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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatte eben über 20000 Meilen auf dem Tacho, und sechs Monatsraten waren noch zu bezahlen.
    »Auch das ist wie ein Naturgesetz«, sagte Vic. Er setzte den Luftfilter auf und drehte die Flügelschraube fest.
    »Ich könnte nach South Paris fahren, während Tad auf dem Spielplatz ist. Ich müßte allerdings einen Leihwagen haben, denn du bist ja weg. Ob ich damit noch nach South Paris komme, Vic?«
    »Das ist doch gar nicht nötig. Du kannst doch zu Joe Cambers Werkstatt fahren. Das sind nur sieben Meilen, und er arbeitet gut. Weißt du noch, als das Radlager am Jaguar kaputt war? Er hat es mit einem Hebezeug aus Telefondrähten abgezogen und zehn Dollar verlangt. Wenn ich zu dieser Werkstatt in Portland gegangen wäre! Die hätten mich ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.«
    »Der Kerl hat mich nervös gemacht«, sagte Donna. »Ganz abgesehen davon, daß er besoffen war.«
    »Wieso hat er dich nervös gemacht?«
    »Seine Augen.«
    Vic lachte. »Honey, bei dir gibt es ja auch einiges zu sehen.«
    »Danke«, sagte sie. »Einer Frau macht es nicht unbedingt etwas aus, wenn man sie ansieht. Aber dieses in Gedanken Ausgezogenwerden macht einen nervös.« Seltsam, daß sie plötzlich schweigt, dachte er und schaute in den blutroten westlichen Himmel. Dann sah sie ihn wieder an. »Einige Männer geben einem das Gefühl, daß in ihrem Kopf ständig ein Film mit dem Titel Der Raub der Sabinerinnen abläuft, in dem man selbst die Hauptrolle spielt.«
    Er hatte dieses komische und unangenehme Gefühl, daß sie schon wieder über verschiedene Dinge gleichzeitig sprach. ‘ Aber heute abend wollte er sich damit nicht befassen. Schließlich kroch er gerade aus der angesammelten Scheiße eines ganzen Monats hervor.
    »Baby, er ist wahrscheinlich völlig harmlos. Er hat eine Frau, einen Sohn …«
    »Du hast wahrscheinlich recht.« Aber sie verschränkte die Arme vor der Brust und griff sich mit den Händen an die Ellbogen. Bei ihr ein typisches Zeichen für Nervosität.
    »Hör zu«, sagte er. »Ich fahre deinen Wagen am Samstag hin und lasse ihn dort, wenn es nötig ist, okay? Wahrscheinlich macht er es sofort. Ich werde ein paar Bier mit ihm trinken und seine» Hund streicheln. Erinnerst du dich noch an den Bernhardiner?«
    Donna mußte lachen. »Ich weiß sogar noch seinen Namen. Er hätte Tad fast umgestoßen, als er ihm das Gesicht leckte. Weißt du noch?«
    Vic nickte. »Und dann lief Tad den ganzen Nachmittag hinter ihm her und rief: ›Cuuujo … hiier, Cuuujo‹.«
    Jetzt lachten sie beide.
    »Ich komme mir so blöd vor«, sagte Donna. »Wenn ich nur mit der Standardgangschaltung umgehen könnte, würde ich deinen Jaguar fahren, während du weg bist.«
    »Sei froh. Der Jaguar hat Launen. Man muß ihm gut zureden.« Er schlug die Motorhaube zu.
    »Ooooh, du TROTTEL!« stöhnte sie. »Dein Teeglas steht noch drin.«
    Und er sah so komisch überrascht aus, daß sie laut loslachte. Gleich darauf lachte er mit. Es wurde so schlimm, daß sie sich wie zwei Betrunkene aneinander festhalten mußten. Mit runden Augen kam Tad hinter dem Haus hervorgelaufen, um zu sehen, was los war. Als er merkte, daß sie trotz ihres seltsamen Verhaltens noch einigermaßen normal waren, lachte er auch. Etwa um diese Zeit steckte Steve Kemp weniger als zwei Meilen entfernt seinen Brief ein.

    Später, als es schon dämmerte, die Hitze ein wenig nachließ und die ersten Glühwürmchen über den Hof schwirrten, setzte Vic die Schaukel in Bewegung, auf der sein Sohn saß.
    »Höher, Daddy! Höher!«
    »Noch höher, und du machst einen Looping, Junge.«
    »Dann schieb doch, Daddy! Schieb doch!«
    Vic gab Tad einen gewaltigen Schubs, und die Schaukel stieg in den Himmel, an dem schon die ersten Sterne erschienen. Tad kreischte vor Freude. Er warf den Kopf zurück, und seine Haare flogen.
    »Das war gut, Daddy! Noch mal!«
    Wieder schob Vic seinen Sohn an, diesmal von vorn, und Tad stieg hoch in die warme Nachtluft. Tante Ewie Chalmers wohnte in der Nähe, und Tads Schreie waren die letzten Laute, die sie hörte, als sie starb: ihr Herz versagte; eine seiner dünnen Wände war plötzlich (und fast schmerzlos) gerissen, als sie an ihrem Küchentisch saß, eine Hand an der Tasse Kaffee, in der anderen eine Zigarette; sie lehnte sich zurück, ihr wurde schwarz vor Augen, und irgendwo hörte sie ein Kind schreien, und einen Augenblick dachte sie, es seien Freudenschreie, aber als sie das Bewußtsein verlor, als hätte eine harte, aber nicht unfreundliche Hand

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