Ich stöhnte und schüttelte meinen Kopf, um nicht an die eine Nacht zurück zu denken. >> Wenn du mir etwas antun möchtest, dann bringe es doch bitte gleich hinter dich. Ich habe in diesem einen Jahr schon genug gelitten, Kelly, und das weißt du ganz genau.<<
>> Das nennst du
gelitten
? Sie trat lachend ein paar Schritte zurück und hielt sich sogar schon den Bauch fest. Du kleine Schlampe, ich werde dir noch zeigen, wie es sich anfühlt, wenn man so richtig gequält wird!
Mit diesen Worten sprang sie nach vorne, ehe ich ihren rechten Fuß direkt unterhalb meiner Rippen spürte.
Mein Herzschlag setzte aus durch die Zerquetschung. Ich
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