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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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nichts war verändert. Dann sagte er ganz leise: »Staub, alles nur Staub. Dieses Zimmer, dieser Augenblick … Staubkörner, die um die ganze Welt verteilt sind, die auf fünfhundert Sekunden oder mehr verteilt sind. Aber das Ganze bleibt zusammen, es zerfällt nicht. Verstehst du denn nicht, was das bedeutet?«
    Der Dschinn erschien, aber Paul ließ ihn nicht zu Wort kommen. Sein Redefluß war nicht zu stoppen. Jetzt verstand er.
    »Stell dir vor … ein Universum ohne jede Struktur, ohne Gestalt, ohne Bezüge. Eine Wolke mikroskopisch kleiner Ereignisse, wie Bruchstücke der Raumzeit … nur, daß es keine Zeit und keinen Raum gibt. Was charakterisiert jeden Punkt im Raum zu einem beliebigen Zeitpunkt? Nur die Werte der Kraftfelder einiger Atombausteine, eine Handvoll Zahlen. Also … vergiß Dinge wie Orte, Beziehungen, Ordnung – und was bleibt? Eine Wolke zufälliger Zahlen. Das ist es! Und es ist alles ! Es gibt überhaupt keine Ordnung im Kosmos – nichts dergleichen wie Zeit, Entfernung, physikalische Gesetze, Ursache und Wirkung.
    Und … wenn das Muster, das ich verkörpere, sich von selbst aus all den anderen Vorgängen auf diesem Planeten zusammensetzen kann, warum sollte das Muster, das wir ›Universum‹ nennen, sich nicht von alleine zusammensetzen, sich selbst finden und sinnvoll machen? Wenn ich selbst als eine zusammenhängende Vorstellung von Ort und Zeit aus Daten entstehen kann, die so weit verstreut sind, daß sie auch Teil einer riesigen Wolke aus Zufallszahlen sein könnten … was macht dich dann so sicher, daß mit dir nicht genau dasselbe geschieht?«
    Auf der Miene des Dschinns wechselten Besorgnis und Ärger. Zschwitt. »Paul, was soll das? ›Die Raumzeit ist nichts weiter als ein willkürliches Ordnungsprinzip, das Universum ist ein Ozean zusammenhangloser Ereignisse …‹ Deine Behauptungen ergeben keinen Sinn – man kann daran glauben, wenn man will. Aber was macht es für einen Unterschied?«
    »Was für einen Unterschied? Unsere Wahrnehmung – ach was! – unsere Existenz beruht auf einer bestimmten Anordnung möglicher Ereignisse. Aber warum sollte diese Anordnung die einzig mögliche sein? Es gibt keinen Grund, anzunehmen, daß das Muster, das wir gefunden haben, die einzig sinnvolle Möglichkeit ist, diesen ›Staub‹ zu ordnen. Es muß Milliarden anderer Universen geben, die neben uns, mit uns existieren, aus demselben Stoff gemacht sind – die nur anders geordnet sind. Wenn ich Ereignisse, die Tausende von Kilometern und Hunderte von Sekunden auseinander liegen, als unmittelbar benachbart und gleichzeitig empfinden kann, dann kann es doch Welten geben – und Lebewesen –, die aus dem aufgebaut sind, was wir als einzelne Punkte der Raumzeit ansehen, über die gesamte Milchstraße, über das ganze Universum verstreut. Wir sind nur eine von vielen Lesarten eines gigantischen kosmischen Anagramms … Wie absurd, ernsthaft zu glauben, wir wären die einzige!«
    Zschwitt. Durham schnaubte verächtlich. »Ein kosmisches Anagramm? Und kein einziger Buchstabe ist übriggeblieben? Wenn du recht hättest und die Welt tatsächlich eine ›Buchstabensuppe‹ wäre – müßte es dann nicht ziemlich unwahrscheinlich sein, daß sich daraus die Ordnung machen ließe, die wir überall beobachten?«
    Paul dachte nach. »Wir beobachten keineswegs überall Ordnung. Das Universum ist auf der Ebene der Quantenphysik zufällig. Makroskopisch sieht es geordnet aus, tatsächlich – und im Kleinen löst sich alles in Unbestimmtheit und Unschärfe auf. Wir haben den Zufall auf die Ebene des Mikrokosmos zurückgedrängt.«
    Zschwitt. Der Dschinn war sichtlich bemüht, nicht die Fassung zu verlieren. »Paul … das alles läßt sich nicht nachweisen. Wie sollte man einen Planeten erkennen, dessen Materie quer über das Universum verteilt ist? Ganz zu schweigen davon, wie man mit seinen Bewohnern Kontakt aufnehmen sollte. Was du da sagst, hat – rein theoretisch! – eine gewisse Berechtigung: Man drehe das Universum durch die Mühle, bis es zu feinem Staub zermahlen ist, und setze es neu zusammen – und vielleicht entsteht dabei eine durchaus akzeptable, vernünftige Welt. Aber solche Welten sind für uns unzugänglich und nicht beobachtbar. Das alles ist nur ein Streit, wie viele Engel auf der Nadelspitze Platz finden.«
    »Wie kannst du das behaupten! Ich bin neu zusammengesetzt worden … ich komme aus einer anderen Welt!«
    Zschwitt. »Wenn du in einer anderen Welt warst, dann in einer

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