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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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überzeugt, dass sie das mit der nötigen Sorgfalt tun.«
    »Das Opfer hatte viele Beziehungen nach Deutschland.«
    »Was sagt Europol?«
    »Wurde nicht eingeschaltet, das haben wir auf dem kleinen Dienstweg geregelt.«
    »Oh!« Stiermann schaute strahlend von seinem Rechner auf. »Mainz hat die Planstelle genehmigt, für die ich mich heute stark gemacht habe.«
     
    Die Bürotür stieß nach etwa 45 Grad an und ließ sich auch mit Druck nicht weiter öffnen. Walde schlüpfte durch den engen Spalt und blieb stehen. Zwischen den Kartons auf dem Boden führten zwei Pfade zu Gabis und Grabbes Schreibtischen. Grabbe war mit Meyer dabei, eine zweite Reihe Kartons wie eine Trennwand zwischen den Arbeitsplätzen aufzustapeln.
    »Was sagt Stiermann?«, rief Gabi.
    »Wir kriegen Verstärkung, er hat heute von Mainz eine Planstelle bewilligt bekommen.«
    »Wurde auch Zeit«, kommentierte sie. »Wer ist es und wann fängt er oder sie an?«
    »Sobald das ganze Prozedere durch ist. Wir möchten da auch ein Wörtchen mitreden.« Walde sah zu Meyer, der mit einem quietschenden Stift eine Jahreszahl auf eine der Kisten schrieb.
    »Toll, und wer hilft uns jetzt?«
    Walde wies auf die Kartons. »Soll das eine Trennwand werden?«
    »Wir wollen die Kisten erstmal nach Jahreszahlen sortieren. Leider müssen wir dafür jeden Karton durchstöbern und beschriften.« Meyer versah eine weitere Seitenwand mit einer Jahreszahl.
    »Jedenfalls haben wir den Text schon mal entschlüsselt.« Grabbe ließ sich auf seinem Schreibtischstuhl nieder und nahm eine Notiz zur Hand. »Mein pfiffiger Latinist …«
    »Ich dachte, er ist Philologiker?«, warf Gabi ein.
    »Wie auch immer.« Grabbe ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Die Zeilen, die bei den Opfern in Grevenmacher und Saarburg gefunden wurden, konnte er eindeutig einem alten römischen Text zuordnen. Es handelt sich um einen Brief von Kaiser Konstantin.« Grabbe schaute in die Runde. »Soll ich ihn vorlesen?«
    Als Walde nickte, hob er an: »Aeterna et religiosa incomprehensibilis pietas, dei nostri nequaquam.
    Nun die dritte Zeile, die bei Knauer gefunden wurde: permittit humanam condicionem.
    Und jetzt die vierte von Frau Becker aus Saarburg: diutius in tenebris oberrare.«
    »Hast du auch eine Übersetzung?« Gabi klang genervt.
    »Na klar. Ich hätte es nicht besser übersetzen können.« Er nahm einen dozierenden Ton an: »Die ewige und heilige, unbegreifliche Güte / unseres Herrn erlaubt nicht / dass das Menschengeschlecht längere Zeit im Dunkeln irrt.« Grabbe schaute in die Runde. »Das waren die ersten vier Zeilen und zum besseren Verständnis noch den Rest des Abschnitts.« Er holte tief Luft. »Und lässt nicht den bösen Willen mancher so sehr obsiegen / dass sie nicht durch ihr hell leuchtendes Licht den heilsamen Weg kundtäte und verliehe, sich zur Regel der Gerechtigkeit zu bekehren.«
    »Kannst du das noch mal wiederholen?«, forderte Gabi ihn auf.
    Grabbe kam ihrer Bitte nach und gab dann den Text an Gabi weiter, die ihn gleich an Walde hinüberreichte.
    »Selbst die Übersetzung ist ja schon kaum zu verstehen. Der Herr setzt sich gegen das Böse durch und zeigt den heilsamen Weg, sich zur Regel der Gerechtigkeit zu bekehren.« Walde schaute auf das Blatt.
    »Das soll Konstantin an die Bischöfe geschrieben haben, die sich in Arles getroffen haben. Zu einer Zeit, als er selbst noch kein Christ war«, erläuterte Grabbe.
    »Wo liegt er begraben?«, fragte Gabi.
    »In Konstantinopel. Er hat sich erst auf dem Sterbebett taufen lassen. Mit der Taufe sollte eine Befreiung von allen Sünden einhergehen, von denen er reichlich auf dem Kerbholz hatte, und beerdigen ließ er sich in einem Mausoleum, angeblich zwischen allen zwölf Aposteln oder zumindest zwischen Sarkophagen mit Reliquien von ihnen.«
    Walde gab das Blatt an Grabbe zurück. »Die Zeilen eins und zwei könnten in Verviers und Koblenz übersehen worden sein.«
    »Gut möglich.« Grabbe nickte.
    »Schlimmer finde ich«, nuschelte Meyer, »dass wir nicht wissen, für wen die Zeilen fünf und sechs vorgesehen sind.«
     
    Am Nachmittag trainierte Huck in der Scheune. Statt des Kurzschwerts benutzte er das Holzschwert. Es war zwar deutlich leichter und brachte, was die Kraft anging, keinen Trainingseffekt, aber er konnte sein Kampfschwert schonen, während er immer wieder auf den Pfahl in seiner Scheune einschlug, mal in Höhe der Knie, mal höher bis zum Kopf zielend. Das leicht gebogene runde Schild ließ ihn

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