Daddy Uncool
Richtung, aber keiner von uns beiden beachtete den anderen. Sein Erscheinen kurz nach der Kundenlawine verwunderte mich. Was ging hier eigentlich vor? Vielleicht war auf der Straße die Parole ausgegeben worden, dass die Wiederkunft Christi im Bean & Gone stattfinden sollte.
Ich schlängelte mich zu Mel durch, um herauszufinden, ob sie geheime Informationen erhalten hatte. Ganz sicher gab es einen Grund dafür, dass Kenny gekommen war. Mel sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.
»Das Java Jamboree ist geschlossen.«
»Was?«
»Kenny hat es mir gerade erzählt«, erklärte sie mir. »Ratten. Jemand hat das Gesundheitsamt verständigt, und sie haben den Laden dichtgemacht.«
Ich fing an zu lachen. Ich konnte nicht anders. Lange, zügellose Lachsalven kamen tief aus meinem Innersten.
Ich hielt mich am Tresen fest, während Kunden darauf warteten, dass meine Krämpfe vorbeigingen und ich ihnen ihre Soja-Lattes geben konnte.
»Das ist urkomisch«, sagte ich.
»Vorsichtig«, sagte Mel vorwurfsvoll. »Du solltest nicht über das Unglück anderer lachen.«
»Oh ja, du hast recht«, sagte ich. »Die armen Aktionäre. Entschuldige, dass ich so herzlos war.«
Mel lächelte kaum merklich, während sie einem Gast eine Fünfzigpfundnote wechselte.
»Mach weiter. Man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist«, schalt sie mich.
»Hast du noch weitere kleine Perlen des Wissens, die du mit mir teilen willst, oder war es das fürs Erste?«, fragte ich. Ich wollte eigentlich nur einen Scherz machen, fragte mich aber nach der Stimmung, die in letzter Zeit zwischen uns herrschte, ob sie es vielleicht falsch verstanden hatte.
»Es tut mir leid, stören zu müssen«, sagte ein Mann, der ein schlafendes Baby in einer Schlinge trug. (Das war der Vorteil, dass ich meine Tochter erst als Teenager kennengelernt hatte; ich musste nie unter der Erniedrigung leiden, diese entmannende Vorrichtung zu tragen.) »Dauert es noch lange mit meinem Kaffee?« Der Mann hatte kaum noch Haare und drückte äußerstes Missfallen aus.
Die Java-Jamboree-Nachricht hatte mich hochmütig gemacht. Ich dachte darüber nach, ob ich ihm ein paar Frechheiten um die Ohren hauen sollte.
»Tut mir leid, dass Sie warten mussten, Sir«, sagte ich. »Ich werde Ihnen nur einen davon berechnen.«
Er taute etwas auf. »Danke sehr«, sagte er. »Das ist sehr freundlich.«
Eigentlich nicht, nur gute Geschäftspolitik, dachte ich und überlegte, dass ich immer noch zwei Pfund verdient hatte. Ich hatte das Gefühl, dass er und seine verklemmte Frau wiederkommen würden. Ich war hingerissen davon, dass meine Vorstellungen, abgesehen von den unergründlichen Beziehungen zu Caitlin, Amanda und Mel, offensichtlich realisierbar waren. Sie boten mir wirklich die Chance zu einem neuen Leben. Und das war mehr, als ich mir erhofft hatte, als ich heute Morgen aufgestanden war.
24
Ich schickte Mel früh nach Hause. Ich versuchte, versöhnlich zu sein, was die Situation mit Kenny anging, und mit Mel wieder eine normale Ebene zu finden. Der Nachmittag war überwältigend gewesen, aber sie hatte hart gearbeitet und sich von dem Ansturm auf die Muffins und den Forderungen nach weniger Schaum auf Vanille-Lattes nicht aus der Fassung bringen lassen. Die letzten Stunden kamen mir wie in dem Film Zulu vor, als wären Mel und ich die beherzten rot bejackten Soldaten, die von den einheimischen Horden überrannt wurden.
Caitlin half uns im Bean & Gone. Während ich begeistert beobachtete, wie sie sich bemühte, und dankbar für die Hilfe war, fragte ich mich, ob da etwas vorging, von dem ich nichts wusste. War sie von der Schule geflogen? Spielte sie so ein Psychospielchen mit mir? Hatte Amanda sie angewiesen, einen neuen Versuch zu starten? Hatten Ollie und sie etwas entdeckt, mit dem keiner von beiden gerechnet hatte? Es spielte kaum noch eine Rolle, nahm ich an. Ich war vollkommen unentschlossen, was Caitlin anging. Ich musste dennoch mit Joan Widdicombe sprechen und erwog, ob ich einfach den Stecker ziehen oder Amandas und Caitlins aufkeimende Beziehung als Hilfsmittel
benutzen sollte, näher an beide heranzukommen. Natürlich wusste ich, dass ich Caitlins wahre Identität nicht auf Dauer verbergen konnte.
Als die Kunden sich allmählich in den Abend verabschiedeten, sah ich auf und entdeckte Amanda, die mit Caitlin plauderte.
»Caitlin, kannst du die Geschirrspülmaschine ausräumen?«, fragte ich, während ich mich den beiden näherte.
»Wir sehen uns dann später«,
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