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Cthulhu-Geistergeschichten

Cthulhu-Geistergeschichten

Titel: Cthulhu-Geistergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cthulhu-Geistergeschichten
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Männer, die sich um die Kirche herum versammelt hatten. Sicherlich geschah nichts, das erwiesenermaßen den Gesetzen der Natur widersprochen hätte, denn wer könnte schon mit Gewißheit sagen, welche chemische Prozesse in einem alten ungelüfteten Gebäude voll modernden Gerümpels stattfinden? Durch Fäulnis hervorgebrachte Gase - Selbstentzündung - Staubexplosionen - eine Vielzahl von Phänomenen dieser Art könnte dafür als Ursache anzusehen sein. Jedenfalls ging der gesamte Vorfall rasch vor sich und war innerhalb drei Minuten abgeschlossen, wie wir von diesem Pater wissen, der zu wiederholten Malen auf seine Uhr sah.
    Es fing damit an, daß das scharrende, schlurfende Geräusch, das bereits seit geraumer Zeit aus den Eingeweiden des dunklen Turms erklang, deutlich lauter wurde, während sich der fremdartige, grausige Geruch des unseligen Tempels zur Unerträglichkeit steigerte. Dann vernahm man das Zersplittern von Holz - ein dumpfer Krach folgte, als sei ein schwerer Gegenstand aus der Düsterkeit der östlichen Fassade zur Erde gestürzt.
    Es war die rauchgeschwärzte Holzverkleidung eines Schallochs von der Ostseite des Turmes.
    Unmittelbar darauf strömte aus dieser unsichtbaren Öffnung des Turmes ein derart infernalischer Gestank, daß die Männer auf dem Platz halb erstickt, vom Brechreiz befallen, zurückwichen. Zur gleichen Zeit erzitterte die Luft wie unter den Schwingen eines ungeheuren Vogels; ein plötzlicher Windstoß aus dem Osten, der alle vorhergegangenen übertraf, riß den Beobachtern die Hüte vom Kopf und drehte ihnen die Schirme um. In dieser nun vollkommen lichtlosen Nacht konnte man kaum mehr etwas erkennen, aber dennoch behaupteten einige nachher, sie hätten einen Augenblick lang, als sie zum Himmel blickten, einen riesigen, sich ausbreitenden Schatten wahrgenommen, der sich gegen die tintenschwarzen Wolken abhob -irgendeine gestaltlose Rauchsäule, die meteorenhaft schnell in östlicher Richtung davonschoß.
    Das war alles. Die Beobachter waren halb gelähmt vor Angst, Ekel und Entsetzen, man war völlig ratlos, keiner wußte sich zu helfen. Da sich niemand erklären konnte, was sich vor seinen Augen abgespielt hatte, setzten sie ihre nächtliche Wache fort und schickten einige Augenblicke lang, als ein verspäteter Blitz den Himmel durchzuckte, ein Gebet hoch. Ein gewaltiges Donnergrollen folgte. Etwa eine halbe Stunde darauf ließ der Regen nach, eine Viertelstunde später flammte die Straßenbeleuchtung wieder auf und sandte die übernächtigen, verwirrten Beobachter nicht ohne Erleichterung in ihre Häuser zurück.
    Am nächsten Morgen erwähnten die Tageszeitungen die Vorgänge an der Kirche eher flüchtig und in Verbindung mit Berichten über die Sturmschäden. Anscheinend hatte der gewaltige Blitz und der ohrenbetäubende Donner, der auf die Ereignisse von Federal Hill folgte, die Bewohner der östlicher gelegenen Stadtviertel noch mehr erschreckt. Am deutlichsten wurde das Phänomen auf College Hill beobachtet, obgleich nur wenige der aus dem Schlaf Gerissenen den anomal gleißenden Lichtschein sahen, der auf der Höhe des Hügels fast die Blätter von den Bäumen und Sträuchern der Gärten fraß. Übereinstimmend war man der Meinung, daß der Blitz irgendwo in der nächsten Nachbarschaft eingeschlagen haben müsse, doch konnten nirgends Spuren gefunden werden. Ein junger Mann im Tau Omega-Gebäude vermeinte eine ebenso groteske wie ekelerregende Rauchwolke am Himmel gesehen zu haben, bevor der Blitz zur Erde fuhr, aber es gab außer ihm niemanden, der sie ebenfalls wahrgenommen haben wollte. Die verschiedenen Berichte gehen in Einzelheiten zwar beträchtlich auseinander, allein in allen ist von einem plötzlichen Windschwall aus dem Westen und einer wahren Flut unerträglichsten Gestankes die Rede, die dem Blitzschlag vorausgingen, während der später einen Augenblick lang herrschende Geruch als brandig angegeben wird. Alle diese Aspekte wurden aufs sorgfältigste untersucht und eingehend besprochen, da eine Möglichkeit, sie mit Blakes seltsamem Ableben in Verbindung zu bringen, nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen war. Studenten aus dem Psi Delta-Gebäude, dessen hintere Zimmerfenster Blakes Studio gegenüberlagen, entdeckten am Morgen des 9. August hinter den Scheiben des westlichen Fensters das kalkweiße Gesicht und waren über dessen merkwürdigen Ausdruck ziemlich verwundert. Als sie gegen Abend das gleiche Gesicht in völlig unveränderter Haltung

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