Daddy Uncool
sagte Caitlin zu Amanda.
»Bis später, Süße«, erwiderte Amanda. Sie drehte sich zu mir um und sah mich ernst an.
»Wir müssen uns über Caitlin unterhalten«, sagte Amanda demonstrativ. Sie hatte ihre Stimme gesenkt, und die Worte klangen fast wie ein Zischen.
Mir rutschte das Herz in die Hose. Caitlin und ich waren wohl doch nicht so clever, wie wir dachten. Ich öffnete den Mund, um ihr zu erzählen, dass ich sie angelogen hatte, dass Caitlin gar nicht Mels Tochter war. Meine rationale Begründung war, dass wir jetzt quitt waren. Amanda hatte wegen Nick Belagio gelogen. Ich hatte wegen Caitlin gelogen. Ich steuerte sie zu einem diskreten Tisch hinüber.
»Es geht um das Java Jamboree und das Gesundheitsamt«, sagte Amanda. »Es ist nicht so, wie es scheint.«
Sie sah sich um, als ob sie sich davor fürchtete, dass jemand mithören könnte. Sie lehnte sich verschwörerisch zu mir herüber.
»Als Allererstes muss ich ein Geständnis machen«, sagte Amanda. Sie sah auf den Tisch und fuhr imaginäre
Spuren darauf mit einem langen roten Fingernagel nach.
Oh, verdammt, dachte ich; weitere Neuigkeiten über Nick Belagio. Darum hatte sie für ein Essen zu zweit eingekauft.
»Ich habe heute früh beim Java Jamboree angehalten, um mir einen Kaffee zu holen«, offenbarte Amanda schließlich.
Ich seufzte vor Erleichterung. Eine Sünde in Bezug auf das Java Jamboree konnte ich verzeihen.
»Wie auch immer, als ich mir gerade die Milch nahm, sah ich Caitlin und ihren Bruder - sie sehen sich so gar nicht ähnlich, oder?«
»Wenn du genauer hinsiehst, wirst du die Familienähnlichkeit entdecken«, log ich.
»Jedenfalls fand ich es ein bisschen eigenartig, zwei Kids dort ganz allein zu sehen. Es war nicht so, dass ich neugierig war oder so etwas. Sie saßen an einem Tisch in der Ecke und starrten sich gegenseitig an. Ich wollte gerade hinausgehen, als ich beobachtete, dass sie eine Reisetasche öffneten und sie auf die Seite kippten.«
Wohin würde diese Geschichte wohl führen?
»Das ist seltsam, dachte ich, also blieb ich einen Augenblick stehen, und du wirst nie erraten, was ich als Nächstes sah.«
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keine Ahnung, worauf sie hinauswollte.
»Dann kroch eine verdammte Ladung Ratten aus der Tasche.« Amanda schauderte bei der Erinnerung daran. »Sie schnüffelten dort herum, wo Caitlin und
ihr Bruder saßen, also bewegten sie ihre Füße, und die Kreaturen rannten in verschiedenen Richtungen davon.«
»Was?«, fragte ich. »Ratten? Sie leerten eine Tasche mit Ratten im Java Jamboree?«
Amanda nickte.
»Ratten.« Sie schüttelte sich. »Ich hasse Ratten. Zunächst bemerkte niemand etwas. Alle saßen einfach herum, nippten an ihren Getränken und hörten der Musik von Norah Jones zu.«
»Lass mich das klarstellen«, sagte ich. »Du hast gesehen, dass Caitlin und Ollie in das Java Jamboree gingen und dort eine Tasche voller Ratten geleert haben.«
Amanda nickte. Der Ausdruck in ihrem Gesicht spiegelte Entsetzen wider, sie wirkte viel beunruhigter als bei unserer Auseinandersetzung über ihre sexuelle Affäre.
Ich brauchte einen Moment, um diese Information zu verdauen.
»Und niemand hat sie dabei beobachtet?«, fragte ich. »Bist du dir da ganz sicher?«
»Nur ich«, sagte Amanda. »Nachdem sie die Ratten aus der Tasche gelassen hatten, standen sie auf und verließen vollkommen unbeteiligt den Laden.«
Irgendwo in der Nähe schlug eine Uhr sieben Mal, es war 19.00 Uhr. Ich legte meinen Kopf auf den Tisch.
»Bist du okay, Alex?«, fragte Amanda. Sie hatte bemerkt, dass ich leicht zitterte. Ich hob meinen Kopf wieder: Ich konnte die Druckstelle fühlen, wo meine Stirn auf dem Tisch gelegen hatte.
»Das ist doch wahnsinnig komisch«, sagte ich endlich.
»Ich meine, wie sind sie nur auf so eine Idee gekommen? Ganz zu schweigen davon, an die Ratten zu kommen, sie freizulassen und aus dem Laden zu gehen, bevor der Manager sie entdeckt hatte.«
Amandas Gesicht war versteinert. Offensichtlich fand sie das nicht so amüsant wie ich.
»Komm schon, Amanda«, sagte ich. »Entspann dich.«
»Es ist eine ziemlich ernst zu nehmende Sache, so etwas zu tun«, beharrte Amanda. »Was, wenn irgendeine alte Lady einen Herzinfarkt bekommen hätte?«
»Aber es hatte ja niemand einen Herzinfarkt.«
»Sie könnten eine Menge Ärger bekommen«, ließ Amanda nicht locker.
»Ja, werden sie aber nicht«, sagte ich. »Niemand hat sie gesehen außer dir.«
Ich wartete darauf, dass sie mir
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