Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
weiteren halben Minute brachte er es heraus: »Wenn das dein Wunsch ist.«
Sie hörte, dass sich der Klang seiner Stimme verändert hatte, vernahm die Wut, die darin mitschwang. Sie blieb stehen, verkrampfte sich, dann hob sie den Kopf. Ihre Stimme hatte einen Klang, den er noch nie zuvor bei ihr wahrgenommen hatte. »Ich selber habe Wünsche und Bedürfnisse, die du in unserer Ehe nicht zu erfüllen bereit bist. Ich möchte nur sicherstellen, dass ich, wenn ich deine Bedürfnisse befriedige, auch meine eigenen Ziele verfolgen kann.«
Abrupt und mit hoch erhobenem Kopf drehte sie sich zu ihm herum, der Ausdruck in ihrem Gesicht war genauso entschlossen wie der seine. »Und genau das verlange ich von unserer Ehe. Ich glaube nicht, dass du mir das verweigern kannst.«
Ihre hellen Augen leuchteten, obwohl sie verhangen waren. Der Abstand zwischen ihnen hatte sich vergrößert, was er zufrieden zur Kenntnis nahm. Er musste große Disziplin aufbringen, um sich ruhig zu verhalten und nicht die Arme nach ihr auszustrecken.
Als er sicher war, dass er sich ein Stück weiter vorwagen konnte, senkte er den Kopf. »Nun gut, Madam. Wir haben eine Vereinbarung.«
Sie ließ sich nicht anmerken, dass der abgehackte Ton seiner Stimme sie verunsicherte. Kühl warf sie den Kopf zurück, drehte sich um und schritt auf die Tür zu, die zu dem zweiten Turm führte. »Ich nehme an, das Frühstück wird bald serviert.«
Er musste tief einatmen, ehe er sagen konnte: »Wenn du willst, kannst du in unseren Gemächern bleiben.« Er folgte ihr nach. »Niemand wird uns heute Morgen oder überhaupt heute erwarten.«
Sie öffnete die Tür und drehte sich herum, als er näher kam. Sie blickte ihn kurz an und schob sich mit erhobener Augenbraue an ihm vorbei. Dann schüttelte sie den Kopf, drehte sich herum und ging in den Turm. »Ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, sich zu verstecken. Ich glaube, ich sollte von Anfang an alles genauso machen, wie ich es in Zukunft tun werde.«
Gyles hielt die Tür auf und sah, wie sie durch das Turmzimmer und anschließend die Treppe hinunterging. Dabei warf sie keinen einzigen Blick zurück. Er trat über die Schwelle, schloss die Tür und ging hinter ihr die Treppe hinunter.
Sie hatte zugestimmt, all das zu sein, was er von einer Ehefrau verlangte. Innerhalb einer Stunde war er darüber informiert worden, dass sie ihren Teil der Abmachung erfüllen konnte und würde. Warum er jetzt so schlecht gelaunt war, konnte er nicht verstehen. Vielleicht bedeutete es, dass, wenn sie schwanger war, die praktischen Aufgaben in ihrer Ehe sie nicht genügend befriedigen und keine große Herausforderung für sie darstellen würden, um sie daran zu hindern, ihre eigenen, noch ungenannten Ziele zu verfolgen.
Nicht, dass er sie unbedingt kennen wollte - er konnte erahnen, worin sie bestanden.
Während er mit der Kaffeetasse in der Hand am Kopf des Frühstückstisches saß und sich gegenüber den Kriegsgeschichten, die sein Großonkel Mortimer ihm erzählte, taub stellte, machte Gyles sich innerlich Vorwürfe, dass er alldem zugestimmt hatte. Am anderen Ende des Tisches, durch sechzehn neugierige ältere Verwandte von ihm getrennt, saß seine Frau und gab mit heiterer Miene gelassen und anmutig Bestellungen auf.
Francesca spürte seinen Blick, seine Unzufriedenheit mit der Vereinbarung, die sie getroffen hatten und die sie nicht unbedingt gewollt hatte, obwohl sie bereit war, sie zu akzeptieren. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob er ihrem Vorschlag zustimmen würde, aber da er dies jetzt getan hatte, wussten beide, wo sie standen, und es ging jetzt nur noch darum, mit ihrem Leben voranzukommen.
Und sich mit der zweiten Wahl abzufinden.
»Nun, meine Liebe - oder soll ich lieber ›Mylady‹ sagen?«
Francesca blickte auf und sah, dass Charles sie anlächelte, während er den Stuhl neben ihr heranzog. Die entfernte Cousine, die vorher da gesessen hatte, war gerade gegangen, um die Magd beim Packen ihrer Koffer zu beaufsichtigen.
»Onkel.« Einem Impuls folgend stand sie auf und küsste Charles’ Wange.
Er strahlte und tätschelte ihre Hand. »Geht es dir gut?«
»Ja, sehr gut.« Mit einem raschen Lächeln setzte sich Francesca auf ihren Stuhl. Während Charles seinen Stuhl einnahm, blickte sie um sich. »Kommt Ester runter?«
»Bald.« Charles breitete die Serviette aus, die ihm ein Lakai reichte. »Franni schläft noch.«
»Sie schläft noch?« Franni stand gewöhnlich im Morgengrauen auf.
»Wir
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