Cupido #1
Beach Police Department. Obwohl C. J. ihn von ihrem Platz nur im Profil sehen konnte, war es offensichtlich, dass er ein attraktiver Mann war. Ausgeprägte Wangenknochen, kräftiges Kinn. Na wunderbar. Ein eleganter, schöner Serienmörder. Die Liebesbriefe der Einsamen und Gestörten würden wahrscheinlich ab morgen Nachmittag das Gefängnis von Dade County überfluten.
C. J. fiel außerdem auf, dass er unter den Handschellen eine Rolex trug und im linken Ohr einen fetten Brillanten. Deswegen also saß Lourdes Rubio neben ihm. Sie war gut, aber auch nicht gerade billig. Die Handschellen waren an einer Kette befestigt, die sie mit den Fußketten verbanden. Offensichtlich hatten die Jungs vom Gefängnis sich Mühe gegeben, ihn fürs Fernsehen schön zu machen. C. J. wunderte sich nur, dass sie ihm nicht auch noch eine Maske verpasst hatten wie Hannibal Lector in Das Schweigen der Lämmer.
In diesem Moment wandte Bantling den Kopf und beugte sich lächelnd zu Lourdes herüber. C. J. bemerkte seine perfekten Zähne. Ohne das blaue Auge sah er unbestreitbar gut aus. Er wirkte bestimmt nicht wie ein Serienmörder – aber das hatte Ted Bundy auch nicht getan. Wie oft entpuppte sich der nette Großvater von nebenan als Kinderschänder; wie oft war der Vorstandsvorsitzende eines Großunternehmens ein gewalttätiger Ehemann. Die Dinge waren eben nie so, wie sie schienen. Und wahrscheinlich war es sein gutes Aussehen gewesen, mit dem Bantling die Mädchen hatte aus den Clubs locken können. Sie rechneten mit einem ausgewiesenen Ungeheuer, einem schmierigen, ekelhaften, dreiäugigen Monster mit Mundgeruch und einem Messer, in dem sie auf den ersten Blick Cupido erkennen würden. Aber nicht mit einem charmanten Cappuccino–Trinker im Armani–Anzug mit Rolex, Jaguar und dem perfekten Lächeln.
«Bitte erheben sie sich!» Die Gerichtsdienerin öffnete die hintere Tür des Gerichtssaals, und herein trat ein resoluter Richter Katz. Als Erstes warf er einen finsteren Blick in die grobe Richtung von William Bantling.
Er kletterte auf den Richterstuhl und setzte sich. Er rückte sich die Brille auf der Nasenspitze zurecht, und dann warf er weitere finstere Blicke in den Saal.
«Die Verhandlung ist eröffnet!», bellte die Gerichtsdienerin. «Den Vorsitz führt der Ehrenwerte Richter Irving J. Katz! Setzen und Ruhe, bitte.»
Richter Katz sah sich mit verachtungsvollen Blicken schweigend in seinem Reich um. Minutenlang erfüllte nervöses Schweigen die Luft, nur hier und da war ein Rascheln von Papier oder ein gedämpftes Husten zu hören. Endlich räusperte er sich und begann: «Wir sind hier zusammengekommen im Fall Der Staat Florida gegen William Rupert Bantling, Aktenzeichen F zweitausend–eins–sieben– vier–zwei–neun. Die anwesenden Anwälte, bitte weisen Sie sich für das Protokoll aus.» Sehr förmlich. C. J. und Lourdes standen beide auf.
«C. J. Townsend für den Staat Florida.»
«Lourdes Rubio für den Beschuldigten.»
Der Richter fuhr fort. «Der Tatvorwurf lautet auf Mord. Sie treten hier zu Ihrer ersten Anhörung auf, Mr. Bantling, wie sie das Gesetz von Florida vorschreibt, um festzustellen, ob hinreichender Tatverdacht vorliegt und damit der Haftbefehl, der sich auf die Vorwürfe gegen Sie begründet, rechtmäßig ist. Wird hinreichender Tatverdacht festgestellt, werden Sie ohne Kaution bis zum Prozessbeginn in die Untersuchungshaft im Dade–County–Gefängnis zurückgeschickt. Nachdem das geklärt ist, Madame Clerk, bitte reichen Sie mir das Verhaftungsprotokoll, damit ich es lesen kann.»
Richter Katz war forsch, er sprach klar und betonte sorgfältig jedes Wort. Im Fernsehen würde er großartig rüberkommen. An jedem anderen Tag hätte er in der gleichen Zeit mindestens zehn Angeklagte abgefertigt. Während er nun so tat, als lese er das Verhaftungsprotokoll, raschelte und flüsterte es im Gerichtssaal. Kameras sirrten und Gerichtszeichner zeichneten.
«Ruhe bitte!», kläffte die Gerichtsdienerin, und es wurde still.
Nachdem Richter Katz fünf Minuten lang angestrengt die Stirn gerunzelt hatte, blickte er von dem dreiseitigen Protokoll auf. Mit einer Stimme, die vor Verachtung nur so triefte, erklärte er laut: «Ich habe das Verhaftungsprotokoll gelesen. Und ich stelle hiermit fest, dass hinreichender Tatverdacht vorliegt, aufgrund dessen William Rupert Bantling wegen Mordes an Ms. Anna Prado vor Gericht gestellt wird. Es wird keine Kaution festgesetzt. Der Beklagte bleibt im Gewahrsam der
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