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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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noch nicht einmal, ob wir nicht auf dem Holzweg sind. Wie viele sind es?«, fragte sie, als ihr Kollege ächzend einen Packen Akten, die in Hängeregistraturen sortiert waren, auf ihren Schreibtisch lud.
    »Sechsundfünfzig Kartons«, antwortete Meyer. »Mit jeweils«, er bückte sich wieder über den Karton, »achtundzwanzig Karteien.«
    »Macht etwas mehr als fünfzehnhundert«, murmelte Grabbe wie ein auf Sprache reagierender Rechenroboter, während er mit der Schere ein Blatt Papier zerschnitt und die Einzelteile mit Magneten an die Pinnwand pappte.
    »Das wären knapp vierhundert für jeden, wenn wir uns zu viert dran machen.« Meyer stemmte beide Hände in den Rücken. »Und ganz nebenbei gefragt: Wonach suchen wir eigentlich?«
    »Nach Verbindungen zu Hertha Becker in Saarburg und Josef Pawelka oder zu seiner Tochter Elke Minar-Pawelka.«
    »Also auch zu Verviers?«
    »Nein, eher nicht. Wir sollten bei den alten Fällen anfangen und dann chronologisch vorgehen«, sagte Grabbe, der nun mit einem schwarzen Marker Verbindungslinien zwischen einzelnen Objekten auf der Magnettafel zog. »Da ist auch eine gute Portion Spürsinn gefragt …«
    Meyer schlug sich auf die von einer Zigarettenpackung ausgebeulte Brusttasche seines Hemdes. »Ich geh’ mal eine rauchen.«
    »Und ich habe noch eine Verabredung.« Grabbe zog seine Jacke von der Stuhllehne.
    »Was soll das heißen? Soll ich den ganzen Kram etwa alleine machen?«, rief Gabi empört. »Ich habe immer noch Überstunden abzubauen und lasse mir keine zusätzlichen aufhalsen.«
    »Du fängst mit Meyer schon mal an«, versuchte Grabbe sie zu beschwichtigen. »Walde ist bestimmt auch bald zurück, und ich werde mich beeilen.«
    »Wo willst du überhaupt hin?«
    »Zur Universität, ich treffe da einen klassischen Philologen, dem habe ich den lateinischen Text schon gemailt. Er hat vorhin angerufen, weil er eine Schrift gefunden hat, aus dem die Zeilen, die bei den Opfern gefunden wurden, stammen könnten. Der Text soll aus dem vierten Jahrhundert stammen, mehr hat er nicht verraten. Er hat sich ganz aufgeregt angehört. Für einen Latinisten ist es bestimmt spannend, bei einem Mordfall …«
    »Am besten, du gehst jetzt mal zu dem Typen«, unterbrach sie ihn.
     
    Er klingelte, und noch bevor er seinen Dienstausweis vor die Kamera halten konnte, ertönte der Türsummer. Walde hatte sich telefonisch angemeldet. Hinter ihm fiel das schwere Tor ins Schloss. Ein Weg aus großen Steinplatten, aus deren Fugen hier und da Löwenzahn sprießte, führte zu einem kleinen Rondell mit einem von Blumen umrahmten Goldfischbassin. Hier gingen zwei Wege ab, einer zum Klostergebäude, der andere in den Park in Richtung der riesigen Libanonzeder, die Walde von seinem Garten aus sehen konnte. Aus der vorgebauten Eingangstür mit dem spitz zulaufenden Dach kam eine junge Frau. Sie trug einen Kapuzenpulli und Jeans.
    »Herr Bock?«, fragte sie, freundlich lächelnd.
    »Ja.« Walde überlegte, ob sie vielleicht eine Novizin war oder hier ein freiwilliges soziales Jahr absolvierte.
    »Ich bringe Sie zu Schwester Edelberga. Sie ist im Gewächshaus.«
    Er folgte ihr an vermoosten Rasenflächen vorbei zu einem garagenbreiten Treibhaus, dessen Dachfenster aufgestellt waren.
    Während seine Begleiterin die Tür aufhielt, trat Walde ein. Zwischen zwei langen Regalen aus Aluminium, auf denen in Hüfthöhe Pflanzen in Töpfen und Kästen sprießten, führte ein schmaler Gang hindurch. Auf dem Boden sammelte sich Wasser in Pfützen. Trotz der Lüftung herrschte eine feuchte Schwüle.
    »Schwester Edelberga? Hier ist Herr Bock, er möchte Sie sprechen!«, rief die junge Frau und richtete sich an Walde: »Sie ist wahrscheinlich ganz hinten beim Pikieren.«
    Seine Begleiterin wandte sich zum Gehen und Walde arbeitete sich entlang eines Gartenschlauches und eines Elektrokabels, den Pfützen ausweichend, in das Innere vor. Von der Nonne, die auf einem Hocker vor dem Arbeitstisch saß, sah er zuerst nur die Haube.
    Sie musste ihn gehört haben. Dennoch drehte sie ihm den Rücken zu, während sie mit flinken Handbewegungen einzelne Pflänzchen aus einem grünen Bündel zog und diese jeweils in kleine Töpfe mit Erde einsetzte, in die sie mit dem Mittelfinger eine Vertiefung bohrte. Sie trug eine dunkle Ordenstracht, über die eine ähnliche Schürze gebunden war, wie er sie vorhin schon im Kloster auf dem Petrisberg gesehen hatte.
    »Mein Name ist Bock, ich komme von der Kriminalpolizei Trier. Sie sind

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